Название: Anwaltshure 3 | Erotischer Roman
Автор: Helen Carter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Anwaltshure Roman
isbn: 9783940505620
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Für mich gab es keinen Zweifel mehr: Ich war in Schottland, wo man Schlösser noch Schlösser nannte, und nicht in dieser merkwürdig übertrieben untertreibenden englischen Art »Houses«.
Mit bebenden Händen testete ich, ob das Fenster zu öffnen war und Augenblicke später drang frische, kühle Luft zu mir herein und überströmte dabei mein Gesicht und meinen Körper. So weit als möglich lehnte ich mich hinaus und erkannte, dass ich tatsächlich in einem Schloss war. Es bestand aus dem gleichen grauen Stein, der sich überall in der Landschaft zeigte und wirkte dadurch sicherlich aus der Ferne, als handele es sich bei dem Bauwerk nur um eine weitere, beeindruckende Felsformation.
Wie ich aber so dastand und auf eine Hügelkette hinausblickte, deren Spitzen bereits mit Schnee überpudert waren, empfand ich eine Mischung aus Besorgnis und Zorn. Man hatte mich betäubt und hierher gebracht. Wieso aber hatte man das getan? Verliefen Entführungen so? Aber welche Entführer setzten ihr Opfer in ein wunderschönes Zimmer in einem echten Schloss?
Es konnte nicht anders sein: Es musste sich um eine Verwechslung handeln. Doch dies schied aus, denn wenn ich genauer nachdachte, hatte der Fremde im Maybach ja meinen Namen gekannt und gewusst, welchen Job ich machte. Er hatte es also durchaus auf mich abgesehen gehabt. Das war kein Zufall gewesen. Vielleicht ein perverser Sex-Gangster, der durch George von mir gehört hatte und nun seine kranken Spielchen mit mir treiben wollte.
Wie ich das Erlebte auch hin- und herdrehte – es gab keine logische Erklärung für die Vorgänge. Lösegeld konnte niemand ernsthaft für mich fordern. Meine Mutter war seit vielen Jahren tot und mein Vater besaß wahrlich keins. Ginge heute sein Kühlschrank kaputt, hätte er kein Geld für einen neuen. Er müsste es sich bei mir holen. Ich hatte zwar ein großartiges Apartment, aber das hatte George mir geschenkt. Und ja, ich verdiente als Gespielin seiner betuchten Kundschaft nicht gerade schlecht, aber mein Lebensstil war auch – vorsichtig gesagt – aufwendig.
Also: Lösegeld? – Fehlanzeige!
Ich hatte nur zwei Dinge, auf die ich mich verlassen konnte: Meine Tatkraft und meinen »Sexdrive«. Und mit eben dieser Tatkraft im Gepäck trat ich vor den großen Spiegel an der Wand, warf mein Haar nach hinten und marschierte dann auf den Gang hinaus. Diese merkwürdigen Entführer wollte ich kennenlernen.
Im Rückblick kann ich sagen, dass mein Verhalten natürlich ein anderes gewesen wäre, hätte ich mich in irgendeinem Loch wiedergefunden. Vielleicht an Händen und Füßen gefesselt und misshandelt. So aber fühlte ich mich gestärkt von dem Wissen um die gute Behandlung und, so absurd es auch klingen mochte, die Tatsache, dass der Typ aus dem Maybach durch George auf mich gekommen war. Mittlerweile rechnete ich im Übrigen eher mit einer neuen Sex-Spiel-Variante, als mit einer wirklichen Bedrohung.
Der Flur war düster. Nur in großen Abständen hingen kleine Lampen an den Wänden, denen der Staub auf den Schirmen auch den letzten Rest an Helligkeit raubte. Zwischen den Lampen hing immer ein sorgfältig gerahmter Druck, meist mit Jagdszenen. Nach der Wanddeko zu urteilen, befand ich mich also in einem jener Zimmer, die in Filmen immer den weniger wichtigen Gästen zugeteilt wurden. Je näher man in diesen Schlössern den Haupträumen kam, desto üppiger und kostbarer wurde auch die Wanddekoration. Ich ging also den Flur mit vorsichtigen Schritten hinunter, wobei ich angestrengt bei jeder meiner Bewegungen auf etwaige Geräusche von sich nähernden Personen lauschte.
Doch alles blieb still.
So ließ ich denn den Gang hinter mir und orientierte mich bei meinem Weg an dem Ausblick, der sich bot, wenn ich durch die Fenster schaute.
Wie es schien, musste ich mich dem Hauptteil nähern, denn beim Blick nach unten fiel mir auf, dass jetzt mit Kies bestreute Wege auftauchten. In der Ferne sah ich eine breite Straße, die sich wie ein anthrazitfarbenes Band über die Hügel hinzog und auf das Schloss zuzulaufen schien. Tannen und Rhododendron-Büsche wiesen auf die gestaltende Hand eines Gärtners hin. In meinem Innersten drängte es mich, schneller zu gehen, doch meine Vernunft bestand auf Vorsicht. Inzwischen waren aus den Drucken an den Wänden kleinere Gemälde geworden. Und in einer merkwürdigen, aber vielleicht auch gewollten Parallelität zu der wertiger werdenden Dekoration im Innern, wandelte sich auch die Außenanlage. Rabatten zogen sich nun unter den Fenstern hin, zunächst noch zurückhaltend bepflanzt, bald aber bunter werdend und schließlich in einer Art floralem Crescendo vor dem Haupteingang jene Gäste umfließend, die hier mit ihren Limousinen vorfuhren.
Und wie meine Blicke auf dieses Portal fielen, das von einem auf Säulen ruhenden Vordach überragt wurde, befand ich mich auf einer Empore, die rund um die gewaltige Eingangshalle führte. Über meinem Kopf spannte sich eine gewaltige, mit riesigen Gemälden verzierte Decke. Die Seitenwände zierten überlebensgroße Porträts irgendwelcher historischer Ahnen. Die Damen in üppig wallenden Röcken, die Herren mit den elegantesten Uniformen. Und zwischen diesen Gemälden standen Ritterrüstungen, als gelte es, die archaischen Ursprünge des Geschlechts in Erinnerung zu halten.
Meine Finger umklammerten den Handlauf der Ballustrade, während ich auf den steinernen Boden hinabblickte. Hallende Schritte ließen mich zurückschnellen. Ich wollte bereits in Deckung gehen, als ich eine tiefe, beinahe grollende Stimme meinen Namen rufen hörte. »Miss Hunter?«
Es gab keinen Zweifel. Der Entführer aus dem Maybach! Ertappt beugte ich mich wieder ein wenig nach vorn und sah, dass der Mann mittlerweile in die Mitte der Halle getreten war und mit weit aufgerissenen Augen zu mir nach oben schaute. »Miss Hunter! Könnten Sie bitte runterkommen? Mr MacNeill würde gern mit Ihnen sprechen.«
Seine Stimme schien noch immer nachzuhallen, während ich leicht schwankend die mächtige Treppe hinunterging. Eine Treppe, wie gemacht für Scarlett O’Hara. Nur, dass die sich sicherlich nicht so hätte festklammern müssen, wie ich, da ich offensichtlich eine gewisse Höhenangst entwickelte.
Am Fuß der Treppe nahm mein Entführer mich in Empfang. Doch anstatt meine Hände zu fesseln, streckte er mir die seine entgegen und verkündete herzlich: »Thomas O’Leary, Miss Hunter. Oder darf ich Emma sagen?«
Für einen Mann, dessen Schwanz ich schon so gut wie im Mund gehabt hatte, war er auffallend zurückhaltend ...
Was für eine Entführung war das denn?
»Mister O’Leary ...«, erwiderte ich perplex.
»Ich darf Sie ins Kaminzimmer begleiten? Mr MacNeill hat einen leichten Luncheon für Sie herrichten lassen. Sie sind sicher hungrig.«
Er war so eifrig wie ein neu eingestellter Diener. Seinen vornehmen Anzug vom Vortag hatte er gegen eine legere Jeanshose und ein Polohemd getauscht. Noch immer sah er distinguiert aus und attraktiv. Dabei war er eher der Typ, den man sah, wahrnahm und gleich wieder vergaß.
Wir durchquerten die Halle, wobei mein Kopf von all den Fragen sirrte, die ich stellen wollte. Doch da er offensichtlich vorhatte, mich dem Boss vorzuführen, schenkte ich mir das.
Thomas hielt mir die Tür auf und ich blickte in einen herrlichen Raum, der seinem Namen wirklich alle Ehre machte. In einem wunderschönen rustikalen Kamin prasselte ein behagliches Feuer, vor dem man einen wuchtigen, ledernen Ohrensessel aufgestellt hatte. An der Seite gab es eine passende Club-Couch, über die ein Foulard geworfen worden war. In dem Sessel saß ein Mann, der meinen Atem stocken ließ. Seine langen Beine waren lässig übereinander geschlagen, während seine Hände gefaltet auf seinem Bauch ruhten. Sein dunkelblondes Haar glitt in leichten Wellen СКАЧАТЬ