Название: Mami 1979 – Familienroman
Автор: Anna Sonngarten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Mami
isbn: 9783740958862
isbn:
»Können wir nicht einen Hund haben, Mama?« fragte Nils und hörte seine Mutter zu seiner unglaublichen Überraschung »Ja« sagen.
»Wirklich!« rief Nils ganz aufgeregt und konnte den Lenker seines Rades gar nicht stillhalten. So fuhr er gefährliche Schlangenlinien.
»Paß auf, Nils!« rief Hanna, die beinahe gestürzt wäre.
»Wann? Wann können wir einen Hund haben?« fragte Nils aufgeregt.
»Ich wollte mich in der nächsten Zeit mal nach einem Hund erkundigen. Vielleicht hat irgendein Bauer hier in der Nähe Welpen. Wir wohnen so abgelegen, daß mir ein Hund im Haus ganz sinnvoll erscheint«, teilte Hanna ihre Überlegungen mit.
»Dann will ich aber auch ein Tier«, sagte Kira.
»Der Hund soll uns allen gehören, Kira«, erklärte Hanna.
»Ich will aber ein eigenes Tier«, beharrte Kira. Zum Glück sahen sie in dem Moment auch schon das Pferdegut Steineck, und Hanna konnte die Diskussion über Haustiere vertagen. Sie stellten ihre Räder außerhalb des Hofes ab und gingen dann hinein. Hanna sah sofort den Jeep des Tierarztes. Er war also ebenfalls auf Gut Steineck zu Besuch, aber sicherlich dienstlich. Hanna hielt Ausschau nach ihm. Tatsächlich konnte sie ihn bei den Ställen im Gespräch mit einer schönen dunkelhaarigen Frau sehen. Hanna hörte das helle Lachen der Frau und fragte sich, wer sie wohl sei. Sie nahm Kira auf den Arm und Nils an die Hand. Sie wollte sich erst beim Gutsbesitzer oder dessen Verwalter vorstellen, um abzuklären, ob es recht wäre, wenn sie sich auf dem Hof ein wenig umsahen. Offenbar fiel Hanna durch ihre Unschlüssigkeit auf, und zu ihrer Überraschung pfiff die dunkelhaarige Schönheit
auf zwei Fingern und rief dann laut:
»Uwe! Komm mal!« Dann wandte sie sich Hanna zu und rief kurz: »Da kommt gleich jemand.«
Michael hatte Hanna und ihre Kinder sofort erkannt und schaute verstohlen zu ihnen herüber. Sollte er sich vorstellen und sein merkwürdiges Verhalten von vor einigen Tagen entschuldigen? Er entschied dagegen. Vielleicht hatten sie ihn ja gar nicht erkannt. Am besten, er beließ es einfach dabei. Inzwischen war ein junger kräftiger Bursche aufgetaucht, der geradewegs auf Hanna zusteuerte.
»Hallo«, grinste er. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ja, gern. Ich bin Hanna Müller, und das sind Kira und Nils.«
»Ich weiß… Ääh, ich meine… dachte ich mir«, antwortete der junge Mann. Hanna zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts weiter.
»Ich bin der Uwe. Ich bin Pferdewirt, aber noch in der Ausbildung.«
»Guten Tag, Uwe. Wir wollten uns mal ein bißchen umsehen, wenn das geht. Kira liebt Pferde. Vielleicht würden die Kinder Reitunterricht nehmen, wenn das möglich wäre.«
»Ja, natürlich. Allerdings nur für Kinder ab fünf«, Uwe schaute Kira prüfend an.
»Ich bin schon fast fünf«, behauptete Kira. Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, was Uwe Hannas Lächeln entnahm.
»Na ja, ich gebe den Unterricht noch nicht selbst. Das macht der Chef persönlich. Den müßten Sie dann rumkriegen. Ich kann Ihnen ja mal die Pferde zeigen«, schlug Uwe vor.
»Ja, das wäre nett«, sagte Hanna und ließ Kira von ihrem Arm heruntergleiten.
»Da hinten stehen die Privatpferde«, erklärte Uwe und zeigte in die Richtung, in der Michael und die dunkelhaarige Frau immer noch ins Gespräch vertieft waren. Hanna und die Kinder folgten ihm. Als sie den Stall betraten und in die Boxen schauten, schlug Hannas Herz höher. Ein vertrauter Geruch aus Kindertagen stieg ihr in die Nase, und all die schönen Erinnerungen an unbeschwerte Ferien auf dem Reiterhof wurden wieder lebendig.
»Das ist die Nora«, sagte Uwe und streichelte einer braunen Stute über die Nüstern. »Sie ist eines unserer beliebtesten Schulpferde. Die Nora ist auch für Kinder ideal geeignet. Ebenso die Susi. Beide Pferde sind nicht sehr groß. Ponys haben wir nicht«, erklärte Uwe. Sie gingen weiter. Uwe zählte alle Namen der Pferde auf und sagte zu jedem Tier einige Worte.
»Das ist der Scherrif. Der ist nichts für Anfänger. Zu temperamentvoll. Sogar der Chef hat vor ihm Respekt«, erklärte Uwe wichtig, als sie die letzte Box erreicht hatten.
»Vor wem habe ich Respekt, Uwe?« erklang plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen. Uwe drehte sich abrupt um und wurde rot. Die tiefe Stimme kam aus dem Dunkel des Stalls näher und blieb dann vor Hanna und den Kindern stehen. Hanna fühlte sich von braunen, freundlich funkelnden Augen gemustert. Kira wollte sofort auf Mamas Arm, und Nils rückte näher.
»Guten Tag zusammen. Ich bin Kai Laubach«, stellte sich der Gutsbesitzer mit angenehm warmer Stimme vor. Er war Mitte vierzig, groß und breitschultrig. Sein ehemals dunkles Haar war an den Schläfen angegraut, aber die gesunde Gesichtsfarbe und sein athletischer Körperbau ließen ihn jünger erscheinen. Seine Augen schienen stets zu lächeln, was ihn Hanna sofort sympathisch machte.
»Wie ich sehe, hat Uwe ihnen unsere Pferde gezeigt«, sagte Kai Laubach und tätschelte Scherrifs Hals. »Ja, der Scherrif ist wirklich nicht ganz ohne. Uwe hat völlig recht«, sagte der Chef und zwinkerte seinem Azubi vertraulich zu. Uwe atmete auf.
»Wollen Sie Reitunterricht nehmen, Frau Müller?« fragte er sachlich. Hanna wunderte sich bereits nicht mehr darüber, daß in Thalberg anscheinend jeder ihren Namen wußte.
»Eigentlich dachte ich mehr an die Kinder«, gab sie zur Antwort.
»Können Sie denn reiten?« fragte Kai weiter und sah Hanna in die Augen.
»Nein, das heißt doch. Also, als Kind und als Jugendliche habe ich viel Zeit auf dem Reiterhof verbracht, aber das liegt nun schon viele Jahre zurück«, erklärte Hanna mit plötzlicher Verlegenheit.
»Was man einmal gelernt hat, kommt meist schnell wieder. Sie brauchen vielleicht ein paar Reitstunden zur Auffrischung… « Für Kai Laubach schien es keine Frage zu sein, daß sich Hanna wieder auf den Rücken eines Pferdes setzen wollte.
»Also, eigentlich wollte ich erst einmal, daß die Kinder reiten lernen«, sagte Hanna und lächelte. Kai wandte sich direkt an Nils.
»Du willst also Reitstunden nehmen, Junger Mann?«
»Nein, eigentlich nicht. Eigentlich will Mama, daß ich Reitstunden nehme«, antwortete Nils.
Kai lachte amüsiert, und Hanna wurde zu ihrem Ärger rot.
»Überhaupt, eigentlich will ich nur einen Hund«, schickte Nils trotzig hinterher.
»Einen Hund willst du?« fragte Kai.
»Ja, Mama hat es erlaubt.«
»Na, da fragen wir doch am besten unseren Tierarzt. Der kennt sich da besser aus als ich.«
»Aber ich will reiten!« meldete sich plötzlich Kira energisch zu Wort.
»Das ist ja sehr erfreulich. Wenigstens einer aus der Familie, der zugibt, reiten zu wollen.« Kai betrachtete Kira aufmerksam.
»Wie alt bist du denn, Kira?«
»Fünf«, behauptete Kira. Sie hatte СКАЧАТЬ