Die großen Western 113. Robert Ullmann
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Название: Die großen Western 113

Автор: Robert Ullmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die großen Western

isbn: 9783959792752

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СКАЧАТЬ werde ich dir eines Tages sagen, warum ich jedes Schießeisen hasse und trotzdem eins trage.«

      Kein Muskel regte sich im Gesicht des Texaners, als er das sagte. Ein Gefühl der Beklemmung kroch in Costontino hoch, als er Kerrigan in den hellerleuchteten Saloon folgte.

      Sämtliche Tische waren besetzt. Dazwischen standen Neugierige mit Gläsern in der Hand. Die Theke war von einem Rudel Trailreiter belagert, denen man ansah, dass sie schon die Dollars der Rodeo-Preise in ihren Taschen klimpern hörten.

      In den kleinen Logen, die man über drei Stufen erreichte, saßen Rancher und Viehaufkäufer und feilschten um Rinderpreise.

      Die hohe Gestalt des Texaners zog sofort alle Blicke auf sich. Der Sheriff in seinem Schatten wurde gar nicht beachtet. Er grübelte immer noch über die knapp hervorgestoßenen Worte nach. Costontino wusste in diesem Augenblick ganz genau, dass Kerrigan auch den Revolver- und Gewehrwettbewerb gewinnen würde, wenn er wollte.

      Jim Sainer saß in einer Ecke mit dem Rücken zur Wand. Er war ein junger Bursche mit einem Gesicht, in dem mehr Sommersprossen als Poren waren. Sein Haar war feuerrot. Er hatte die Hemdsärmel hochgeschlagen und starrte mit entzündeten Augen auf die Karten in seiner Hand. Vor ihm stand eine fast geleerte Flasche. Er spielte mit zwei vornehm gekleideten Männern, deren ausdruckslose Pokergesichter alles aussagten, was man über sie wissen wollte. Auf dem Tisch lag ein Berg Banknoten und Münzen. Hinter einem der Spieler blieb Otis Kerrigan stehen.

      Jim war am Ende. Er hielt den letzten Einsatz, schob eine Dollarnote, seine letzte, zur Mitte und deckte auf.

      Der Pokerspieler hatte vier Asse, Jim drei Könige und zwei Damen.

      Jim hieb auf den Tisch, setzte die Flasche an den Hals und warf sie dann in die Ecke, wo sie zerbarst.

      »Soll euch der Satan holen«, fluchte er und wollte aufstehen. In diesem Augenblick bemerkte er Kerrigan. Sein rotes Gesicht verklärte sich. Er warf beide Arme hoch.

      »Heh, Boss! Ich bin pleite! Alles weg! Sie haben mir das Fell über die Ohren gezogen. Dabei hatte ich schon dreihundert Dollar gewonnen. Verdammt, hol euch der Satan! Jim Sainer ist im Eimer. Und, verdammt, Sallys Kleid auch.«

      Vielleicht wäre Otis jetzt mit Jim zu den Pferden hinausgegangen, aber da wandte sich einer der Spieler auf dem Stuhl um, blickte zu Kerrigan hoch und sagte voll Ironie: »Ah, Sie sind Mr Ker­rigan. Jim hat mir so viel Großartiges von Ihnen erzählt, dass ich zwanzig Dollar auf Sie gesetzt habe. Wie wäre es mit einem Spielchen? Ein Mann wie Sie müsste doch auch ein guter Pokerspieler sein.«

      Jim nickte begeistert.

      In seinem von Alkohol benebelten Kopf dachte er mit keinem Gedanken daran, dass Otis Kerrigan, solange er hier war, noch nie eine Karte in die Hand genommen hatte.

      Kerrigan warf einen kurzen Blick in das Gesicht des Spielers und auf den Banknotenberg, der vor ihm lag. Zorn stieg plötzlich in ihm hoch. An diesem Geld dort klebte für jeden Cent der Schweiß dieses leichtsinnigen Jungen. Er wusste genau, dass Jim nicht gut pokern konnte, aber Jim hatte immer unverschämtes Glück, sobald er eine Karte in die Hand nahm. Wenn er mit den anderen Boys der Mannschaft spielte, gewann er immer.

      Als Otis in das kalte Gesicht des Spielers schaute, fiel ihm ein, dass Jim noch vor einigen Tagen in eine Stampede geraten und um sein nacktes Leben geritten war. Für sechzig Dollar im Monat saß er sechzehn Stunden täglich im Sattel, schluckte Staub und schwitzte, schlug sich mit Pumas und diebischen Indianern herum und riskierte jeden Tag sein Leben.

      Und dort lag nun sein Lohn für vier Wochen harte Arbeit. Zweihundertsechzig Dollar, davon zweihundert Dollar Round-up-Prämie für die meisten gebrannten Rinder.

      »Du bist ein verdammter Narr«, knurrte Otis. »Los, komm mit!«

      »Es ist mein Geld, verdammt!«, maulte Jim.

      »Ja, es ist dein Geld, du Idiot! Du schuftest nur, damit sich Kartenhaie an dir mästen können.«

      Der Spieler wollte hochfahren, aber die Faust des Texaners drückte ihn auf den Stuhl zurück.

      »Das ist denn doch ein bisschen viel«, knurrte der Spieler, der Jim ausgezogen hatte.

      »Stimmt es nicht, dass du davon lebst, naiven Jungen das Geld aus der Tasche zu ziehen?«

      »Jeder hat den Beruf, der zu ihm passt, Mister. Wir zwingen niemand, und wir riskieren ebenso unser Geld, wie …«

      »All right. Spielen wir. Jim, du gehst jetzt zu Mrs Hartley in die Küche und trinkst schwarzen Kaffee, verstanden? Dann kommst du hierher zurück. Und wenn du dann nicht nüchtern bist, hörst du die Engel im Himmel jubilieren.«

      Jim Sainer knurrte und warf dem Sheriff einen wütenden Blick zu, aber er ging zur Küche, und er würde Kaffee trinken. Noch nie hatte Costontino erlebt, dass sich einer gegen Kerrigans Willen auflehnte.

      Kerrigan setzte sich auf Jims Stuhl und begann zu spielen. Im selben Augenblick ging eine merkwürdige Veränderung mit ihm vor. Sein Gesicht wurde ausdruckslos und starr. Selbst seine Augen bewegten sich kaum, und die Art, wie er die Karten an den Ecken anhob, bewies, dass er nicht zum ersten Mal pokerte.

      Kerrigan verlor das erste Spiel und auch das zweite. Der Spieler wusste, dass er einen ebenbürtigen Gegner vor sich hatte. Er versuchte gar nicht erst den Trick, ihn zuerst gewinnen zu lassen, um ihn leichtsinnig zu machen. Kerrigan verlor auch die nächsten vier Spiele. Um die Mundwinkel des Spielers kräuselte sich überhebliches Lächeln.

      Aber dieses Lächeln fror beim siebten Spiel ein. Kerrigan trieb den Einsatz hoch, bis zweihundert Dollar auf dem Tisch lagen. Er hatte bei allen vorherigen Spielen aufgedeckt und nun die Taktik des Spielers erkannt. Bald lagen dreihundert, dann vierhundert Dollar auf dem Tisch. Eiskalt erhöhte Kerrigan um weitere hundert Dollar. Der Spieler musste die Reserve in seiner Brieftasche angreifen. Man sah, dass er gewinnen musste, denn seine Brieftasche war dünn. Auch Kerrigan legte sie auf den Tisch und blätterte aus einem dicken Bündel Banknoten seine Fünfzigdollarnote auf den Tisch. Die Spieler warfen sich einen raschen Blick zu.

      Schließlich gab der Spieler auf und legte die Karten hin. Er hatte vier Könige. Langsam drehte Kerrigan sein Blatt um. Vier Asse.

      Dem Spieler brach der Schweiß aus, als Kerrigan kassierte. Er legte zweihundert Dollar zur Seite.

      »Gib«, forderte er den Spieler auf.

      Auch das nächste Spiel ging an Ker­rigan. Er gewann dreihundert Dollar, und der Spieler war am Ende.

      »Haben Sie was dagegen, das Spiel mit mir fortzusetzen?«, fragte der zweite Spieler, ein kleiner, dürrer Mensch mit ungesunder Gesichtsfarbe. Aber dieser äußere Eindruck täuschte nicht darüber hinweg, dass dieser Mann mit dem Geierkopf ein Spieler von Format war, der es seinem Kollegen überließ, die kleinen Fische zu fangen, während er nur den großen nachjagte.

      Kerrigan war ein großer Fisch. Und nicht nur das. Das Spiel war zu einem Duell zwischen ihm und den Berufsspielern geworden. Für die Spieler ging es nicht nur um das an Kerrigan verlorene Geld, sondern vor allem um ihr Renommee, nicht von einem Rindermann ausgenommen worden zu sein. Für die vielen Männer, die sich um den Spieltisch drängten, ging es aber um ganz etwas anderes. Otis Kerrigan, der Mann, der jedes Jahr gegen eine immer größer werdende Konkurrenz kämpfte, den man nie betrunken sah, der nie eine Karte anfasste und sich hartnäckig weigerte, an Schießwettbewerben teilzunehmen, dieser Otis Kerrigan aus Texas СКАЧАТЬ