Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher Ross
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СКАЧАТЬ den Welpen an und verliebte sich sofort in ihn. In seinen Augen, obwohl blau wie Gletschereis, lag so viel Wärme, dass sie unwillkürlich zu lächeln begann. Sie streichelte vorsichtig seinen Kopf, fühlte seinen warmen Körper und sein weiches Fell. Als er leise bellend nach ihr schnappte, lachte sie nur. »Wie soll ich denn das verstehen, du kleiner Rowdy?«, beschwerte sie sich spielerisch. »Du willst doch einen guten Eindruck machen, oder etwa nicht? Wie alt bist du denn? Neun Wochen, nicht wahr?«

      »Neuneinhalb«, verbesserte sein Besitzer, »und er besitzt erstklassige Papiere. Alle notwendigen Untersuchungen und Impfungen … bei ihm und bei ihr.« Er drehte sich nach dem anderen Welpen um, der sich bereits unruhig auf dem Schoß von Mrs. Cook regte. »Was meinen Sie, Ranger Wilson?«

      Julie blickte ihren Chef fragend an. »Ein wunderschöner Husky, der würde bei einem Schönheitswettbewerb sicher ganz vorne landen.« Sie strich über seine kräftigen Beine und spürte seine Muskeln. »Und kräftig und ausdauernd ist er bestimmt auch. Ich bin sicher, das wird ein erstklassiger Schlittenhund.«

      »Das will ich meinen«, erwiderte sein Besitzer. »Leider haben wir noch keine Namen, weder für ihn noch für seine Schwester. Meine Frau meinte, so könnten wir uns leichter von ihnen trennen. Wir hängen an den beiden.«

      »Aber wir wissen auch, dass wir langsam zu alt für Huskys werden«, fügte Mrs. Cook hinzu. »Saskia schaffen wir gerade noch. Unsere Enkel haben beide versprochen, dass sie mehrmals in der Woche mit ihr auf Tour gehen werden. Die Welpen wären zu anstrengend für uns. Würden Sie uns eine Freude machen und sie aufnehmen?«

      Julie blickte den Superintendent an und erntete ein zustimmendes Nicken. »Gern«, sagte sie, »das war sehr nett von Ihnen, an uns zu denken. Ich verspreche, dass wir uns gut um die beiden kümmern werden. Und passende Namen finden wir sicher auch.« Sie kraulte die junge Husky-Dame zwischen den Ohren. »Wie wär’s mit Jenny? Das würde doch zu ihr passen.«

      »Jenny heißt unsere Enkelin«, warf Mister Cook begeistert ein.

      »Wunderbar, dann passt der Name ja perfekt. Und der junge Gentleman …«

      »Hm«, meldete sich Green, »ich hätte da einen Vorschlag. Wir hatten mal eine Inuit-Familie aus Nome hier, die nannten ihren Husky Noatak. Ein ungewöhnlicher Name, nicht wahr? Aber mir gefiel die Bedeutung. Ein Tier mit diesem Namen soll angeblich stark genug sein, sich in den Zeiten größter Not immer selbst zu versorgen. So wie der Fluss, der denselben Namen trägt und in dem es undenkbar viele Fische gibt. Der Name würde mir gefallen. Ein starker Hund, der sich in der Welt behaupten kann.«

      »Noatak«, wiederholte Julie, »klingt nicht übel.«

      »Dann haben wir einen Deal«, freute sich der Superintendent. »Die beiden heißen Jenny und Noatak und gehören ab sofort zu uns. Ranger Wilson, ich verlasse mich auf Sie. Ich weiß, Sie kennen sich mit der Aufzucht von Huskys aus und werden die beiden zu kräftigen Schlittenhunden erziehen. Und Sie …«, er wandte sich an das Ehepaar, »… sind uns natürlich immer willkommen. Eigentlich dürfen wir niemanden umsonst in den Park lassen, aber in besonderen Fällen machen wir gerne eine Ausnahme. Sie werden doch sicher neugierig sein, wie sich Ihre Welpen entwickeln. Vielen Dank Ihnen beiden.«

      Julie nahm die beiden Welpen auf den Arm. Sofort begannen die Huskys sie abzulecken. »Na, dann bringe ich die übermütigen Kerlchen mal gleich zu ihren Kollegen in die Zwinger. Die freuen sich bestimmt über den Zuwachs.«

      Doch leider war das Gegenteil der Fall. Die Huskys des Denali-Teams stimmten ein so wütendes Bellkonzert an, sogar Skipper, der ansonsten eher umgängliche Leithund, dass die Welpen in ihrem Arm ängstlich winselten und sich noch enger an sie drängten. Auch ihre eigenen Huskys waren nicht gerade erfreut. Curly zog wütend an seiner Kette, und der starke Bronco knurrte, als lauere ein Wolf in der Nähe. Nur Chuck blieb relativ gelassen.

      »Wie darf ich denn das verstehen?«, rief Julie in schärferem Ton. »Ihr werdet euren neuen Freunden doch keine Angst einjagen? Ihr wart auch mal so klein und hilflos, habt ihr das schon vergessen? Also begrüßt sie gefälligst ein bisschen freundlicher. Chuck, du gehst doch sicher mit gutem Beispiel voran. Darf ich vorstellen, die junge Dame heißt Jenny, und das ist Noatak.«

      Chuck winselte leise und zeigte den anderen Huskys allein durch seine Körpersprache, dass er die Welpen in seinem Rudel duldete. Was Curly zunächst aber nicht daran hinderte, mit den Huskys des Denali-Teams um die Wette zu bellen. Erst das warnende Knurren des Leithundes brachte ihn zur Besinnung. Winselnd gab er nach.

      »Schon besser«, seufzte Julie erleichtert. Sie brachte die Welpen in das Welpengehege neben dem Schuppen, einem umzäunten Bereich, in dem sie frei herumlaufen konnten und sicher vor wütenden Artgenossen waren. Sie vertraute darauf, dass ihr Leithund Chuck die beiden Welpen nach einer Eingewöhnungsphase vollständig im Rudel akzeptieren würde.

      »Zu fressen gibt es erst heute Abend was«, sagte sie zu ihnen. »Ich bin sicher, die Cooks haben euch ein ordentliches Frühstück serviert. Das sind keine Stadtmenschen, die freiheitsliebende Huskys wie euch in ein kleines Haus oder ein Apartment sperren, nur alle paar Tage mit ihnen rausgehen und euch ahnungslos mit Dingen füttern, die schlecht für euch sind.«

      Sobald sich das Gitter hinter ihnen geschlossen hatte, rannten die Welpen los und erforschten ihr neues Zuhause. Sie wirbelten das trockene Stroh auf, untersuchten die Wolldecken, rissen mit ihren Zähnen daran und gingen spielerisch aufeinander los, als ginge es darum, die Rangordnung im Gehege zu bestimmen. Noatak erschien ihr erwachsener und stärker als Jenny, ließ schon jetzt erkennen, dass er das Zeug zu einem hervorragenden Schlittenhund hatte. Vielleicht hatte er sogar die Qualitäten, die einen echten Leithund ausmachten. Julie meinte sogar jetzt schon einige von Chucks Charakterzügen in dem Welpen zu erkennen.Huskys wuchsen schnell und ließen sich schon mit drei Jahren vor einen Schlitten spannen. Ein talentierter Hund wie Noatak eventuell ein paar Wochen früher.

      »Wen haben wir denn da?«, erklang eine vertraute Stimme. »So süße Kerlchen habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Hab ich was verpasst, oder hat sich Santa Claus in der Zeit geirrt und ein verspätetes Geschenk gebracht?«

      Julie drehte sich um und sah Carol zu den Zwingern herabsteigen. »Weder noch«, antwortete sie lachend. Sie erzählte vom überraschenden Besuch der Cooks. »Jetzt müssen wir uns um die Erziehung der zwei Huskys kümmern.«

      »Und ich kenne keine Rangerin, die das besser könnte als du.«

      »Ich soll mich allein um sie kümmern?«

      »Meinst du, das wird zu viel für dich?«

      »Aber nein«, sagte Julie, »ich mache so was nicht zum ersten Mal. Ich kann gut mit Welpen. Es macht Spaß, sie aufwachsen zu sehen.« Sie sah den Chef der Polizeitruppe in seinem Wagen davonfahren. »Warst du mit Ranger Erhart unterwegs? Habt ihr den Wilderer verhaftet?«

      Carol wurde ernst. »Leider nein. Es war, wie wir befürchtet hatten. Der Schnee hatte alle Spuren zugedeckt. Und an der Parkgrenze ist er auch nicht aufgetaucht. Denali ist einfach zu groß. Da könnte sich ein ganzes Heer verstecken, ohne dass man auch nur die geringste Spur von ihm entdeckt. Leider.«

      »Hubschrauber?«

      »Dafür war es zu spät. Außerdem genehmigt der National Park Service den Einsatz von Hubschraubern nur, wenn es um Menschenleben geht, und das war ja nicht der Fall. So ein Hubschraubereinsatz ist teuer, das weißt du doch.«

      »Und wer denkt an die Tiere?«

      »Wir«, antwortete Carol ernst, »deshalb klappern wir in den nächsten Tagen auch wieder die üblichen Verdächtigen ab. СКАЧАТЬ