Название: Butler Parker 176 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740956875
isbn:
»Der Oberst wohnt auf Bingham-Castle«, kam prompt die Antwort, »das ist nicht weit von hier. Hören Sie, kommen Sie nun mit oder nicht?«
»Was wird sein, wenn man dem Wunsch des Oberst Bingham nicht nachkommen würde?«
»Mann, dann haben wir mächtig viel Ärger«, entgegnete der Mann schon fast treuherzig.
»Wie ist das mit diesem Bingham-Kommando, junger Mann?« schaltete Lady Agatha sich ein, »wieviel Männer dienen unter ihm?«
»Ein gutes Dutze... Äh, ich verweigere jede Aussage, Lady. Ich bin nicht befugt, Aussagen zu machen. Aber Sie können meine Dienstnummer haben.«
»Papperlapapp, junger Mann«, meinte die ältere Dame wegwerfend, »verschonen Sie mich mit diesen Dummheiten. Was werde ich tun, Mr. Parker?«
»Wenn Mylady einen Moment entschuldigen wollen...
Josuah Parker wandte sich um und befaßte sich mit den beiden jungen Männern, die gerade um das Heck des hochbeinigen Monstrums herumjagten und angreifen wollten.
Der Butler machte kurzen Prozeß, hob seinen altväterlich gebundenen Regenschirm, ließ ihn mit einigem Nachdruck zu Boden fallen und wartete, bis der Schirm senkrecht in die Luft stieg. Als das untere Ende des Schirmstocks seine Brusthöhe erreichte, griff er mit der rechten Hand zu und verwandelte das Regendach in eine Nahkampfwaffe. Mit der blitzschnellen Reaktion eines Kendo-Kämpfers setzte er die beiden Männer dann außer Gefecht.
Die beiden Männer, die Ranger-Messer gezückt hatten, machten es sich nach dieser kurzen, aber ungemein intensiven Behandlung auf dem Straßenbelag bequem und nahmen am weiteren Geschehen nicht mehr teil.
Der ehemalige Träger der Maschinenpistole hatte inzwischen einen Kardinalfehler begangen. Als Parker sich abgewandt hatte, war es ihm in den Sinn gekommen, Mylady zu attackieren. Dabei hatte er den perlenbestickten Pompadour der älteren Dame übersehen. Dieser kokette Handbeutel war inzwischen auf seiner Nase gelandet und hatte sie in abenteuerliche Schräglage gebracht.
Myladys sogenannter Glücksbringer hatte wieder mal voll seine Wirkung gezeigt. Das echte Pferdehufeisen nämlich, das sich im Pompadour befand, hatte Myladys Energie sofort an das Riechorgan des Leichtsinnigen weitergereicht.
»Wir fahren sofort zurück, Mr. Parker«, entschied Lady Agatha animiert, »Ich hoffe, Sie widersprechen nicht.«
»Meine Wenigkeit würde sich dies nie gestatten, Mylady«, gab Josuah Parker würdevoll zurück, »Oberst Randolph Bingham scheint in der Tat ein bemerkenswerter Mann zu sein, wie die bisherigen Tatsachen lehren.«
*
»Man dürfte die Zeit hier eingefroren haben«, sagte Parker eine halbe Stunde später und bremste sein hochbeiniges Monstrum. Im Licht der Scheinwerfer waren links und rechts von einem großen Parktor Sandsack-Barrikaden auszumachen, die mit Wellblech überdacht waren. Stacheldrahtrollen sicherten die Sandsack-Wälle gegen ein zu einfaches Übersteigen.
»Das paßt zu diesem verrückten Oberst«, kommentierte die Detektivin dieses militärische Bild, »können Sie Wachen entdecken, Mr. Parker?«
»Erstaunlicherweise nicht, Mylady«, lautete Parkers Antwort, »falls Mylady einverstanden sind, könnte man noch näher heranfahren und die sprichwörtliche Probe aufs Exempel machen.«
»Ob der Oberst schon zu Hause ist?«
»Möglicherweise wartet Oberst Bingham noch im Pub auf die Anlieferung Myladys und meiner bescheidenen Person.« Während Parker sprach, hatte er seinen Privatwagen wieder in Bewegung gesetzt und fuhr langsam näher an das Parktor heran. Wachposten waren noch immer nicht auszumachen. Bingham-Castle machte einen geräumten Eindruck.
Von den drei Männern hatte der Butler sich die Lage von Bingham-Castle genau beschreiben lassen. Die Männer, die zum Bingham-Kommando gehörten, lagen zur Zeit neben ihrem Jeep auf freiem Feld und waren nicht in der Lage, in das Geschehen einzugreifen. Der Butler hatte sich kurz mit seinem Entspannungs-Spray behandelt und konnte sicher sein, daß sie noch eine weitere halbe Stunde schlafen würden.
»Warum halten Sie?« wollte die ältere Dame wissen, »fahren Sie durch bis zum Castle, Mr. Parker. Ich betrachte mich als eingeladen. Immerhin will dieser Oberst sich ja mit mir unterhalten.«
Parker deutete zustimmendes Kopfnicken an und ließ das hochbeinige Monstrum erneut anrollen. Er hatte das Licht abgeblendet und blieb in der Mitte der asphaltierten Zufahrt. Gegen den nächtlichen Himmel waren neben einem kleinen Waldstück die Umrisse von Bingham-Castle bereits auszumachen. Neben einem untersetzten, massiven Turm stand das eigentliche Wohnhaus, das sich durch eine Vielzahl von Essen und Türmchen auszeichnete. Licht war im Haus nicht auszumachen.
Dann tauchten zwei kleine Betonbunker links und rechts von der Zufahrt auf. Sie waren von Laufgräben umgeben und mit Stacheldrahtrollen abgesichert. Parker passierte auch diese Sperre und hatte bald darauf den Vorplatz des Wohnhauses erreicht.
Efeu rankte an den Mauern hoch bis zum Dach. Die unteren Fensterreihen waren gesichert, als hätte man jeden Augenblick mit Bombensplittern zu rechnen. Bis auf kleine Sichtquadrate waren Sandsäcke hochgestapelt. Sie füllten die Fensterhöhlen und schufen ein Bild wie aus den Tagen des Zweites Weltkrieges.
»Das ist ja wie ein Alptraum«, meinte Agatha Simpson kopfschüttelnd, »habe ich es mit einem Psychopathen zu tun, Mr. Parker?«
»Diese Möglichkeit sollte man keineswegs ausschließen, Mylady«, antwortete ihr Butler, »erstaunlich ist die Tatsache, daß dieser Alptraum nicht bewacht wird. Dies muß bestimmte Gründe haben.«
Parker passierte das Wohnhaus und kurvte dann auf eine Remise zu. Hier schaltete er die Scheinwerfer auf volle Lichtstärke und war beeindruckt. Unter dem Dach der Remise standen Armeefahrzeuge aller Art, Lastwagen, Jeeps und sogar einige kleine Kettenfahrzeuge.
»Sehr leichtsinnig«, meinte die Lady, »wo sind denn die Wachen, Mr. Parker? Wie paßt das alles zusammen?«
»Wahrscheinlich nutzt man die Abwesenheit des Oberst Bingham, um sich einige schöne Stunden zu machen, Mylady«, gab Josuah Parker zurück, »man sollte vielleicht aussteigen und die allgemeine Lage noch ein wenig näher sondieren.«
»Folgen Sie mir«, erwiderte Agatha Simpson unternehmungslustig, »ich werde diesen Stützpunkt im Handstreich nehmen, Mr. Parker. Sie werden wieder mal eine Menge lernen.«
*
Es waren sechs Männer, die sich in ihrem Mannschaftsraum systematisch betranken.
Sie saßen an einem langen Tisch und kippten Bier und noch härtere Getränke. An den Wänden des fensterlosen Raumes standen Doppelbetten und einfache Stahlspinde. In einem Ständer entdeckte Josuah Parker Gewehre und Maschinenpistolen.
Der Mannschaftsraum war wie ein Bunker hergerichtet. Dazu gehörte auch die schwere Luftschutztür, die spaltbreit geöffnet war. Durch diesen Spalt spähten Parker und Agatha Simpson.
Der Butler hatte diesen Raum ausgemacht.
Er befand sich hinter der Remise in einem früheren Kartoffelkeller, wie leicht zu bestimmen war. Anlagen dieser Art kannte Parker von anderen Landsitzen her.
»In СКАЧАТЬ