Die großen Western 113. Robert Ullmann
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Название: Die großen Western 113

Автор: Robert Ullmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die großen Western

isbn: 9783959792752

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СКАЧАТЬ allzu viel Vieh in die Berge verlief und in den Schluchten verlor, wie es schon seit Jahren der Fall war.

      Kerrigan führte eine Brändemethode ein, die viel besser funktionierte als die alte. Kerrigan wurde für den Rancher Wade Denson unentbehrlich. Denson sagte heute schon, dass er sich seine Ranch ohne den schweigsamen Texaner nicht vorstellen konnte. Denson hatte keinen Sohn, keine Nachkommen. Kerrigan wusste, dass ihm der Rancher den großen Besitz vielleicht einmal vererben würde. Es mochte sein, dass er wohl deshalb zu Denson und nicht zu Bret Stein gegangen war. Stein hatte eine Tochter. Patricia, die alle nur kurz Pat nannten, war ein wildes Mädel, das den größten Teil ihres Lebens im Sattel und an Lagerfeuern zwischen Reitern verbrachte.

      Pat war es, die aus Goldfield Tom Shawn mitbrachte, damit er Otis Kerrigan im Rodeo besiegte. Tom Shawn gefiel Costontino gar nicht, obschon er ihm nicht den geringsten Grund zur Sorge gab. Shawn war ein ruhiger Mann mit einem starken Willen. Aber es gefiel Costontino nicht, dass er zwei Revolver trug und manchmal seine Pferde misshandelte.

      Die Jungens der Mannschaft arbeiteten nur widerwillig unter ihm, das hatte er schon gemerkt. Und wenn sie jeden Monat in die Stadt kamen, um das Wochenende damit zu verbringen, die Whiskybestände der Saloons zu dezimieren, so sonderten sie sich immer von Shawn ab. Und Shawn schien das nicht unangenehm zu sein.

      Er hatte den seltsamen Mann immer nur allein auf der Weide angetroffen, finster vor sich hinbrütend, oder er war in Begleitung des Mädels. Bei ihr spielte er den Gentleman altmexikanischer Schule, machte ihr Komplimente, über die sie lachte, und stritt mit ihr in wohlgesetzten Worten, wie man sie nur von einem Rechtsanwalt hörte.

      Dieser Tom Shawn hatte also die Aufgabe, Otis Kerrigan zu schlagen. Shawn wusste, dass Pat auf ihn gesetzt hatte.

      Das war gar nicht so weit hergeholt, denn was Kerrigan an Muskelkraft besaß, glich Shawn durch Geschmeidigkeit aus.

      Ein Blick auf die Uhr mahnte Costontino zum nächsten Rundgang. Er erhob sich, stellte Flasche und Gläser in den Gewehrschrank, löschte die Lampe und ging hinaus. Sorgfältig verschloss er die Tür und horchte. Aber nichts war anders als sonst am letzten Tage vor dem Rodeo. Überall legte man im Schein der Lampen und Fackeln Hand an die blau-weiß-roten Kokarden und Bänder, nagelte Bretter vor die Fenster, denn betrunkene Reiter schossen gern auf Glas.

      *

      Tom Shawn stand an der Pumpe und ließ den eiskalten Wasserstrahl über seinen entblößten Oberkörper laufen, als Patricia auf die Veranda des Ranchhauses trat. Die anderen Boys waren bereits gewaschen. Einige standen vor ihren Spinden und schmierten sich Pomade ins Haar. Andere rasierten sich, oder bürsteten ihre besten Hemden glatt. Bügeln kannten Reiter nicht.

      Das Mädchen trat an die Verandabrüstung und beobachtete Tom. Pat trug eine Levishose, Bluse und Cowboystiefel wie immer. Man hatte sie niemals in einem Kleid gesehen. Ihr Haar war braun und kurz geschnitten. Man sah diesem Mädchen an, dass es seine Weiblichkeit sorgfältig ignorierte. Pats Arme waren kraftvoll, die Hände klein und fest.

      Der Rancher Bret Stein trat hinter ihr auf die Veranda und blickte über ihre Schulter zur Pumpe hin.

      Tom hatte den Oberkörper eines Athleten. Tom wusste, dass er beobachtet wurde, und er wusste auch von wem. Deshalb wurden seine Bewegungen mit denen er den Pumpenhebel bediente und die Seife über die Muskeln rieb, demonstrativer.

      Um Pats Lippen kräuselte ein verächtlicher Zug. Sie spürte die Nähe ihres Vaters und sagte: »Er wird ihn schlagen. Ganz bestimmt.«

      Der Rancher schob die Unterlippe vor. Tom gefiel ihm nicht. Und Männer, die beim Anblick eines Mädchens gleich mit den Muskeln spielen, liebte er schon gar nicht. Aber Pat hatte ihn empfohlen, und das genügte.

      »Warum hasst du Otis Kerrigan eigentlich?«, fragte er, und er fragte es zum ersten Mal, seit er die Spannung zwischen seiner Tochter und dem Texaner beobachtete.

      Pat bewegte sich nicht. Sie starrte Tom an, aber sie blickte durch ihn hindurch, und Tom bemerkte es.

      »Ich hasse ihn nicht«, sagte sie mit rauer Stimme. »Hass setzt Interesse voraus. Das habe ich nicht.«

      »Dann möchte ich wissen, warum du dir solche Mühe gibst, ihn zu demütigen.«

      Der Rancher konnte ihr Gesicht nicht sehen. Er sah aber, dass sich ihr Nacken feuerrot färbte.

      Das Mädchen starrte ihm nach, drehte sich dann langsam um und begegnete den Augen Tom Shawns, der sich mit einem Frottiertuch den Rücken abtrocknete.

      »Morgen, Miss Pat«, rief Tom freundlich.

      »Morgen, Tom. Ich möchte mit Ihnen sprechen.«

      »Okay. Ich kleide mich rasch an.«

      »Sie finden mich im Corral.«

      Tom nickte und blickte ihr nach. Im Corral hinter dem Bunkhaus legten die Reiter ihren Pferden das Rodeogeschirr an. Jeder besaß mehrere Pferde. Ein ausdauerndes Weidepony, ein Catcherpferd für den langen Trail und die Lassoarbeit, eine »Bergziege«, ein Pferd also, das fast nur in den blanken Klippen und Schluchten der Sierra zu gebrauchen war. Man ritt es, um verirrte Maverickrudel in den Felsen aufzustöbern – und endlich den hochbeinigen, breitbrüstigen »Racer«, den Renner, der nur einmal im Jahr geritten wurde, wenn man die Jungstiere zusammentrieb.

      Tom sah das Mädchen auf dem Corralzaun sitzen. Er sah aus wie immer. Trug sein altes Hemd, die gleichen Hosen und Stiefel.

      Zwei Schritte vor Pat blieb Tom stehen und schaute sie ruhig an.

      »Und was ist, wenn Kerrigan nach den Kämpfen zurückreitet?«, fragte er.

      »Das wird er nicht. In den zwei Jahren, die er hier ist, gab es sechs Tanzfeste. Er hat keins ausgelassen.«

      Toms Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.

      »Dieses Gebirge von einem Mann und tanzen?«

      »Er tanzte nie. Er stand herum und trank, als wäre es jedes Mal der letzte Whisky in seinem Leben.«

      »Ich glaube nicht, dass er zum Tanzen gehen wird, wenn ich ihn schlagen sollte, wovon ich übrigens noch gar nicht überzeugt bin.«

      »Sie müssen ihn schlagen, Tom«, entfuhr es ihr, und ihre Augen blitzten. »Und auch dann wird er kommen. Sie kennen ihn nicht. Also, Tom, Sie werden mich belästigen, Sie versuchen, mich beim Tanzen zu küssen. Ich darf doch hoffen, dass es Ihnen ein Vergnügen sein wird?«

      Mit aufreizender Gelassenheit zuckte Tom die Schultern.

      »Sie sind nicht mein Typ«, gab er zurück und massierte die Unterlippe mit den Zähnen. »Wir haben zu vieles gemeinsam, Pat. Und noch eins: Lassen Sie sich nicht einfallen, mich ins Gesicht zu schlagen. Ich bin darin sehr empfindlich, auch Frauen gegenüber.«

      Langsam drehte er sich um. Über die Schulter sagte er: »Die ganze Sache gefällt mir nicht. Aber sie passt in das, was ich vorhabe.«

      »Und was haben Sie vor?«, fragte Pat betroffen. Sie hatte geglaubt, Tom Shawn habe damals nur in ihren Vorschlag eingewilligt, weil sie ihr Angebot mit dreihundert Dollar unterstrich.

      »Das werden Sie zeitig genug erfahren«, antwortete Tom, tippte an den Hutrand und ließ sie stehen.

      Mit zusammengezogenen Augenbrauen СКАЧАТЬ