Название: Die neue Praxis Dr. Norden 4 – Arztserie
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die neue Praxis Dr. Norden
isbn: 9783740962500
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»Ist schon recht«, murrte Gusti und verließ das Sprechzimmer.
»Sie meint es nur gut. Sie denkt, ich hätte es nicht so mit den Ärzten«, verteidigte Toni seine Frau, nachdem sie gegangen war.
»Wir kommen doch gut miteinander klar oder etwa nicht?«, fragte Danny.
»Doch, freilich, Herr Doktor, ich hab keine Probleme, mit Ihnen zu reden. Aber sie ist halt mit den Antworten immer ein bissel schneller als ich«, sagte Toni lächelnd und zuckte die Achseln.
»Dann ergreifen Sie jetzt die Gelegenheit und erzählen mir, wie es Ihnen wirklich geht«, forderte Danny Toni freundlich auf.
»Ehrlich gesagt, net so gut. Ich hab immer ein bissel Angst, dass mir draußen auf der Straße mal schwindlig wird und ich ohnmächtig werd«, gab Toni zu.
»Wann genau tritt denn dieser Schwindel gewöhnlich auf?«
»Wie meine Gusti schon gesagt hat, nur während der Gymnastik, dann wird es mir plötzlich ganz merkwürdig, so als würd ich gleich wegsacken.«
»Haben Sie noch weitere Beschwerden? Übelkeit, Schweißausbrüche oder Ohrensausen?«
»Nein, bisher net.«
»Gut, dann machen wir erst einmal einen Check-up. Blutdruck, EKG und Labor. Vielleicht treiben Sie zu viel Sport und ihr Blutdruck sackt einfach nur in den Keller. Im Moment ist er allerdings mit 130 zu 85 für Ihr Alter vollkommen normal«, versicherte Danny Toni Meier, nachdem er seinen Blutdruck gemessen hatte. Auch Herz und Lunge schienen gesund, soweit er das mit seinem Stethoskop überprüfen konnte.
»Aber irgendetwas muss den Schwindel doch auslösen. Die Gusti hat nämlich neulich schon gemeint, ich würd ihn nur vortäuschen, weil ich mich vor der Gymnastik drücken will«, sagte Toni.
»Wollen Sie sich denn drücken?«, fragte Danny und sah Toni direkt an.
»Nein, überhaupt nicht, Herr Doktor. Im Gegenteil, ich find es schön, dass die Gusti und ich die Übungen gemeinsam machen. Sie tun mir ansonsten ja auch gut. Ich kann mich besser bewegen als vorher. Neulich waren wir in dem neuen Einkaufszentrum in der Stadt, und zum ersten Mal seit Langem bin ich, ohne mich festzuhalten, die Rolltreppen hoch- und runtergefahren«, erzählte Toni voller Stolz auf seine verbesserte Körperbeherrschung.
»Das hört sich gut an, Herr Meier. Trotzdem bitte ich Sie, mit der Gymnastik ein paar Tage auszusetzen, bis wir die Ursache für dieses Schwindelgefühl herausgefunden haben.«
»Spazierengehen kann ich aber schon?«
»Kein Problem, solange Sie nicht allein unterwegs sind.«
»Das wird nicht passieren. Die Gusti lässt mich zurzeit ohnehin nicht allein vor die Tür. Machen wir das mit dem EKG noch heute?«, wollte Toni wissen.
»Ja, auf jeden Fall«, sagte Danny. Er rief auch gleich Lydia über das Haustelefon an und bat sie, sich um die Blutentnahme und das EKG für Toni Meier zu kümmern.
»Wann kann ich denn wegen des Ergebnisses anrufen?«, fragte Toni, als Danny ihn zur Tür des Sprechzimmers begleitete.
»Am besten morgen Nachmittag, bis dahin haben wir die Ergebnisse der Laboruntersuchungen in die Patientenakten eingetragen.«
»Dann melde ich mich morgen. Vielen Dank, Herr Doktor«, sagte Toni und verabschiedete sich von Danny.
So nervig sie auch sein kann, im Grunde ihres Herzens will sie nur das Beste für ihre Familie, dachte Danny, als Gusti, die vor der Tür gewartet hatte, sich behutsam bei ihrem Mann unterhakte und ihn zum Laborzimmer begleitete. Beneidenswert, diese Paare, deren Verbindung jahrzehntelang hält und vielleicht sogar bis ans Ende ihres Lebens. Mit einem tiefen Atemzug schloss er die Tür und ging zurück an seinen Schreibtisch, um den nächsten Patienten aufzurufen.
*
»Sie sehen müde aus, Herr Doktor«, stellte Valentina fest. Die freundliche ältere Frau aus der Nachbarschaft, die sich an Werktagen um Dannys Haushalt kümmerte, stand schon im Mantel in der Diele, als er nach der Vormittagssprechstunde in seine Wohnung kam.
»Ich habe letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen«, gab Danny zu.
»Das kommt in letzter Zeit häufiger vor. Vielleicht sollten Sie sich selbst einmal um Rat fragen, wie Sie das ändern könnten«, schlug Valentina mit besorgtem Blick vor.
»Das mache ich«, antwortete er lächelnd.
»Dann muss ich mir keine Sorgen um Sie machen?«
»Nein, müssen Sie nicht.«
»Gut, dann gehe ich jetzt. Das Essen steht auf dem Herd. Es ist noch warm.«
»Vielen Dank, Valentina. Grüßen Sie Ihren Mann von mir.«
»Danke, das werde ich ausrichten. Bis morgen.«
»Bis morgen, Valentina«, sagte Danny und sah der agilen Mittsechzigerin in dem dunkelbraunen Mantel nach, bis sie das Gartentor hinter sich geschlossen hatte und hinter der Hecke, die sein Grundstück umgab, verschwunden war.
Ein paar Minuten später saß er an dem großen Esstisch in der lichtdurchfluteten Wohnküche. Der restaurierte blaue Kachelofen war der Blickfang in diesem Raum mit den weißen Holzmöbeln und den hellen Lederstühlen.
Die Bratkartoffeln und die Buletten, die Valentina für ihn zubereitet hatte, dufteten nach Paprika und Ingwer.
Valentina experimentierte gern mit Gewürzen, und bisher hatte ihm alles geschmeckt. So war es auch an diesem Tag.
Ich bekomme Besuch, dachte er, als er in den Garten hinausschaute und Ortrud durch den Schnee stapfen sah. Sobald sie ein bisschen tiefer einsank, zog sie ihre rechte Vorderpfote zurück, schnupperte an dem Schnee und leckte ihn danach vorsichtig ab. So als wollte sie überprüfen, ob sie gefahrlos weitergehen konnte. Als sie schließlich zielstrebig auf seine Terrasse zusteuerte, öffnete er ihr die Tür.
»Hallo, Ortrud, bitte, komm herein«, bat er die rotgetigerte Katze, die mit hochgestelltem Schwanz auch gleich an ihm vorbeihuschte, auf die Fensterbank sprang und sich dort genüsslich ausstreckte.
Es war ihr Lieblingsplatz in Dannys Haus. Oft wartete sie schon am Morgen im Garten, bis Valentina kam und ging mit ihr ins Haus, um sich dort einzurichten. Ortrud und er waren schon lange beste Freunde, und wie immer bekam sie auch jetzt ihre Streicheleinheiten. Mit Ortrud fühlte er sich nicht so allein.
So sehr er sich auch einredete, dass es ganz angenehm sein konnte, allein zu leben, es funktionierte nicht. Er war einfach nicht für das Alleinsein gemacht. Andererseits war er aber auch nicht bereit, sich schon wieder auf eine enge Bindung einzulassen. Er hatte das Vertrauen verloren, sich ganz auf einen anderen Menschen einzulassen. Ohne dieses Vertrauen war jede Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Nach dem Mittagessen legte er sich noch ein paar Minuten auf das Sofa im Wohnzimmer und stellte den Wecker seines Handys, falls er einschlafen sollte, was auch kurz darauf geschah. Als er eine halbe Stunde später durch das Piepen des Telefons geweckt wurde, lag Ortrud auf der grünkarierten Wolldecke, mit der er СКАЧАТЬ