Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher Ross
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СКАЧАТЬ aus der Tüte«, erwiderte Carol. »Schmeckt aber.«

      »Und ich habe noch Donuts. Sind nur zwei Tage alt.«

      »Na, das passt doch.«

      3

      Am nächsten Morgen wartete Ranger Erhart mit seinem Geländewagen auf Julie. »Steigen Sie ein«, forderte er sie auf. »Sie begleiten mich zu Hector Morrison. Seine Frau regt sich immer furchtbar auf, wenn ich ihn verhöre, und Sie sollen mir die rabiate Dame vom Leib halten. Der Super weiß schon Bescheid.«

      Julie stieg ein und schnallte sich an. Sie hatte die Huskys bereits vor dem Frühstück gefüttert und sich besonders intensiv um die Welpen gekümmert. Jenny und Noatak waren nervös und würden wohl einige Tage brauchen, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. »Hector Morrison? Den verdächtigen Sie immer, wenn im Park gewildert wird. Warum eigentlich?«

      »Weil ich ihm schon ein paarmal dicht auf den Fersen war und mir nur ein handfester Beweis gefehlt hat. Der Kerl ist gerissener, als er aussieht. Nicht mal seiner Frau verrät er, was er anstellt. Er hat Angst, sie könnte sich verplappern. Natürlich ahnt sie was. Sie ist nicht bescheuert. Aber selbst, wenn wir im Mittelalter leben und sie foltern würden, könnte sie uns nichts verraten.«

      Julie blickte aus dem Fenster. Es schneite leicht, und die Straße war mit einer knöcheltiefen Schneeschicht überzogen. Noch waren die Räumfahrzeuge in dieser verlassenen Gegend nicht unterwegs. »Warum tun Menschen so etwas?«, fragte sie. »Warum fahren sie in ein Naturschutzgebiet und schießen Tiere ab, die wir zu schützen versuchen? Und das noch außerhalb der Saison. Alaska ist doch groß genug. Sie könnten doch ganz legal auf die Jagd gehen.«

      »Bei uns haben sie es einfacher. Die Tiere fühlen sich im Park sicher, sind unvorsichtiger und laufen den Wilderern manchmal praktisch vor die Gewehrmündung. Viele Wilderer nehmen nur die besten Fleischstücke mit, andere nehmen alles und verkaufen das Fleisch unter der Hand weiter. Es geht um den Profit, so wie damals im Wilden Westen, als weiße Jäger die Büffel zu Hunderten abschlachteten und ihnen teilweise nur die Zungen herausschnitten. Die waren eine Delikatesse.«

      »Ekelhaft … und feige dazu.«

      »Einigen geht es auch um den Nervenkitzel, die Gefahr, in die sie sich begeben, wenn sie mit einem Snowmobil durch den Park fahren. Sie genießen es, uns an der Nase herumzuführen. Die lachen uns aus, weil sie genau wissen, dass wir nichts unternehmen können, solange wir keine Beweise finden.«

      »So wie Hector Morrison.«

      »Er kommt mir wie dieser Morgan in einem der frühen Audie-Murphy-Western vor. Immer die große Klappe, weil er genau weiß, dass ihm niemand was anhaben kann. Bis es zum entscheidenden Duell kommt und Audie ihm eine Kugel mitten ins Herz jagt. Leider fällt mir der Titel nicht mehr ein.«

      Julie kannte weder Audie Murphy noch den Western-Schurken, den Erhart erwähnt hatte, hütete sich aber, eine Frage zu stellen. Greg Erhart sah mit seinem energischen Gesicht und seinem Schnauzbart nicht nur wie ein Sheriff im Wilden Westen aus, er war auch ein wandelndes Lexikon über Western-Filme. Wenn er einmal anfing, über einen Film oder Schauspieler zu erzählen, hörte er nicht mehr auf. »Sie haben hoffentlich schon von Audie Murphy gehört«, fuhr er deshalb auch fort. »Audie war einer der bekanntesten Westerndarsteller der 1950er- und 1960er-Jahre und der einzige Schauspieler, der auch im wirklichen Leben ein Held war. Er war einer der höchstdekoriertesten amerikanischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs, wussten Sie das? Die Medal of Honor, der Silver Star, das Purple Heart … es gab keine Auszeichnung, die er nicht hatte.«

      Inzwischen hatten sie Cantwell erreicht, eine winzige Siedlung südlich von Healy, und fuhren weiter über den Parks Highway. Ungefähr eine Meile hinter der Tankstelle, an der sich jeden Sommer die Fahrzeuge der Touristen stauten, bogen sie nach rechts auf einen kaum sichtbaren Feldweg ab und folgten ihm am Ufer eines Baches entlang. Erhart hatte den Allradantrieb zugeschaltet und lenkte mit beiden Händen, verzichtete sogar auf eine Fortsetzung seiner Audie-Murphy-Story, um im Schnee nicht die Kontrolle über seinen Wagen zu verlieren. Die Lichtkegel der Scheinwerfer tanzten auf dem Schnee, der beinahe kniehoch auf der Schotterstraße lag.

      Wenn Morrison am vergangenen Nachmittag mit seinem Snowmobil über diese Straße gefahren war, lagen seine Spuren längst unter der dicken Schneedecke verborgen. Und selbst wenn sie zu sehen gewesen wären, hätten sie nichts bewiesen. Morrison war ein gerissener Bursche, und wenn er tatsächlich der gesuchte Wilderer war, besaß er genügend Grips, um sich nicht erwischen zu lassen. Schon lange, bevor Julie im Park angefangen hatte, verdächtigte man den Mann.

      Seine Blockhütte lag ungefähr eine Meile vom Highway entfernt am Rand einer Lichtung. Daneben stand ein Schuppen. Selbst aus der Ferne erkannte Julie, dass die Tür mit einem Vorhängeschloss gesichert war, eher ungewöhnlich für einen Schuppen, worin in dieser Gegend normalerweise Werkzeuge und Ersatzteile für das Snowmobil und andere Maschinen und Motoren lagerten. Das Snowmobil stand, mit einer Plane bedeckt, neben dem Eingang.

      Erhart hielt ebenfalls vor dem Haus und überprüfte seinen Revolver, den er am Gürtel trug. Eine Routine, auf die er niemals verzichtete, wenn er einen Verdächtigen besuchte. »Sie kümmern sich um die Frau«, sagte er zu Julie. »Das letzte Mal, als ich hier war, ging sie mit einem Besen auf mich los.«

      Julie unterdrückte nur mühsam ein Grinsen. Die Vorstellung, eine wütende Frau mit einem Besen auf den Polizeichef der Ranger losgehen zu sehen, war einfach zu komisch. Als die Tür der Hütte aufging, wurde sie jedoch gleich wieder ernst. Der Anblick der Morrisons war eher einschüchternd als komisch.

      Hector Morrison war ein untersetzter Mann mit dem Gesicht eines ehemaligen Boxers, der zu viele Kämpfe verloren hatte. Seine Nase schien mehrmals gebrochen gewesen zu sein. Er trug ausgebleichte Jeans mit roten Hosenträgern und hielt eine Schrotflinte in den Händen. Ruth, seine Frau, war ebenfalls keine Schönheit, trug ein altmodisches Schürzenkleid und ein geblümtes Kopftuch.

      »Was wollen Sie?«, fragte der ehemalige Fallensteller.

      »Chief Ranger Greg Erhart«, antwortete der Ranger ruhig. Seine Hand lag auf der Revolvertasche. »Ich bin der Polizeichef im Denali National Park. Sie erinnern sich vielleicht an mich. Nehmen Sie sofort Ihre Schrotflinte runter, sonst muss ich Sie festnehmen.«

      Morrison gehorchte zögernd. Ein flüchtiges Grinsen huschte über sein Gesicht, als er die Waffe gegen den Türrahmen lehnte. »Chief Ranger Greg Erhart«, wiederholte er scheinbar genüsslich. »Ist immer ’ne Freude Sie wiederzusehen. Wenn ich mich richtig erinnere, dachten Sie das letzte Mal, ich würde im Nationalpark wildern, mussten mich aber wieder laufen lassen, weil Sie keine Beweise gegen mich hatten. Wollen Sie es noch mal versuchen?« Er musterte Julie von Kopf bis Fuß. »Diesmal mit Verstärkung?«

      Erhart ließ sich nicht provozieren. »Park Ranger Julie Wilson, meine Kollegin.« Er nahm seine Hand von der Revolvertasche. »Gestern wurde ein Elch am Double Mountain erlegt. Dürfen wir uns ein wenig bei Ihnen umsehen?«

      »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

      »Noch nicht«, sagte Erhart, »aber ich kann einen bekommen. Dauert ungefähr eine Stunde, dann bringen mir die Trooper einen vorbei. Wir würden so lange vor Ihrer Tür warten.« Er deutete ein Lächeln an. »Wenn Sie nichts mit der Sache zu tun haben, wollen Sie sich diese Umstände sicher ersparen.«

      »Wieso immer wir?«, keifte Ruth Morrison los. Wenn sie wütend war, sah sie noch hässlicher aus. »Warum schauen Sie nicht bei unseren Nachbarn vorbei? Oder beim Bürgermeister? Warum fahren Sie nicht nach Fairbanks und СКАЧАТЬ