Название: Milena - Heart am Limit | Erotischer Roman
Автор: Julia M. Flinck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783964771445
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»Hi Benny!«, lautete die Erwiderung.
Das allerdings hörte sich für meine Ohren ein bisschen seltsam an. Wenn man bedachte, wie Ben auf Frauen im Allgemeinen (und auf mich im Besonderen) wirkte, schien mir die Verniedlichung seines Namens irgendwie grotesk. Es folgte ein gegenseitiges Schulterklopf- und Faust-Ritual (halt eben so ein typisches »Männer-Ding«), bevor Ben schließlich auf mich zeigte: »Das ist Milena!«
»A-ha …«, sagte Walter gedehnt und bedachte mich mit einem taxierenden Blick, » … das dachte ich mir schon.« Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, während er mir die Hand reichte: »Hallo Milena!«
Ich fühlte mich etwas unwohl, als ich sie ergriff. Trotzdem versuchte ich, einen souveränen Eindruck zu machen.
»Hallo Walter«, erwiderte ich schlicht.
Dann gingen wir ins Wohnzimmer und setzten uns aufs Sofa. Das heißt, Ben und Walter saßen auf dem Sofa und unterhielten sich. Ich hatte mich vorsichtshalber in den Sessel gedrückt und ließ nun die unvermeidliche Musterung über mich ergehen.
Eine Weile machten wir artig Konversation. Draußen herrschte ein Wettermix aus Sonne, Wolken und Schneeschauern. Typisch April eben. Im Gegensatz zu seinem Sohn hatte Walter sein Motorrad bereits angemeldet und war auch damit hergefahren. Nun juckte es Ben natürlich gewaltig, die kurzen sonnigen Abschnitte zu nutzen und einen kleinen Ausflug zu machen.
»Du kannst ruhig ein bisschen wegfahren – Walter wird mich schon nicht fressen«, schlug ich ihm vor und versuchte, mit dem kleinen Scherz meine Nervosität zu überspielen. Bei dem Gedanken, mit diesem Mann allein im Wohnzimmer zu sitzen, beschlich mich nämlich ein leises Gefühl von Panik. Aber ich gönnte Ben die Freude, außerdem wollte ich die eventuell anstehende unangenehme Diskussion lieber ohne ihn hinter mich bringen. Er ließ sich das nicht zweimal sagen und flitzte aus dem Zimmer, um Jeans und T-Shirt gegen seine Motorradkluft zu tauschen. Kurz darauf zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
Anfangs saßen wir ziemlich betreten da, Walter und ich. Aber dann unterhielten wir uns erstaunlich gut. Natürlich musste er mir sagen, dass der Altersunterschied zwischen Ben und mir wirklich sehr groß sei – als ob mir dieser Umstand nicht schon selbst aufgefallen wäre. Und dass ich mich sowieso von meinem Mann scheiden lassen müsse, weil unsere Ehe kaputt und nicht zu retten sei. Das wiederum befremdete mich etwas. Woher wollte ausgerechnet Walter so genau wissen, was mit meiner Ehe nicht in Ordnung war? Er kannte mich doch gar nicht, genauso wenig wie meinen Mann! Wahrscheinlich schloss er von sich auf andere – er hatte sich von seiner Frau getrennt, als seine Söhne zwölf und vierzehn Jahre alt gewesen waren. Zuvor hatte er die Mutter seiner Jungs ständig betrogen, das hatte Ben mir schon erzählt. Wahrscheinlich konnte so jemand sich nicht vorstellen, dass man sich fast zwanzig Jahre lang treu sein konnte. Dass eine Beziehung, die so lange Bestand hatte, nicht zwangsläufig wegen einer einzigen Affäre zerbrechen musste. Ich sagte ihm, dass Oliver der Vater meiner Kinder sei und ich noch immer sehr viel für ihn empfände. Dass er sich nur seit zwei oder drei Jahren kein bisschen mehr für mich interessiere und ich das Gefühl hätte, für ihn ein Möbelstück zu sein, das einfach zum Inventar gehört.
Ben hatte gleich, nachdem er unsere Familie kennengelernt hatte, zu mir gesagt: »Der Oliver wartet wohl auch darauf, dass seine Frau endlich ein bisschen ruhiger wird …« Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen: Je mehr ich unternehmen wollte, desto mehr zog Oliver sich in seiner phlegmatischen Art zurück. An einem der ersten Male, an denen Ben wegen seines Andromeda-Jobs am Wochenende bei uns übernachtete, saßen wir im Minotaurus an einem kleinen Tisch und tranken zusammen eine Cola.
»Dass dein Mann dich immer allein weglässt, verstehe ich nicht«, meinte Ben zu mir.
»Ich glaube, manchmal stinkt es ihm auch ganz gewaltig«, antwortete ich leicht verärgert. »Aber was soll er denn dagegen tun! Ich wollte eigentlich nie ohne ihn weggehen. Doch warum zum Teufel sollte ich zu Hause bleiben, nur weil er nicht mit mir ausgehen will?«
Ben sah mich nachdenklich an. Dann sagte er: »Milena, ich wüsste schon, was ich tun würde. Ich würde dich übers Knie legen und dir mal richtig den Arsch versohlen – dann würdest du schon zu Hause bei mir bleiben.«
Mein Unterkiefer klappte herunter. Ich wollte eine schlagfertige Antwort geben, doch bei so viel Dreistigkeit blieb mir einfach die Spucke weg! Er grinste zwar, aber ich hatte schon damals den leisen Verdacht, dass er das vollkommen ernst meinte.
Davon erzählte ich Bens Vater natürlich nichts. Ich hielt mich an die wesentlichen Fakten. Und, wie erwartet, verstand er überhaupt nichts. Vielleicht gab es da auch nichts zu verstehen. Manche Dinge sind eben, wie sie sind – egal, wie man sie dreht und wendet. Walter jedenfalls kam nicht umhin, mich noch darüber aufzuklären, wie unheimlich sensibel sein Sohn doch sei, auch wenn man ihm das nach außen hin überhaupt nicht anmerke. Dass er wegen Sandra Schlimmes durchgemacht habe und nicht noch einmal so verletzt werden dürfe. Und dass Ben eine richtig gut aussehende Freundin haben wolle und so weiter. Danke schön. Sooo hässlich fand ich mich eigentlich nicht, aber das war eben alles Geschmackssache. Jedenfalls dachte ich mir: Vom Vater hat er diese übermäßige Sensibilität ganz sicher nicht geerbt.
Ben kam (endlich!) von seiner Spritztour zurück. Gerade rechtzeitig, um mich vor einer weiterführenden Diskussion über Ehebrecher und Scheidungsgründe zu bewahren. Ich war heilfroh, dass ich nun nichts weiter zu tun brauchte, als seinem Vater in der Küche ein wenig zur Hand zu gehen.
Als wir später beim Essen saßen, meinte Walter plötzlich warmherzig: »Ihr passt richtig gut zusammen. Ihr seht aus wie ein frisch verliebtes Paar!«
Was war das jetzt für eine Nummer? Unsere Diskussion über den Altersunterschied und die widrigen Umstände lag gerade mal eine Stunde zurück! Zuweilen neige ich dazu, sarkastisch zu sein, doch angesichts der ohnehin schon schwierigen Situation unterdrückte ich eine entsprechende Antwort.
»Nicht wahr«, konnte ich mir jedoch nicht verkneifen mit einem süffisanten Lächeln zu erwidern, »vor allem Ben sieht so glücklich aus …«
Der so glücklich aussehende Ben bestrafte mich am Nachmittag, warum auch immer, mit Liebesentzug. Wahrscheinlich hatte er Schwierigkeiten, das Mittagessen und vor allem den Kommentar seines Vaters zu verdauen. Ich wusste, dass es ihm nicht passte, wie die Dinge sich entwickelten. Dass ich ihm zu nahe kam und er Angst hatte, sich selbst eines Tages dabei zu ertappen, dass er diese Nähe zuließ. Nur weil ich älter war als er, trug ich in seinen Augen die alleinige Verantwortung für den ganzen Schlamassel – schließlich hätte ich ja wissen müssen, wohin das letztendlich führte! Das war für Ben logisch. Und vor allem so bequem! Unzufrieden und frustriert fuhr ich nach Hause.
***
Die restlichen Osterfeiertage verbrachte ich im üblichen Wechselbad der Gefühle: Wut, Enttäuschung, Sehnsucht und Angst. Ich verfluchte Ben. Und vermisste ihn schrecklich. Dementsprechend mies war meistens meine Laune. Oliver hatte sich wohl schon an meine depressiven Verstimmungen gewöhnt. Jedenfalls schien es ihn nach wie vor nicht zu interessieren, was denn eigentlich mit mir los war. (Und wenn doch, war er bemerkenswert gut darin, das zu verbergen.) Ehrlich gesagt legte ich inzwischen auch keinen Wert mehr darauf. Fast drei Jahre lang hatte ich versucht, sein Interesse an mir und unserer Ehe zu wecken. Oder vielmehr wiederzuerwecken. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben. Meine Gedanken kreisten nur noch um Ben und unser nächstes Date.
Schon am Dienstag nach Ostern war es so weit: Völlig unerwartet hatte es sich ergeben, dass ich ihn besuchen konnte. Oliver musste geschäftlich auf ein zweitägiges Seminar nach Freiburg. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass er abends nach Hause und frühmorgens СКАЧАТЬ