Название: Der exzellente Butler Parker 26 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der exzellente Butler Parker
isbn: 9783740958282
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»Ein sicherer Verdienst, wie?«
»Die Überweisungen durch die Ämter sind garantiert, Sir. Sie sollten davon ausgehen, daß ein belegtes Zimmer pro Tag etwa fünfzig Pfund erbringt.«
»Guter Gott, das ist ja so, als ob man eine eigene Gelddruck-Maschine im Keller hätte.«
»Ein Vergleich, Sir, den man nur als trefflich bezeichnen kann. Man muß wohl davon ausgehen, daß im ›Lunatica‹ etwa zweihundert Zimmer von dem erwähnten Personenkreis bewohnt werden.«
»Und dieses Hotel ist über das ganze Jahr hinaus so belegt?« staunte der Anwalt.
»Über Jahre hinaus, Sir», versicherte der Butler. »Und das ›Lunatica‹ ist nur eines von vielen ähnlichen Hotels.«
»Demnach muß sich in diesen Häusern ja wohl einiges abspielen«, mutmaßte Mike Rander.
»Mit letzter Sicherheit, Sir«, entgegnete der Butler. »Man wird sich bald mit eigenen Augen davon überzeugen können.«
*
»Das sieht aber doch alles recht friedlich aus«, stellte Mike Rander fest. Er und Josuah Parker befanden sich im Foyer des Hotels, das recht sparsam beleuchtet war. In den gebraucht aussehenden Sitzmöbeln saßen einige Hotelgäste, lasen oder tranken Bier aus Dosen. Es handelte sich im Schnitt um Menschen, die die Mitte ihres Lebens überschritten hatten.
»Darf man darauf hinweisen, Sir, daß diese Idylle ein wenig unglaubwürdig wirkt?« fragte Parker. Er hatte in die rechte Tasche seines schwarzen Covercoats gegriffen und reichte dem Anwalt eine Schutzbrille, wie man sie bei der Benutzung von Höhensonnen verwendet.
»Was soll ich denn damit?« fragte Rander erstaunt. »Man kann ja ohnehin kaum was sehen.«
»Sie sollten mit einem etwaigen Lichtblitz meinerseits rechnen, Sir«, warnte der Butler. »Meiner bescheidenen Ansicht nach dürfte mit einigen Überraschungen zu rechnen sein.«
Mike Rander, der Warnungen des Butlers nie auf die leichte Schulter nahm, setzte sich die Spezialbrille auf die Stirn, um sofort über sie verfügen zu können. Dabei nahm er zur Kenntnis, daß einige alte Männer sich aus ihren Plastiksesseln schoben und eine Seitentür ansteuerten.
Dann war ein Klicken zu vernehmen. Rander wandte sich um und stellte fest, daß die Tür zur Lounge des Hotels gerade von zwei jungen Männern geschlossen wurde. Sie bauten sich von innen vor dieser Tür auf und zogen dabei Teile eines Vorhangs zu.
»Es dürfte soweit sein, Sir«, deutete Parker in seiner höflichen Art an. »Man scheint die entsprechenden Vorbereitungen zu einem speziellen Empfang zu treffen.«
Er hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als das sparsame Licht unter der Decke der Halle erlosch. Völlige Finsternis breitete sich aus. Mike Rander kam sich einen Moment völlig hilflos vor. Er verlor jede Orientierung.
»Die Schutzbrille, Sir«, erinnerte Josuah Parker. Er hielt längst seine Miniatur-Blitzlichtbombe in der schwarz behandschuhten Rechten.
Die Bombe war kaum größer als die Sicherung einer Auto-Elektrik, doch sie hatte es in sich, wie sich schnell zeigte. Parker, der seine Augen ebenfalls geschützt hatte, knickte den kleinen Glaskörper seitlich weg und warf ihn in die Dunkelheit.
Das Resultat war frappierend.
Eine grelle Sonne füllte die Empfangshalle des ›Lunatica‹ bis in den letzten Winkel aus. Gleichzeitig hörte man einige Schreie, Flüche und Rufe.
Mike Rander sah durch das Schutzglas seiner Brille einige Personen, die vor dem Treppenaufgang standen und ihre Augen mit hochgerissenen Händen zu schützen versuchten. Er sah aber auch, daß diese jungen Männer durchweg mit Holzprügeln und Fahrradketten ausgerüstet waren, Gegenstände, die durchaus tödlich sein konnten.
»Man bittet, meiner Wenigkeit zu folgen, Sir«, ließ Josuah Parker sich würdevoll vernehmen. »Die bewußten Personen dürfen kein Hindernis mehr darstellen.«
Was durchaus stimmte.
Die gerade noch wehrhaften jungen Männer hatten sich ohne Ausnahme hingehockt und stöhnten in verschiedenen Tonlagen. Sie bekamen überhaupt nicht mit, daß die beiden Besucher sie passierten und über die Treppe ins erste Geschoß stiegen.
»Wie lange werden die Burschen geblendet bleiben?« fragte Rander.
»Etwa drei bis fünf Minuten«, lautete Parkers Antwort. »Man darf Ihnen versichern, Sir, daß die Personen nicht an Folgeschäden leiden werden.«
»Selbst ich sehe bunte Kreise«, meinte der Anwalt beeindruckt. »Hoffentlich haben Sie für den Rückweg noch solch eine hübsche Überraschung parat.«
»Meine Wenigkeit richtete sich vor der Fahrt auf gewisse Zwischenfälle ein, Sir.« Während dieser Aussage nickte der Butler knapp. Er hatte die Führung übernommen und erblickte dabei in einem Korridor einen Mann, der seinerseits stutzte, als er den Butler sah.
Da dieser Gang gut beleuchtet war, konnte man deutlich sehen, daß dieser Mann mit Parkers Erscheinen wirklich nicht gerechnet hatte. Er wollte sich hastig ab wenden, schaffte es auch und ... zuckte dann wie unter einem elektrischen Schlag zusammen.
Fast ungläubig fingerte er mit der linken Hand nach seinem Gesäß und produzierte ein Stöhnen, als wäre er tödlich getroffen worden. Die tastenden Finger hatten einen Pfeil ausgemacht, der kaum größer war als eine Stricknadel. Am Schaftende dieses Pfeils gab es eine bunte, kleine Feder, die zur Flug-Stabilisierung diente.
Der Pfeil stammte aus Parkers Universal-Regenschirm und war von komprimierter Kohlensäure angetrieben worden. Der hohle Schirmschaft war im Grund nichts anderes als ein modernes Blasrohr; die Patrone mit der Treibladung befand sich im unteren Teil des Griffs.
Diese so gut wie lautlose Waffe bot aber noch eine zusätzliche Überraschung. Die Spitze des Blasrohr-Pfeils war mit einer chemischen Substanz präpariert, die fast wütenden Juckreiz auslöste und die Muskeln erschlaffen ließ.
Wie zu sehen war!
Der Getroffene hatte den hinderlichen Pfeil aus dem Gesäß gezogen und auf den Boden geworfen. Er war bereits dabei, sich ausgiebig und fast wollüstig zu kratzen. Dabei stöhnte er, hüstelte dazwischen und vergaß die Anwesenheit der beiden Besucher.
»Und dies ist erst der Beginn, wie meine Wenigkeit Ihnen versichern darf und muß«, sagte Parker, der den Mann inzwischen erreicht hatte. »Wo findet man Mister Faldex, wenn man fragen darf?«
Josuah Parker hatte den Blasrohr-Pfeil aufgehoben und präsentierte ihn wie zufällig dem genußvoll kratzenden Mann, der diese Geste auf seine Art interpretierte und einen zweiten Einschuß fürchtete.
»Da hinten«, hechelte er und zeigte mit der freien Hand auf eine Tür am Ende des Korridors.
»Herzlichen Dank«, gab Parker zurück und legte den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes kurz auf die Stirn des Mannes, der daraufhin aller Qual enthoben wurde. Er verdrehte die Augen und nahm auf dem zerfransten Teppichboden Platz.
»Sie СКАЧАТЬ