Название: Butler Parker 176 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740956875
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»Eine Frage der Argumente, wenn Sie so wollen«, lautete Parkers doppeldeutige Antwort, »Oberst Bingham, wie er wohl heißt, scheint ein sehr temperamentvoller Herr zu sein?«
»Das kann man wohl sagen«, pflichtete der Mann ihm sofort bei, »aber er ist ein erstklassiger Gast.«
»Oberst Bingham scheint über erhebliche Barmittel zu verfügen.«
»Arm ist der bestimmt nicht«, lautete die Antwort, »dem gehört fast die gesamte Region.«
»Oberst Bingham beschäftigt sich mit der hier üblichen Landwirtschaft?«
»So ungefähr.« Der Barkeeper schien plötzlich keine Lust mehr zu verspüren, sich weiter mit Parker zu unterhalten. Er nickte dem Butler zu und ging zum Tresen zurück. Parker stand auf, lüftete höflich die schwarze Melone und verließ den Pub. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, drückte er sie wieder vorsichtig auf und beobachtete den Bartender.
Der Mann stand in einem schmalen Durchgang hinter dem Tresen und telefonierte bereits. Genau damit hatte Josuah Parker gerechnet. Wahrscheinlich wurde jetzt Bingham-Castle angerufen und dort mitgeteilt, daß die beiden Durchreisenden im »Swan« abgestiegen waren.
Mehr hatte Parker nicht bezweckt.
Zufrieden mit seiner kleinen Kriegslist, schritt der Butler hinüber zum nahen Hotel und traf dort auf seine Herrin, die sich gerade in ihrem Zimmer frisch gemacht hatte. Sie strotzte förmlich vor Energie und freute sich auf das Dinner.
Da sie strenge Diät hielt, hatte sie sich nur einige Kleinigkeiten bestellt. Nacheinander wurden Roastbeef, Rostbratwürste, eine kleine Fleischpastete, Brot, Käse und schließlich ein warmer Apfelkuchen gereicht. Dazu trank Lady Agatha einen herben Wein und ließ sich zum Abschluß Mokka servieren.
»So, und was unternehme ich jetzt, Mr. Parker?« wollte sie wissen und lehnte sich zufrieden zurück. Parker hatte an ihrem Tisch Platz genommen, worauf sie stets bestand. Der Butler hatte sich mit etwas kaltem Braten begnügt.
»Mylady dürfen mit Überraschungen fest rechnen«, antwortete der Butler höflich. Dann lieferte er seiner Herrin einige Stichworte, die sich auf seinen kurzen Besuch im Pub bezogen.
»Sie glauben wirklich, daß diese Lümmel noch mal auftauchen werden?« fragte sie erfreut.
»Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, Mylady. Inzwischen dürfte man die sechs Männer im Bunker längst entdeckt haben.«
»Ich glaube, Mr. Parker, ich bin mit Ihnen sehr zufrieden«, deutete die ältere Dame wohlwollend an, »ich werde diesen Subjekten einen heißen Empfang bereiten.«
»Man wird versuchen, Mylady und meine Wenigkeit um jeden Preis zurück nach Bingham-Castle zu bringen.«
»Eine Entführung also, Mr. Parker. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr.‹«
»Man könnte den Intentionen des Oberst Bingham zuvorkommen, Mylady.«
»Aha, ich habe also bereits einen speziellen Plan?« fragte sie interessiert.
»Mylady beabsichtigen sicher, Mitglieder des Kommandos bereits vor der Stadt abzufangen.«
»Mit diesem Gedanken spiele ich tatsächlich.« Sie nickte zögernd und tat so, als hätte sie sich mit solch einem Plan bereits beschäftigt.
»Dazu müßten Mylady allerdings umgehend aufbrechen«, redete Josuah Parker weiter.
»Was steht dem entgegen, Mr. Parker?« Sie erhob sich sofort. »Als ehemalige Pfadfinderin bin ich allzeit bereit.«
Parker geleitete Lady Simpson aus dem Hotel zum hochbeinigen Monstrum und öffnete dann den Kofferraum. Er holte eine sehr alt aussehende Reisetasche aus schwarzem Leder hervor und stellte sie auf den Beifahrersitz. Diese Tasche enthielt einige nützliche Utensilien, die Parker auf allen Fahrten grundsätzlich mit sich führte:
Vom Pub aus konnte er nicht beobachtet werden. Parker steuerte seinen Privatwagen erst ein Stück die Straße hinunter, beschrieb dann einen weiten Bogen um das Stadtviertel und näherte sich erst auf Umwegen wieder der Landstraße, die nach Bingham-Castle führte.
Nach seiner Einschätzung kam man noch zurecht.
*
Parker hatte sein hochbeiniges Monstrum in einen Feldweg bugsiert und so abgestellt, daß schützendes Strauchwerk ihn gegen Sicht verbarg. Er stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite und hielt ein dünnes Seil in der Hand, das mit einem etwa zehn Zentimeter breiten Band verbunden war, das aus einem zähen Stahlgeflecht bestand. Dieses Metallband konnte er mittels des Seils ganz nach Belieben quer über die ganze Breite der Straße ziehen. Es war an einem speziellen Haken befestigt, der unter dem Boden seines Wagens angebracht war.
Das schmale Geflecht hatte es selbstverständlich in sich. Es war gespickt mit Stahldornen, die unweigerlich jeden Autoreifen dazu brachten, die eingegebene Luft entweichen zu lassen.
Parker hatte dem Handschuhfach seines Wagens ein lichtstarkes Nachtglas entnommen und beobachtete die Landstraße. Einige unbeteiligte Wagen hatte er bereits identifizieren können und passieren lassen. Doch dann endlich machte er eine Silhouette auf der Straße aus, die ihm nicht mehr unbekannt war. Es erschien ein Jeep, und in der Optik seines; Fernglases machte er vier Gestalten in diesem kurzen Wagen aus.
Es war soweit...
Die Landstraße war in beiden Richtungen sonst leer. Besser hätte es für Parkers Absichten gar nicht sein können. Er machte sich bereit, die Fahrt des Kommando-Unternehmens jäh zu stoppen. Darüber hinaus war er gespannt, wie sein neu konstruiertes Stahlgeflechtband funktionieren würde. Er hatte es bisher noch nicht ausprobieren können.
Der Jeep jagte heran.
Parker wartete genau den richtigen Zeitpunkt ab, um das Band dann mit dem Seil quer über die Straße zu ziehen. Er legte diese Sperre genau in dem Moment, als der Fahrer es schon von seinem Sitz aus nicht mehr wahrnehmen konnte.
Es funktionierte zu seiner vollen Zufriedenheit.
Die Vorderreifen explodierten förmlich und brachten den Jeep sofort aus dem Kurs. Sekundenbruchteile später entwich auch noch die Luft aus den beiden Hinterreifen. Der Fahrer kurbelte geradezu verzweifelt am Steuer herum und versuchte, den Jeep noch abzufangen, konnte es aber nicht verhindern, daß der Wagen im Straßengraben landete.
Die vier Insassen stiegen gegen ihren erklärten Willen aus und lagerten sich auf einer abschüssigen Wiese. Der Jeep überschlug sich im Zeitlupentempo, rollte auf einen freistehenden Baum zu und legte sich in fast brüderlich zu nennender Geste um ihn. Danach fing der Motor Feuer.
Die vier Männer waren verständlicherweise benommen, doch sonst war ihnen nichts passiert. Sie rafften sich auf, fluchten ausgiebig und äußerten dann wenig freundliche Worte über einen gewissen Oberst Bingham, der ihnen diese verdammte Suppe eingebrockt hätte ...
Parker ließ sich nicht sehen.
Er hatte die Straße bereits überquert, das Panzerband aufgerollt und ausgehakt. Er legte es in den Kofferraum seines hochbeinigen Monstrums, setzte sich ans Steuer und verließ dann den schmalen Feldweg. Er ließ das Wagenlicht erst mal ausgeschaltet, um den vier Männern СКАЧАТЬ