Название: Der exzellente Butler Parker 30 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740965136
isbn:
Die Faust des Unscheinbaren wischte wirkungslos durch die Luft und brachte ihn prompt aus dem Gleichgewicht. Er stolperte, ruderte mit den Armen in der Luft herum und bemühte sich krampfhaft um Standfestigkeit.
»Sie hatten die Absicht, meiner bescheidenen Wenigkeit körperliche Unbill zuzufügen?« erkundigte sich Parker, ohne eine Miene zu verziehen.
Der Mann zog es vor, nicht darauf zu antworten, sondern einen neuen Angriff zu starten. Er visierte den Butler aus zusammengekniffenen Augen kurz an, holte weit aus und schickte seine Faust zu einem zweiten Versuch auf die Reise.
Parker dachte nicht daran, sich die Nase deformieren zu lassen. Er lüftete grüßend seine schwarze Melone und hielt sie wie unabsichtlich vors Gesicht.
Die Hand des Trenchcoat-Trägers schoß auf Parkers Gesicht zu, nahm Kontakt mit der Melone auf und ... wurde nachhaltig gestaucht. Die Wölbung der Kopfbedeckung war mit Stahlblech ausgefüttert und erwies sich als sehr widerstandsfähig.
Parkers übereifriger Gegner stöhnte beeindruckt, zog die schmerzende Hand zurück und untersuchte sie. Er hatte den schlimmen Verdacht, seine Hand mindestens angebrochen zu haben, und atmete erleichtert auf, als sich die Annahme als falsch herausstellte.
»Man hofft, daß Sie sich nicht allzusehr verletzt haben«, entschuldigte sich Parker und setzte die Melone wieder auf. »Man konnte sich aber des Eindrucks nicht erwehren, daß Sie meiner Person ein wenig gram sind und Schaden zufügen wollten.«
»Worauf Sie sich verlassen können!« Der Mann im Trenchcoat sah ein, daß mit reinem Körpereinsatz nichts zu machen war. Er erinnerte sich an seine Waffe und fingerte an den Knöpfen seines Mantels, um ihn zu öffnen.
Er hatte das kurzläufige Gewehr gerade hervorgezogen, als ihn etwas mit Urgewalt am Schlüsselbein traf. Er schrie entsetzt auf und vergaß umgehend seine bösen Absichten. Dann tastete er nach der getroffenen Stelle und vergewisserte sich, daß noch alles in Ordnung war.
Lady Agatha ließ ihren Pompadour ausschwingen und musterte grimmig den Mann. »Das wird Sie lehren, eine harmlose alte Frau anzugreifen«, sagte sie mit baritonal gefärbtem Organ. »In Zukunft passen Sie besser auf, -mit wem Sie sich anlegen.«
»Aber... ich will doch gar nichts von Ihnen«, japste er und musterte die Detektivin erschrocken. »Ich hab’ Sie bis eben ja nicht mal gesehen, verdammt noch mal.«
»Das war doch eine Beleidigung, Mister Parker?« erkundigte sich Agatha Simpson hoffnungsvoll bei ihrem Butler und rieb sich die Hände. »Ich denke, ich werde diesen Lümmel erst mal ordentlich ohrfeigen, um ihm Respekt beizubringen.«
Sie ließ ihrer Ankündigung die Tat folgen und holte genüßlich aus. Der Mann schaffte es nicht mehr, das Gesicht aus Lady Agathas Aktionsbereich zu bringen.
Ihre Rechte streifte seine linke Wange und vermittelte ihm das unangenehme Gefühl, dieses Körperteils verlustig gegangen zu sein. Er griff sich an die fragliche Stelle und atmete erleichtert auf, als er feststellte, daß sich die Wange noch an ihrem angestammten Platz befand.
»Möglicherweise sollte man sich an einem anderen Ort weiter unterhalten«, schlug Parker vor und dirigierte den Mann aus dem Zelt in Richtung Parkplatz. »Mein bescheidener Privatwagen steht hierfür zur Verfügung.«
Der Butler schob den Trenchcoat-Träger sanft, aber unnachgiebig und mit fester Hand vor sich her, Gleichzeitig erleichterte er ihn mit der Geschicklichkeit eines professionellen Taschendiebs.
Parker zog ihm aus dem Mantel eine Waffe, die Mylady interessiert musterte. Ein geeignetes Ziel für einen Probeschuß schien ihr wichtig zu sein.
»Ist das hier die Sicherung, Mister Parker?« fragte sie und deutete mit der Mündung der Waffe wie unabsichtlich auf den neben ihr Gehenden, während sie am Sicherungshebel spielte und ihn auf ›Feuer‹ stellte.
»Passen Sie doch auf, Lady! Das Ding ist geladen!« beschwor sie der unscheinbar aussehende Mann und schob entsetzt den Lauf der Waffe zur Seite. »Haben Sie eigentlich ’ne Ahnung, wie schnell so was losgehen kann?«
»Eine Frage, die man näher erörtern sollte«, bemerkte Parker, der sein hochbeiniges Monstrum aufschloß und den Trenchcoat-Träger in den Fond bat. »Sicher möchten Sie Mylady Näheres zu dem Auftrag mitteilen, der Sie hergeführt hat.«
»Einen Dreck möchte ich!« zischte der Unbekannte wütend und wurde plötzlich aktiv. Seine Hand fuhr in die Manteltasche und suchte dort das tückisch aussehende Klappmesser, das Parker längst sichergestellt hatte.
Verblüfft hielt er inne, als er in der leeren Tasche auf keinerlei Widerstand traf. Der Überraschte starrte verdutzt auf Parkers Hand, die ihm den gesuchten Gegenstand entgegenhielt.
»Suchten Sie dieses Messer, Sir?« fragte der Butler höflich. »Aus Gründen der Sicherheit hat man sich erlaubt, es für Sie in Verwahrung zu nehmen und dabei Ihr stillschweigendes Einverständnis vorausgesetzt.«
»Ich bring’ Sie um!« kündigte der Mann an und fuhr herum, um auf Parker einzudringen.
»Ihre Manieren lassen zu wünschen übrig, Sir«, teilte Parker ihm mit und machte ihn mit der Spitze seines Universal-Regenschirmes bekannt, die sich in seinen Solarplexus bohrte und sein Temperament umgehend dämpfte.
*
»Und hat er Ihnen gesagt, warum er auf die Frau geschossen hat?« erkundigte sich Mike Rander eine Stunde später, nachdem Lady Agatha und Parker in das altehrwürdige Fachwerkhaus nach Shepherd’s Market zurückgekehrt waren. Der etwa vierzigjährige Anwalt, der Lady Agathas immenses Vermögen verwaltete und verblüffend einem bekannten James-Bond-Darsteller ähnelte, war mit Kathy Porter aus seiner nahe gelegenen Kanzlei in der Curzon Street herübergekommen.
»Mitnichten, Sir«, antwortete Parker, der den Anwalt aus gemeinsam verbrachter Zeit in den USA kannte, wo sie viele Kriminalfälle gelöst hatten. »Der Schütze hüllte sich, wie der Volksmund sagt, in beharrliches Schweigen und war bislang nicht willens, eine Aussage zu machen.«
»Was sich aber bald ändern wird«, kündigte die Hausherrin grimmig an und fuhr mit der Hand durch die Luft, um zu zeigen, wie sie das Schweigen des Mannes zu brechen gedachte. »Ich werde mich mit diesem Subjekt eingehend befassen.«
»Sie haben ihn also hierher eingeladen, Mylady«, stellte Kathy Porter lächelnd fest. Die schlanke Frau von etwa dreißig Jahren sah berückend aus. Hochangesetzte Wangenknochen verliehen ihr einen gewissen exotischen Reiz.
Sie wirkte im allgemeinen wie ein scheues Reh, konnte sich aber in Sekundenschnelle in eine Pantherkatze verwandeln und war von Butler Parker in allen Spielarten fernöstlicher Verteidigungstechnik ausgebildet worden. Es war übrigens der Ehrgeiz und innigste Wunsch der Lady, ihre Gesellschafterin und Sekretärin mit dem Anwalt zu verheiraten. Zur Verwirklichung dieses Traumes tat Mylady alles.
»Mister Parker hat mir den Lümmel aufgeladen«, erklärte die Detektivin. »Es scheint sein Hobby zu sein, das Haus mit Gästen zu füllen, die ich durchfüttern muß.«
»Mylady haben die Möglichkeit, den Schützen des heimtückisch abgefeuerten Schusses einer intensiven Befragung zu unterziehen und so die СКАЧАТЬ