10xDNA – Das Mindset der Zukunft. Frank Thelen
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СКАЧАТЬ Fortschritte verlaufen exponentiell, oft kommen grundlegend neue Lösungen für ein Problem aus Richtungen, die man gar nicht für möglich gehalten hätte. So wurde Cloud Computing, ein fundamental neuer Weg, um Serverkapazitäten zu nutzen und zu skalieren, nicht von Microsoft oder SAP erfunden. Es war der Online-Händler Amazon, der seine brach liegenden Serverkapazitäten für andere öffnete und so ein vollkommen neues Geschäftsmodell erfand.

      Wir Menschen können diese komplexen und oft überraschenden Zusammenhänge selten begreifen. Daher schätzen wir kurzfristige Effekte von Innovationen und ihre langfristigen Auswirkungen falsch ein.

      Die visionärsten Erfinder und Gründer haben die 10xDNA verinnerlicht. Doch auch oder gerade sie haben es nicht immer einfach. Denn oftmals können zunächst nur sie selbst ihre Visionen sehen. Es erfordert Mut, an einer Vision zu arbeiten, während einen die Mehrheit für verrückt hält. Und es erfordert die Geduld, auch dann noch an der Idee festzuhalten, wenn alle anderen sich bereits enttäuscht abgewandt haben.

      Zudem benötigt exponentielles Denken das inhärente Vertrauen in den technologischen Fortschritt. Auch wenn es historisch gesehen keinen Zweifel daran gibt, lässt sich dieser Fortschritt oft nur schwer greifen.

      Ein Beispiel: Als das Human Genome Projekt im Jahr 1990 mit dem Ziel gestartet wurde, bis 2005 das komplette menschliche Genom zu entschlüsseln, waren viele skeptisch, darunter auch Wissenschaftler. Mit den besten damals zur Verfügung stehenden Computern hätte es rund 1.000 Jahre gedauert, das gesamte Genom zu scannen. Die methodischen Fortschritte innerhalb des Projekts und die ständige Verbesserung der Computerleistung sorgten schlussendlich dafür, dass das Projekt nach 13 Jahren, zwei Jahre vor dem gesetzten Ziel, erfolgreich beendet werden konnte.

      Die 10xDNA ist kein blindes Hoffen auf den technologischen Fortschritt oder ein angeborenes Bauchgefühl. Vielmehr ist sie die Kombination aus fundamentalem Wissen in Bereichen wie Physik, Chemie und Informatik, gepaart mit sehr vorausschauendem Denken. Drei wissenschaftliche Theoreme verdeutlichen dies anschaulich.

      Theoreme sind Lehrsätze, die durch logische Schlussfolgerungen bewiesen werden können bzw. Tatsachen, die sich aus bereits etablierten Tatsachen ableiten lassen.

      Moore’s Law

      Das bekannteste dieser drei Theoreme wurde 1965 vom Intel-Mitgründer Gordon Moore formuliert. Ursprünglich sagte es den Fortschritt bei der Entwicklung von Computerchips voraus. Alle 18 Monate, so Gordon, werde sich die Anzahl der Transistoren auf einem Prozessor verdoppeln. Die Leistungsfähigkeit der Prozessoren nehme also über die Zeit exponentiell zu.

      Moore’s Law hatte die letzten 50 Jahre Bestand. Die Anzahl der Transistoren pro Chip wuchs exponentiell und sorgte dafür, dass die Computer immer besser und die Prozessorleistung immer bezahlbarer wurden. Unsere heutigen Smartphones haben rund 100.000 mal mehr Prozessorpower und rund 1.000.000 mal mehr Arbeitsspeicher als jene Rechner, die die erste Mondlandung ermöglichten.

      Speziell diese exponentielle Entwicklung brachte viele Sprung-Innovationen mit sich, denn mit immer mehr Rechenleistung konnten auch immer größere Probleme gelöst werden.

      Wright’s Law

      Das zweite wichtige Theorem zum besseren Verständnis des exponentiellen Fortschritts wurde in den 1930er Jahren vom US-amerikanischen Luftfahrtingenieur Theodore Paul Wright formuliert. Er entdeckte, dass die Stückkosten von Flugzeugen mit steigender Produktionsmenge konstant sanken. Seine Daten zeigten, dass je 1.000 produzierter Flugzeuge die Kosten pro Flugzeug um 15 % zurückgingen. Dieser Trend setzte sich mit steigender Produktion fort.

      Wright’s Law ist bei Wirtschaftswissenschaftlern auch bekannt als Erfahrungskurveneffekt und wurde in allen Details analysiert. Für exponentielles Denken hat das Theorem allerdings eine ganz entscheidende Bedeutung: Stellen heute die Kosten von Bauteilen eine Hürde dar und erscheint eine Innovation deshalb unwirtschaftlich, kann sie in naher Zukunft wirtschaftlich werden.

      Das aktuell populärste Beispiel sind Elektroautos. Während der Entwicklungsphase des Tesla Roadsters im Jahr 2006 lagen die Kosten für die Akkus noch bei über 300 Dollar pro Kilowattstunde. Das Akkupack eines Tesla Roadsters kostete über 15.000 Dollar, ein Angebot für den Massenmarkt war undenkbar. 2017, zum Start von Model 3, waren die Kosten schon auf 145 Dollar pro Kilowattstunde gesunken und das Akkupack verursachte rechnerisch nur noch Kosten von unter 5.000 Dollar. Heute kostet Tesla die Kilowattstunde weniger als 100 Dollar und der Preis wird immer kompatibler für den Massenmarkt.

      Auch in benachbarten Industrien kann Wright’s Law alles auf den Kopf stellen. Ist die stetige Kostendegression erst einmal in Gang, können sich Kostenstrukturen industrieübergreifend sehr schnell fundamental ändern. Dies birgt Chancen für disruptive Anbieter, die diese Entwicklungen im Blick haben. Die steigende Nachfrage und Produktion von Akkus für Elektroautos sorgt dafür, dass deren Produktionskosten sinken. Dies wiederum ermöglicht den wirtschaftlichen Einsatz von Akkus in zahlreichen anderen Industrien, zum Beispiel in E-Scootern, E-Bikes oder Elektrorollern. Man kann über die E-Scooter, die es inzwischen zuhauf in jeder Großstadt gibt, sagen, was man will.

      Kosten für Lithium-Ionen-Batterien

      In jedem Fall sind sie ein einwandfreies Beispiel dafür, wie die Effekte durch Wright’s Law in einer Branche (E-Auto) zum Entstehen eines vollkommen neuen Geschäftsfelds (E-Scooter) führen können.

      Kurzweil’s Law

      Das von Ray Kurzweil geprägte Axiom nennt sich eigentlich »the law of accelerating returns« und ist die zentrale Grundlage seiner Arbeiten. Ray sagt voraus, dass die Menschheit in ein Zeitalter des exponentiellen Fortschritts einsteigt, in dem die Fortschritte der nächsten hundert Jahre sich wie zwanzigtausend Jahre Fortschritt anfühlen werden.

      nanos gigantum humeris insidentes – Wir stehen auf den Schultern von Giganten.

      Bernardus Carnotensis, 1214

      Kern des Axioms ist die Erkenntnis, dass jede neue Generation von Wissenschaftlern und Tüftlern auf die Ergebnisse der vorherigen Generation zurückgreifen kann. Ein sehr einfaches Beispiel: Die Erfinder des Taschenrechners hatten nur Papier und Bleistift zur Verfügung. Die nachfolgende Erfindergeneration konnte schon mit Taschenrechnern arbeiten. Heutzutage haben Forscher Zugriff auf Supercomputer, künstliche Intelligenz und Gas-Chromatographen – ein ganzes Arsenal an Hightechtools.

      Gas-Chromatographen sind Instrumente, die in sehr sensitiven Analyseverfahren Gemische in einzelne chemische Verbindungen auftrennen können. So lassen sich auch extrem geringe Substanz- mengen nachweisen.

      Ein zweiter Faktor für den exponentiellen Fortschritt ist sehr banal: Es gibt immer mehr Akademiker und Forscher. Der britische Professor Derek de Solla Price stellte schon 1961 fest, dass »90 Prozent aller Wissenschaftler, die jemals auf der Erde gelebt haben, heute leben«. An der Zahl der seit 1900 vergebenen Doktortitel ist zu sehen, wie stark die Zahl der Akademiker zunimmt.

      Jährlich weltweit vergebene PHDs

      Immer mehr Forscher arbeiten mit immer mehr Wissen und immer besseren Werkzeugen an den Innovationen der Zukunft.

      Wer diese drei СКАЧАТЬ