Название: Finnische Träume | Roman
Автор: Joona Lund
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862774234
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»Nein, warum sollte ich böse sein?«, ging er nun auf ihre Frage ein und bemühte sich, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen, unterdrückte die aufsteigende Hitzewelle.
»Ich dachte nur so«, antwortete sie leichthin.
Ungewollt entschlüpfte ihm: »Du riechst so gut, ich mag deinen Geruch ...«
Der Satz wies keinen Zusammenhang mit dem vorhergehenden Gespräch auf, er hatte dergleichen noch nie zu ihr gesagt, das Blut schoss ihm in die Wangen.
»Was du bloß für Unsinn im Kopf hast!«, sagte sie lachend und tänzelte hinaus.
Alles war anders geworden, das unbeschwerte Miteinander hatte sich in ein gegenseitiges Beobachten und neugieriges Abtasten mit Blicken gewandelt. Er musste mit ihr reden, ihr sagen, dass ihn in ihrer Nähe oft dieses seltsame Kribbeln überkam, das sich nicht deuten ließ. Er beschloss, ihr in aller Ruhe auseinanderzusetzen, dass sie nicht mehr so viel zusammenstecken dürften, verwarf die Eingebung aber bald: Empfand sie nämlich nichts Vergleichbares, wären seine Empfindungen Illusion und er machte sich lächerlich.
Nach außen ließen sie sich nichts anmerken. Die Eltern hatten andere Sorgen, schließlich ging es um die Existenz des Hofs. Erstaunlich fand Jan, dass Inku vor anderen weiterhin das kleine Mädchen spielte, naiv und unverdorben. Wie es Inku gelungen war, sich in seiner Gedanken- und Gefühlswelt einzunisten und in ihr auf beunruhigende Art und Weise präsent zu sein, konnte er sich lange nicht erklären. Tatsache war, dass sie in seinem Herzen schon einen festen Platz erobert hatte, als sie beide noch nicht ahnen konnten, was sich daraus entwickeln würde. Und er wusste, dass der Versuch, ihren Einfluss auf seine Gefühlswelt zurückzudrängen, so lange zum Scheitern verurteilt war, als er es mit halbem Herzen tat und ihre Dauerpräsenz in Kopf und Seele zuließ und sogar genoss. Ihr Erscheinen im Traum beunruhigte ihn nur insofern, als er im Schlaf redete und befürchtete, sich zu verraten, wenn ihn Mutter weckte.
Während er das Frühstücksbrot kaute, meinte Mutter: »Am liebsten hätte ich dich heute schlafen lassen: Du wirktest so entspannt und hast gelächelt wie ein Baby.«
Inku, die angezogen an der Tür stand, warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. Dann liefen sie zur Haltestelle.
Am Nachmittag erzählte sie Jan etwas Belangloses aus dem Unterricht. Er hörte nicht richtig zu, beendete einen Aufsatz für die Schulzeitung.
»Gleich«, murmelte er, »ich bin schon beim letzten Absatz.«
Beleidigt zog sie ab.
Nachdem er den Schlusspunkt gesetzt und alles durchgelesen hatte, schlenderte er zu ihr. »Also, wo brennt’s?«
Sie schmollte und tat, als wäre ihr Buch so spannend, dass sie nicht zugehört hatte. Sie las viel, vor allem Romane, ihre Aufgaben machte sie in letzter Minute.
»Na, dann eben nicht ...« Er wandte sich ab.
»Ich wollte dich was fragen«, lenkte sie ein.
Er wartete.
»Heute Morgen beim Frühstück hat Mutter etwas zu dir gesagt ...«
Schweigend schaute er sie an.
Es schien ihr nicht leicht zu fallen, darüber zu reden. »Sie meinte«, zögerte sie und nahm erneut einen Anlauf, »na ja, dass du im Schlaf selig gelächelt hast wie ein Baby ...«
»Stimmt«, gab er zu. »Und?«
»Hast du wieder«, fragte sie errötend, »etwas geträumt?«
Er nickte und schwieg.
»Hast du«, ihre Stimme zitterte leicht, »auch von mir geträumt?«
»Mhm«, machte er. »Habe ich. Und nun möchtest du wissen was?«
Sie nickte und wie zur Bestätigung ein zweites Mal.
Und er erzählte es ihr ...
Es war ein ausnehmend warmer Sommerabend, als sie zum See radelten. Trotz geringer Tiefe erreichte seine Temperatur kaum mehr als sechzehn oder siebzehn Grad, auch wenn die Sonne den ganzen Tag schien. Inku war der Badeanzug so knapp geworden, dass jede Bewegung seitwärts etwas von ihrer Brust freilegte.
»Ich glaube, du brauchst einen neuen.«
»Sag das Mutter«, forderte sie ihn lachend auf und machte einen Kopfsprung vom Bootssteg. Prompt rutschte ein Träger über den Arm, keck schaute eine Brust in die Luft, als sie auf dem Rücken schwamm. Erst nach etlichen Metern spürte sie es, zog den Träger hoch, schaute hoch und grinste. »Na, was zu sehen bekommen? Kommst du nicht herein?«
Jan schüttelte den Kopf, schaute zu, wie sie auf dem Rücken zu der kleinen mit niederem Buschwerk bestandenen Insel kraulte.
3. Der Wandel (Inku)
Alles war anders geworden. Es waren nicht nur die körperlichen Veränderungen wie der Haarwuchs an Stellen, wo bisher glatte Haut war, der Ansatz des Busens, die länger werdenden Oberschenkel, der ausladende Popo, überhaupt die ganze Figur, die ihr zu schaffen machten ... Fast noch mehr verwirrte sie das sich ändernde Denken und ihre Gefühle. Es hatte sie geärgert, dass Jan als einzigem nicht aufzufallen schien, dass sie nicht mehr das kleine Mädchen war, auf das er Acht geben, deren Schularbeiten er kontrollieren sollte. Erst in den letzten Monaten hatte er nicht mehr übersehen können, dass sie nicht nur ein Stück gewachsen, sondern insgesamt erwachsener geworden war. Jungen waren eben Spätentwickler, hatte sie sich getröstet und Jan zugute gehalten, er habe sich deshalb wenig mit ihr beschäftigt, weil er mit der Schule und der Zeitung genug um die Ohren hatte.
Sein doofes Grinsen, als Mutter ihr erklärt hatte, es sei in ihrem Alter normal, vor anderen nicht mehr in Unterwäsche herumzulaufen, hätte er sich allerdings schenken können. Richtig wütend war sie geworden, als er bei ihrer ersten Regel gespottet hatte, und ihr sagte, deshalb müsse sie nicht gleich so ein Theater abziehen. Wie er wohl reagiert hätte, wenn er ohne äußeren Anlass auf einmal zu bluten begonnen hätte? Sie lachte auf, als sie daran dachte, dass bei ihm anatomisch einiges anders war, wie sie beim Umziehen am See gesehen hatte. Mutter hatte bei Inkus erster Monatsblutung schnell reagiert, hatte diese wohl erwartet, und schon Watte und Binden bei der Hand gehabt, als sie beruhigend auf Inku eingeredet hatte.
Jan hatte zuerst nicht kapieren wollen, dass es mit dem kleinen Mägdelein, das alles für bare Münze nahm, was er ihr erzählte, und das ihm überallhin nachlief, nun ein für alle Mal vorbei war, er nicht mehr tun konnte, als hätte sich nichts geändert, sich nicht mehr blind stellen konnte gegenüber dem, was offensichtlich war. Sein Vorwurf, sie sei zickig geworden, und das habe er bei ihr nicht erwartet, zeigte, dass er von Mädchen und Frauen nicht die blasseste Ahnung hatte. Sein Gemaule über versperrte Türen, wenn sie sich wusch oder duschte und er warten musste, ignorierte sie einfach.
Doch für sie gab es Anlass zum Umdenken, etwa damals, als sie unter der Dusche stand und sich einbildete, die Schwelle der Badezimmertür knacken gehört zu haben, als stünde jemand darauf, auch lautes Atmen. Schnell hängte СКАЧАТЬ