Название: Farben der Lust | Erotische Geschichten
Автор: Aimée Rossignol
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Geschichten
isbn: 9783862777464
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»Ich ... nein, ich ...«, stottere ich.
»Na, wie auch immer Ihre Schlafgewohnheiten sind, eigentlich wollte ich Sie fragen, ob ich Ihnen den Strand zeigen soll, der zum Anwesen gehört. Ich denke, er könnte Ihnen vielleicht einiges an Inspiration bieten, aber wenn Sie lieber weiterschlafen wollen ...«
»Nein, nein!«, rufe ich. »Ich komme in zehn Minuten!«
Henri lacht leise. »Bei mir kommt jede Frau in unter fünf Minuten!«, sagt er und zieht die Tür zu.
Diese Zweideutigkeit trägt nicht gerade dazu bei, meine Scham zu lindern. Aber was hätte ich tun sollen? Sein Angebot ablehnen? Spätestens zum Abendessen hätte ich ihn eh wiedergesehen. Und von jetzt an ist in mein Hirn gebrannt, dass er mich nackt gesehen hat!
Beruhige dich, Helena, sage ich mir, in der Sauna ist man auch nackt.
Ja, eben, antworte ich mir selbst aufgebracht, deshalb gehst du ja auch nicht in die Sauna!
Diesmal ziehe ich rasch einen langen Rock aus dem Schrank und ein weites lockeres Langarmshirt. So wenig Haut wie möglich. Zu guter Letzt fällt mir noch meine Sonnenbrille ein. Perfekt, um mich zu verstecken!
Kapitel 9
In der Eingangshalle mustert Henri meinen Aufzug sichtlich erheitert. »Soll ich Ihnen noch einen Sonnenhut leihen? Irgendwo im Gartenhäuschen ist sicherlich noch einer von meiner Mutter.«
Ich beschließe, der alten Weisheit, Angriff sei die beste Verteidigung, Glauben zu schenken. »Platzen Sie immer so in die Zimmer Ihrer weiblichen Gäste?«
Er lacht laut auf. »Üblicherweise erwarten das meine nackten, weiblichen Gäste.«
Schon wieder diese verdammte Röte, schon wieder macht er mich sprachlos. Und am schlimmsten ist es, mir einzugestehen, dass ich ihn auch gern nackt sehen würde.
»Kommen Sie«, sagt er. »Genug Späße auf Ihre Kosten.«
Draußen überqueren wir schweigend den Rasen bis zu einem Steinstreifen und gehen einige Meter parallel zum Meer.
»Hier müssen Sie ein wenig aufpassen, manchmal steigt das Wasser bis zu den Steinen und es wird rutschig.« Henri deutet mit der Hand auf die Stelle.
Kurz darauf, hinter einer Biegung, wird der Blick frei auf eine kleine, felsige Bucht, die ich von meinem Fenster aus nicht sehen kann, weil ein Pinienhain sie verdeckt.
Nachmittagssonne spiegelt sich auf sanft kräuselnden Wellen. Der Atem des Meeres. Beruhigend für mein Gemüt.
Auf einem der flacheren Felsen am Strand steht im Schatten der niedrigen Küste ein Picknickkorb.
»Ich dachte mir«, sagt Henri und balanciert sicher und geschickt über zwei, drei Steine, »es ist an der Zeit, dass Sie einen Schluck Marchand-Champagner kosten.«
Tatsächlich steht neben dem Korb – das sehe ich, als ich mich auf den Felsen danebensetze – ein eisgefüllter silberner Sektkühler mit einer Flasche. Das Knallen des Korkens lässt mich zusammenzucken. Er spielt mit mir, denke ich, aber vielleicht sollte ich auch mit mir spielen lassen?
Sorgfältig und langsam füllt er zwei Gläser, reicht mir eines und sagt: »Prost.«
Das Klirren der Gläser, das rauschende Meer und Henri, der sich dicht neben mich auf den schmalen Felsen gesetzt hat.
Sein Champagner ist ausgezeichnet. Herb und fruchtig perlend. Ich fühle die Sommersonne auf meinem Gesicht und eine größere Welle schwappt kühl über meine Füße, befeuchtet den Saum meines Rockes.
»Ein großartiger Tropfen«, sage ich, weil ich glaube, etwas sagen zu müssen und weil mich Henris Nähe so verwirrt. Rasch stehe ich auf, gehe dichter über die Steine ans Wasser.
»Vorsicht! Es ist rutschig«, höre ich seine Stimme hinter mir.
»Ich passe schon ...«, den Satz kann ich nicht mehr beenden, weil ich unter einer Welle tatsächlich den Halt verliere und ins Wanken komme. Doch wie in der Eingangshalle gestern, spüre ich plötzlich seine Hand an meinem Ellenbogen und heute auch seinen Arm um meine Schulter.
Diesmal hält er mich ganz fest, lässt mich nicht los und ich merke, jeder Widerstand wäre zwecklos.
Seine Stärke und seine Wärme haben etwas seltsam Beruhigendes und Aufregendes zugleich und mein Körper schmiegt sich wie von selbst seinem entgegen, obwohl mein Verstand mir sagt, dass ich dabei bin, mich auf ein ganz gefährliches Katz-und-Maus-Spiel einzulassen.
Ich hebe den Kopf und er beugt den Oberkörper, bis sich unsere Nasen fast berühren, seine Lippen über meinen schweben. Wie ein Adler, denke ich, bereit, sich aus dem Himmel auf seine Beute zu stürzen.
Als sich unsere Münder endlich treffen, ist es ein kurzer Moment der Erlösung meines Sehnens, bevor mich eine neue, nie gekannte Welle der Erregung trifft, so wie hier am Strand das Wasser um meine Knöchel brandet. Sein Griff wird bestimmender und sein Kuss fordernder. Langsam öffne ich meine Lippen, um ihn ganz einzulassen und um seine Zunge in mir aufzunehmen. Ich atme aus seinem Mund in meinen und mein Becken presst sich gegen die stattliche Wölbung seiner Hose. Es ist, als wüsste mein Körper mehr als mein Verstand, als könnte ich einen ganz neuen Horizont erahnen.
Unvermittelt macht Henri sich los und entzieht mir seine Wärme und seine Kraft. Fast wäre ich wieder gestrauchelt, doch diesmal kann ich mich allein fangen.
»Ich habe noch einen Termin«, sagt er hastig und dreht sich rasch um. So behände wie er gekommen ist, springt er über die Steine zu dem kleinen Weg zurück. »Sie finden ja allein zurück!«, ruft er mir über die Schulter zu und verschwindet hinter den Pinien.
Kapitel 10
Es klopft an meine Zimmertür, gerade als ich die Klinke herunterdrücken will, um zum Abendessen hinunterzugehen. Henri, denke ich und mein Herz klopft ganz aufgeregt.
Aber es ist Madame Bertrand mit einem Tablett in der Hand. »Monsieur Marchand hat Besuch und bittet Sie, das Dinner auf Ihrem Zimmer einzunehmen.«
Ich weiß nicht, wie gut es mir gelingt, meine Enttäuschung zu verbergen und gleichzeitig frage ich mich, worauf ich eigentlich gehofft hatte. Vielleicht auf einen weiteren Kuss, ein romantisches Essen bei Kerzenschein.
Natürlich spricht seine hastige Flucht heute Nachmittag am Strand dagegen. Aber die Hoffnung kann ich nicht aufgeben. Überhaupt kann ich an nichts anderes mehr denken, als an seine Lippen, die nach dem Salz des Mittelmeers schmeckten und nach Champagner.
Madame Bertrand deckt den runden Tisch für mich auf dem Balkon. Rosmarinkartöffelchen und knuspriges Hühnchen, frischer Feldsalat mit süßen Cocktailtomaten.
Doch als sie den Raum verlässt, esse ich nur ein paar Happen und lasse das Glas Wein stehen.
Das Meer liegt dunkel und still in der Dämmerung und wie immer, wenn ich mich allein fühle, flüchte ich mich in ein Bild. Also schlüpfe ich die kleine Treppe neben meinem Zimmer nach oben in das Atelier. Madame Bertrand oder eines von СКАЧАТЬ