Название: Butler Parker 118 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740920388
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»Haben Sie vergessen, daß dort ein Subjekt ist, das auf uns geschossen hat?« Die Detektivin war noch immer nicht überzeugt.
»Dieses Subjekt, um Myladys Worte zu gebrauchen, wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit früher oder später wieder anbieten«, gab der Butler zurück. »Man müßte nur dafür sorgen, daß die Leiche verschwindet.«
»Und wohin damit?« Agatha Simpson sah auf den Toten hinunter.
»Vielleicht, Mylady, ließ sich an anderer Stelle ein weiterer Schneemann errichten.«
Lady Simpson hatte sofort verstanden und nickte. Dieser Vorschlag paßte ihr. Sie gab ihren Widerstand auf und begutachtete die Nebelwand, die sich bereits zu lichten begann. Es wurde Zeit, diesen Punkt der »Schneemännerallee« zu verlassen. Der Nebel hielt höchstens noch wenige Minuten vor.
Es zeigte sich, daß die ältere Dame durchaus noch zuzupacken wußte. Zusammen mit ihrem Butler räumte sie das Feld, wobei das skurrile Duo nicht den Toten mitzunehmen vergaß. Die vielen Schneemänner, die in Einer- und Doppelreihen errichtet worden waren, sorgten für die nötige Deckung. Hinzu kamen noch die Reste der sich auflösenden Nebelwand. Vom Bergwäldchen aus waren sie wohl kaum auszumachen.
Agatha Simpson war eben doch eine zupackende Dame. Daß sie zusammen mit ihrem Butler einen Toten transportierte, machte ihr nichts aus. Seelisch und körperlich verkraftete sie diese etwas makabre Fracht. Der Zufall hatte ihr schließlich einen neuen Fall zugespielt. Sie war fest entschlossen, ihn freiwillig nicht mehr aus den Händen zu geben.
Die Lady widmete sich gern der Aufklärung von Verbrechen. Sie war eine Amateurdetektivin aus Leidenschaft. Zusammen mit Butler Parker und Kathy Porter, ihrer Gesellschafterin, hatte sie in der Vergangenheit schon manch verzwickten Fall lösen können. Wegen ihrer ungewöhnlichen Methoden war sie sowohl bei der Polizei als auch bei den Gangstern »sehr beliebt«. An dieser Frau ließ sich nämlich nichts mit Logik erklären. Sie reagierte stets anders, als man es erwartete.
»Wie lange wollen Sie mich noch durch den Schnee hetzen?« fragte sie bei ihrem Butler an. »Ich bin schließlich kein junges Mädchen mehr.«
»Darf ich Myladys Aufmerksamkeit auf den kleinen Taleinschnitt lenken?« Parker deutete vorausschreitend mit dem Kopf auf einen tiefen, schmalen Einschnitt hinüber.
»Gut, die paar Meter werde ich noch schaffen«, antwortete die sehr energische Dame. »Aber dann muß ich noch etwas für meinen Kreislauf tun, Mister Parker.«
Der Butler schritt jetzt ein wenig schneller und erreichte das kleine, schmale Tal. Nachdem sie den Toten im Schnee niedergelassen hatten, servierte der Butler seiner Herrin einen weiteren Kognak. Nachdem er die Flasche wieder zugeschraubt hatte, nickte er zufrieden. Von der Seeseite her trieben leichte Schneeschauer heran. Die Sicht verschlechterte sich rapide. Mehr konnte man vom Wetter im Augenblick nicht erwarten. Die Spuren, die Lady Simpson und er im weichen Schnee hinterlassen hatten, wurden zugeweht.
»Hoffentlich haben Sie sich inzwischen brauchbare Gedanken gemacht«, sagte Agatha Simpson und deutete auf den Toten. »Warum verpackt man eine Leiche in einen Schneemann? Woran ist der Mann gestorben? Warum wollte man uns umbringen?«
»Mylady sehen meine bescheidene Wenigkeit noch in der Phase des aktiven Nachdenkens.«
»Ich werde Ihnen meine Fragen beantworten«, redete die Lady weiter. »Der Mann hier wird bewacht, und wissen Sie auch, warum, Mister Parker? Kommen Sie nicht drauf? Das sieht Ihnen wieder mal ähnlich. Sie haben eben keine Phantasie.«
»Wie Mylady zu belieben meinen.« Parker deutete eine höfliche und korrekte Verbeugung an.
»Der Tote muß erst vor wenigen Stunden in den Schneemann verpackt worden sein«, mutmaßte die Lady ins Blaue hinein. »Sehen Sie mich gefälligst nicht so ungläubig an. Ich habe gute Gründe für diese Annahme.«
»Mit Sicherheit, Mylady.«
»Der Mörder mußte den Toten erst mal von der Bildfläche verschwinden lassen. Er fand noch nicht die Zeit, nach gewissen Dingen zu suchen, die der Tote bei sich haben muß. Das wollte er wahrscheinlich in der Dunkelheit nachholen. Und jetzt haben wir ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.«
Josuah Parker mußte innerlich zugeben, daß Lady Simpsons Vermutungen nicht von der Hand zu weisen waren. Sie hatten etwas für sich.
»Und Sie waren natürlich gegen das Rodelvergnügen«, stichelte sie weiter. »Ohne mich, Mister Parker, wäre dieser Mord nie entdeckt worden. Wollen Sie das etwa abstreiten?«
»Keineswegs, Mylady, das würde ich mir niemals erlauben.«
»Haben Sie etwa eine andere und bessere Theorie? Ich sage Ihnen gleich, daß Sie die gar nicht haben können!«
»Ich möchte mir die Freiheit nehmen, mich Myladys Standpunkt anzuschließen.«
»Also, worauf warten wir noch?«
»Mylady meinen etwas Bestimmtes?«
»Wir werden den Toten durchsuchen, Mister Parker. Wir werden das finden, wonach der Mörder gegen Abend suchen wollte. Und wir werden es finden.«
»Mylady haben möglicherweise den Schützen im Wald vergessen.«
»Und? Haben Sie etwa Angst?«
»Ich erlaube mir, Mylady, gewisse Befürchtungen zu hegen. Dieser Schütze könnte zurückkommen.«
»Dann tun Sie gefälligst etwas dagegen. Sagen Sie, was könnte der arme Bursche hier bei sich haben? Groß kann der Gegenstand nicht sein, hinter dem der Mörder her ist.«
»Es müßte sich sogar um einen sehr kleinen Gegenstand handeln, Mylady, sonst wäre er bereits gefunden worden.«
»Natürlich! Das ist es!« Agatha Simpsons Phantasie arbeitete auf Hochtouren. »Dieser Mann schleppt ein Stückchen Mikrofilm mit sich herum.«
»Mylady sind sich da vollkommen sicher?« wunderte sich Parker.
»Ich habe so etwas mal in einem tollen Kriminalfilm gesehen«, redete die Detektivin eifrig weiter. »Ein Stückchen Mikrofilm läßt sich erstklassig verstecken. Wir haben es mit Agenten zu tun, Mister Parker, mit Spionage. Ich fühle es in den Fingerspitzen. Wir werden jeden Millimeter der Kleidung durchsuchen müssen!«
»Jetzt und hier, Mylady?«
»Papperlapapp, Mister Parker. In der kommenden Nacht. Dann werden wir den Toten nämlich holen und hinauf ins Haus schaffen. Und bis dahin stecken wir ihn einfach in einen neuen Schneemann. Was der Mörder kann, können wir schon lange.«
*
Die beiden Mordschützen Pete und Hale befanden sich in dem kleinen Ferienhaus und hingen erschöpft in ihren Sesseln. Sie wohnten hier allein und brauchten keine neugierigen Menschen zu fürchten.
Sie hatten völlig verweinte und stark gerötete Augen. Hin und wieder husteten sie und röchelten anschließend noch eine Weile herum. Nach der Panne unten im Bergwald hatten sie sich unter dieses schützende Dach zurückgeflüchtet, um erst mal Kriegsrat zu halten.
»Das СКАЧАТЬ