Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher Ross
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Читать онлайн книгу Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain - Christopher Ross страница 7

СКАЧАТЬ tun nur unsere Pflicht«, beruhigte Julie die aufgebrachte Frau. Sie wartete, bis Ruth Morrison sie ins Haus bat, und begleitete sie in die offene Küche hinter dem Wohnzimmer. Zu ihrer Überraschung war sie tadellos aufgeräumt, auch das Wohnzimmer war blitzsauber. Alles ein wenig altmodisch, der Wandschrank mit dem Geschirr, die geblümte Tapete, die abgewetzte Couch. An der Wand hing ein gerahmtes Ölgemälde, das einen Jäger zeigte, der mit seinem Gewehr auf einen ausgewachsenen Grizzly anlegte. Das passte doch, dachte Julie.

      »Ich habe gerade erst sauber gemacht«, wehrte sich die Frau, »und jetzt kommen Sie daher und wollen alles wieder schmutzig machen. Und solche Leute arbeiten für unsere Regierung. Haben Sie denn nichts Besseres zu tun, als in die Häuser unschuldiger Bürger einzudringen und alles zu verwüsten?«

      »Wir verwüsten nichts, Mrs. Morrison.« Sie bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. »Würden Sie mir den Kühlschrank und die Gefriertruhe zeigen?«

      Die Frau ging zum Kühlschrank und öffnete die Tür mit einem solchen Ruck, dass beinahe der Milchkarton herausfiel. »Bitte sehr. Wenn Sie unbedingt in unserer Privatsphäre schnüffeln wollen. Heute Abend gibt es Forellen. Mein Mann war letzte Woche beim Eisfischen auf dem Quartz Lake, und Sie werden es nicht glauben, er besitzt sogar eine Lizenz. Sonst würden Sie uns wohl noch die State Trooper auf den Hals hetzen, hab ich recht?«

      Julie überhörte die Frage und durchsuchte den Kühlschrank. »Negativ«, rief sie Erhart zu, nachdem sie die Fächer und Schubladen gecheckt hatte. Gefunden hatte sie das Übliche: Salat, Gemüse, Butter, Käse, Milch, ein paar Flaschen Bier, die gefrorenen Forellen, die auf einem Teller zum Auftauen lagen. Sie schloss den Kühlschrank; sie hatte nichts anderes erwartet. Wenn Morrison der Wilderer war, würde er seine Beute wohl kaum in den Kühlschrank legen. In die Gefriertruhe schon eher. Sie stand im Vorratsraum.

      Doch dort bot sich ihr ein ähnliches Bild. Die übrigen Forellen, sieben prächtige Fische, Rindfleisch, Hamburger-Brötchen, Gemüse in Gefrierbeuteln, ein Behälter mit Suppe, was man eben so in einer Gefriertruhe findet. Julie suchte gründlich, verlor beinahe das Gleichgewicht, als sie sich zu weit nach vorn beugte, um auf dem Boden der Gefriertruhe zu suchen, und richtete sich achselzuckend wieder auf. »Hier ist nichts«, sagte sie, »alles sauber.«

      »Sag ich doch«, triumphierte Ruth Morrison, griff nach einem Putzlappen und wischte den Rand der Gefriertruhe sauber. »Mein Mann ist kein Wilderer. Wozu auch? Mit den Gelegenheitsjobs verdient er beinahe mehr als früher, als er noch Fallensteller war. Und jedes Wochenende, wenn er beim Kentucky Fried Chicken in Fairbanks aushilft, bringt er sogar Hühnchen mit.«

      Julie kehrte ins Wohnzimmer zurück und erkannte an der Miene des Polizeichefs, dass er genauso erfolglos gewesen war wie sie selbst. Sonderlich überrascht schien er aber nicht zu sein. Nur ein Narr ließ belastende Beweise herumliegen.

      »Und jetzt der Schuppen«, ließ Erhart nicht locker.

      Morrison blickte ihn verwundert an. »Den Geräteschuppen? Was wollen Sie denn da? Meine neue Kettensäge bewundern? Die Mäuse aufscheuchen?«

      »Warum sichern Sie den Schuppen mit einem Vorhängeschloss?«

      »Weil ich nicht will, dass mir jemand die Kettensäge klaut. Oder mein Snowmobil, das fahre ich abends auch rein. Oder einen Kanister mit Benzin mitnimmt. Sie wissen doch, wie in dieser Gegend neuerdings geklaut wird.«

      Das stimmte allerdings. Seit einigen Monaten hatten es einige Unbekannte anscheinend darauf abgesehen, sich mit der Polizei anzulegen. Hauptsächlich Inuit und Indianer, behaupteten manche Weiße. Weiße Wohlstandskinder, die aus Langeweile nach dem Kick suchten, hielten Inuit und Indianer dagegen.

      »Kann ich dennoch mal reinsehen?«

      Morrison blieb nichts anderes übrig, als seinen Schlüsselbund aus der Tasche zu kramen und Erhart zum Schuppen zu führen. Julie und seine Frau folgten ihnen. Julie glaubte, eine leichte Nervosität bei Ruth Morrison zu erkennen, als der ehemalige Fallensteller das Vorhängeschloss öffnete, war sich aber nicht sicher, denn die Frau schaltete sofort wieder auf Angriff und schimpfte: »Das ist Schikane! Das Haus und den Schuppen unschuldiger und friedfertiger Bürger zu durchwühlen, als wären wir Terroristen … ich werde mich an höchster Stelle beschweren. Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass mein Mann einen Elch erlegt hat.« Sie wandte sich an den Ranger. »Sie haben sein Gewehr doch gesehen. Nehmen Sie es mit und lassen Sie es untersuchen. Er hat es schon seit Wochen nicht mehr benutzt.«

      »Der Wilderer war mit Pfeil und Bogen auf der Jagd«, erwiderte Erhart, »und jetzt sagen Sie mir nicht, dass Ihr Mann damit nicht umgehen kann.«

      »Sieht er vielleicht wie ein Indianer aus?«

      Morrison hatte das Schloss geöffnet und stieß die morsche Tür nach innen. Erhart und Julie hatten beide ihre Taschenlampen eingeschaltet und ließen die Lichtkegel durch den Schuppen wandern. Die neue Kettensäge hing mit den anderen Werkzeugen und Geräten an der Wand. Darunter standen vier Kanister. Das Benzin, von dem Morrison gesprochen hatte. Die Stirnseite nahm eine Werkbank ein, neben dem Hobel lagen zwei leere Bierflaschen. Ein Kalender mit Pin-up-Girls vor luxuriösen Oldtimern zeigte den letzten März an.

      »Zufrieden?«, fragte Morrison ungeduldig. Man sah ihm an, dass er die beiden Ranger so schnell wie möglich loswerden wollte. »Oder glauben Sie, ich hab den Elch unter einer Plane versteckt?« Er zog die schmutzige Plane von einem Four Wheeler herunter, den er anscheinend im Sommer benutzte.

      Erhart drehte sich um und richtete den Lichtstrahl seiner Taschenlampe auf die Wand neben der Tür. Er brummte zufrieden, als er einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen an einem Haken hängen sah. Er zog die Pfeile heraus und betrachtete die Metallspitzen. »Ungewöhnlich sauber«, wunderte er sich. Er strich mit dem rechten Zeigefinger über das Metall. »Waren Sie in letzter Zeit damit auf der Jagd? Ein kluger Jäger benutzt seine Pfeile mehrmals, nicht wahr? Nach der Jagd säubert er sie und steckt sie in den Köcher zurück.«

      »Das tue ich auch«, sagte Morrison. Seine Lider flackerten nervös, und auf seiner Stirn glaubte Julie einen leichten Schweißfilm zu erkennen. Mit einem Lächeln holte er sich seine Selbstsicherheit zurück. »Aber auf die Jagd gehe ich nur während der Saison. Ich will es mir schließlich nicht mit dem Gesetz verderben.« Jetzt grinste er frech. »Trotzdem übe ich jede Woche mit Pfeil und Bogen.« Er deutete auf die Zielscheibe, die unter dem Bogen an der Wand lehnte. »Meines Wissens gibt es kein Gesetz, das diesen Sport verbietet. Und das Säubern der Pfeile gehört dazu. So wie man eine Schusswaffe reinigt.«

      »Wo waren Sie gestern Nachmittag?«, fragte Erhart.

      »Gestern Nachmittag?« Wenn Morrison schuldig war, hatte er genug Zeit gehabt, sich eine Antwort zu überlegen. »Bis Mittag war ich an der Tankstelle. Schneeräumen und so. Und nachmittags war ich zu Hause auf der Couch.«

      »Und Sie können das sicher bestätigen?«, fragte der Ranger Morrisons Frau.

      »Natürlich«, antwortete sie. »Warum sollte ich lügen?«

      »Na, schön«, gab Erhart auf. Er hängte den Köcher zurück und gab Julie mit einem Blick zu verstehen, dass sie fertig waren. »Dann gehen wir wieder. Tut mir leid, wenn wir Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet haben. Sie wissen natürlich, dass es nichts bringen würde, einen Ranger zu belügen. Dazu sind Sie viel zu klug. Wenn Sie schuldig wären, würden Sie es zugeben und vielleicht sogar mildernde Umstände bekommen, weil Sie Reue zeigen. Wir haben bis jetzt noch jeden Wilderer gefasst. Irgendwann verrät sich jeder, und dann gibt es meist die Höchststrafe. Aber das wissen Sie, nicht wahr?« Er blickte Ruth Morrison an. »So wie Sie wissen, dass man auch wegen einer Falschaussage vor Gericht landen und bestraft werden СКАЧАТЬ