Название: Der exzellente Butler Parker 20 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740950477
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»Mylady wird es Sie rechtzeitig wissen lassen«, erwiderte der Butler gemessen. »Wo kann der Herr inzwischen seine Garderobe richten?«
»Wenn Sie mir bitte folgen würden«, erwiderte der Kellner und deutete gleichzeitig auf eine Tür im Hintergrund.
»Kommen Sie, Sie kleines Ferkel«, sagte Lady Simpson ausgesprochen genußvoll. Dann drückte sie ihm eine ihrer mächtigen Hutnadeln in die Weichteile der Hüfte. Daraufhin erhob Matt Linkers sich gehorsam und ließ sich aus dem Lokal führen. Dabei erntete er einige verächtliche Blicke der Gäste...
*
»Das ist eine glatte Entführung«, beschwerte sich Matt Linkers wütend, als er im Fond des hochbeinigen Monstrums Platz genommen hatte. Er wollte natürlich die Gunst des Augenblicks nutzen, als Parker die hintere Wagentür schloß. Linkers warf sich auf die andere Seite, drückte die dortige Klinke und mußte zu seiner Enttäuschung zur Kenntnis nehmen, daß die Tür sich nicht rührte. Die Zentralverriegelung tat bereits ihre Wirkung.
Mylady saß auf dem Beifahrersitz wie eine behäbige Glucke und blickte durch die geschlossene Trennscheibe auf Matt Linkers, der auf weitere Ausbruchsversuche verzichtete.
»Was soll das alles?« brauste der Fahrgast unvermittelt wieder auf. »Wer sind Sie überhaupt?«
»Sie haben die einmalige Ehre und den Vorzug, Lady Simpson begleiten zu dürfen.« Parker saß inzwischen am Steuer seines Privatwagens, der einst als Londoner Taxi gedient hatte.
Der hohe, eckige Wagen sah bereits sehr betagt aus, doch dieser Eindruck täuschte. Tatsächlich war das Gefährt – wie Freund und Feind es nannten – eine wahre Trickkiste auf Rädern. Unter der Motorhaube arbeitete ein Motor, der einem Rennwagen alle Ehre gemacht hätte.
»Lady Simpson?« kam gedehnt die Antwort.
»Und Mister Parker«, sagte die ältere Dame auf dem Umweg über die Bordsprechanlage.
»Ich habe mit Ihnen nichts am Hut«, erklärte Matt Linkers gereizt.
»Die Herren Ben und Joel waren so entgegenkommend, eine andere Aussage zu machen«, stellte der Butler klar.
»Dann lügen die«, brauste Linkers sofort wieder auf und wischte sich die letzten Reste der Remouladensauce aus den Augenwinkeln. »Die sollten nur...«
»Sie unterbrachen sich gewiß nicht ohne Grund, Mister Linkers.«
»Von mir hören Sie überhaupt nichts mehr.« Linkers drückte sich in die rechte Wagenecke und preßte die Lippen fest aufeinander.
»Ihre beiden Mitarbeiter Ben und Joel hatten den Auftrag, Miß Jill Handley einer Tortur zu unterziehen, die man nur als grausam bezeichnen kann.«
»Wovon reden Sie eigentlich, Parker?« Er sprach plötzlich doch. »Ich kenne weder einen Ben noch einen Joel.«
»Das wird sich zeigen, junger Mann«, schaltete die Detektivin sich gefährlich freundlich ein. »Mister Parker sammelte einige Baseballschläger. Man kann damit nicht nur Sport betreiben.«
»Sie müssen mich verwechseln, Lady. Oder irgend jemand will mich in die Pfanne hauen.«
»Sprüche, nichts als dumme Sprüche, junger Mann«, wehrte Agatha Simpson ab. »Sie sind es gewesen, der die Ballerinen verschickt hat.«
»Was für Ballerinen?« wunderte sich Matt Linkers. »Was soll denn das sein, Lady?«
»Das werde ich Ihnen gleich mit dem Baseballschläger erklären«, drohte Lady Agatha genußvoll. »Sie werden schnell begreifen.«
»Hören Sie, haben Sie überhaupt eine Ahnung, wer ich bin? Und wer die beiden Männer sind, die Sie unter den Tisch geschickt haben?«
»Sie, Mister Linkers, sind in der kriminellen Szene von London keineswegs unbekannt«, beantwortete Parker die Frage. »Nach dem Wissensstand meiner Wenigkeit leiten Sie eine Organisation, die sich mit illegalen Wetten und Krediten zu Wucherzinsen befaßt.«
»Das sind doch alles Verleumdungen«, behauptete der Fahrgast. »Das soll mir erst mal einer beweisen.«
»Und die beiden Gesprächspartner in der Nische dürften Geschäftsfreunde sein«, redete Parker weiter und zeigte kurz zwei Brieftaschen.
»Was soll das? Woher haben Sie die?« fragte Linkers überrascht.
»Sie stammen vom Fußboden des Restaurants«, sagte Parker. »Sie lagen neben den beiden Herren, die sich unter dem Tisch ausruhten und nach denen ich besorgt Ausschau hielt.«
»Sie haben die Brieftaschen geklaut?«
»Ihre Manieren und Ihre Ausdrucksweise sind in der Tat ungemein .beklagenswert«, stellte der Butler würdevoll fest. »Die Wahl Ihrer Worte läßt eindeutig Wünsche offen.«
*
»Wo steckt Linkers jetzt?« erkundigte sich Mike Rander. Der Anwalt, groß und schlank, eine sportlich-lässige Erscheinung, war zusammen mit Kathy Porter im altehrwürdigen Haus der Lady Simpson in Shepherd’s Market zum Dinner erschienen.
Kathy Porter war die Gesellschafterin und Sekretärin der Lady Agatha und wurde von ihr wie eine erwachsene Tochter behandelt. Die ältere Dame wartete nur darauf, sie und Mike Rander miteinander zu verheiraten.
Sie tat alles, um dieses Ziel zu erreichen und verzichtete deshalb gern auf Kathy Porters Anwesenheit in ihrem Haus. Sie hatte darauf bestanden, daß Kathy Porter als Sekretärin für Mike Rander arbeitete, der in der nahen Curzon Street seine Wohnung und auch seine Kanzlei hatte.
»Linkers und seine Schläger sind ... Wo sind sie eigentlich, Mister Parker?« fragte die Detektivin.
»Bei einem gewissen Sam Stouder, Sir«, berichtete Parker in Richtung Mike Rander. »Mister Stouder sorgte für eine passende Unterkunft auf einem ausgedienten Lastkahn an der Themse.«
»Und wer ist dieser Stouder, Parker?« Mike Rander, der äußerlich an einen bekannten James-Bond-Darsteller erinnerte, kannte Parker schon seit vielen Jahren und hatte seinerzeit in den USA zusammen mit ihm einige haarsträubende Abenteuer erlebt.
»Mister Stouder, Sir, betreibt einen ausgesprochen schwunghaften Handel mit Schmuggelgut aller Art, das von einlaufenden Schiffen stammt. Er gilt bei den Seeleuten als ehrlicher Makler.«
»Leute kennen Sie, Parker!« Rander lächelte.
»Mister Stouder ist meiner Wenigkeit verpflichtet und sorgte für die erwähnte Unterkunft, ohne selbst in Erscheinung zu treten. Die drei Kriminellen werden sich also in keinem Fall an ihm rächen können.«
»Und warum auf einem Lastkahn?« fragte Kathy Porter.
»Die Herren Linkers, Ben und Joel sollen sich aus eigener Kraft befreien, Miß Porter«, erklärte der Butler. »Mister Horace Pickett wurde von meiner Wenigkeit bereits verständigt und wird die notwendigen Observationen veranlassen.«
»Der gute Pickett«, warf die Dame des Hauses wohlwollend lächelnd ein.
»Sie sollten ihn bei Gelegenheit doch mal zum Tee einladen«, erwiderten СКАЧАТЬ