Название: NeuGier - Dein Herz will mehr ...
Автор: Alexa McNight
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Erotik Romane
isbn: 9783862773121
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Die Hand noch immer vor dem Mund, zwang sich Kate zu einem tiefen Atemzug und trat dann Schritt für Schritt zurück. Sie nahm an einem der Tische Platz, presste die Oberschenkel zusammen, ballte die Fäuste im Schoß und hoffte, dass es bald vorüber war.
Tatsächlich dauerte es nicht mehr lange. Das von höchster Euphorie begleitete Ende war ein vierstimmiger Kanon, den man, wie Kate vermutete, wahrscheinlich noch am anderen Ende der San Francisco Bay hörte. Hiernach galt es, sich zu gedulden, bis Jill und die Männer wieder bei Bewusstsein waren und sich angezogen hatten. Die Stille ließ auch Kate ruhiger werden und ihre bis eben empfundene, stechende Lust abflachen.
Sie hob den Kopf, als Jill und Finn das Restaurant betraten. Er klimperte mit dem Schlüssel und zwinkerte ihr zu. Jill grinste. Kate stand auf und folgte den beiden zur Tür, vor der das Taxi, das inzwischen offenbar gerufen worden war, bereits wartete.
»Alles okay?«, erkundigte sich Jill, als sie neben Kate auf die Rückbank rutschte.
Kate hob die Brauen. »Das sollte ich wohl eher dich fragen.«
Kapitel Zwei - Teil 3
Wieder zu Hause wusste Kate nichts mit sich anzufangen. Es war nach Mitternacht, doch sie verspürte keine Müdigkeit und tigerte durch die Wohnung. Irgendwann kuschelte sie sich auf die Couch und überprüfte ihr Handy auf Nachrichten. Sie war nicht überrascht, und daher nicht einmal besonders enttäuscht, nichts von Henry zu lesen. Die SMS des Fremden fiel ihr ein und sie lud sie auf das Display. Darauf fuhr sie den Laptop hoch und schickte Google auf die Suche.
Eine weitere Stunde später war der Song gekauft und dudelte in einer Endlosschlaufe. Mit jeder Minute, die Kate lauschte, fühlte sie sich geborgener und eingelullt von einer merkwürdigen Faszination, die sich in ihrer Brust ausbreitete und sie vergessen ließ; sowohl Henry als auch den Abend im Seven Seas. Und das tat so gut. Die Süße, die von ihr Besitz ergriff, war beruhigend. Sie ließ sie lächeln und sich beinahe … zufrieden fühlen.
Kate beauftragte Google ein zweites Mal; diesmal mit der Übersetzung. Sie wusste, dass darauf nicht wirklich Verlass war, doch in ungefähr würde sie erfahren, was Zaz da sang – und sie musste es einfach wissen.
Als sie es las, lächelte sie noch mehr. »Ich will Liebe, Freude, guten Humor. Es ist nicht euer Geld, das mich glücklich macht. Ich will mit der Hand auf dem Herzen sterben.«
Keines der Worte überraschte sie. Vielmehr war Kate alles eine Bestätigung, dass sie den Song verstanden hatte, ohne die Worte zu kennen. Unaufhaltbar flogen ihre Gedanken zu dem Mann, der solche Musik hörte. Keinen basslastigen R&B, zu dem man sich an weibliche Rundungen schmiegte, und keinen dröhnenden Rock, zu dem man im Cabrio über rote Ampeln preschte, sondern einfache, vor Lebenslust strotzende, vor positiver Illusion pulsierende, fremdsprachige Chansons.
Egal, wie spät es war, Kate konnte nicht anders und nahm ihr Mobiltelefon, um auf die SMS zu antworten: Ich habe den Anspieltipp gefühlte einhundert Mal gehört – und auch übersetzt. Google hat geholfen. Was für ein wunderschönes Lied! Danke!
Eine halbe Stunde später gab ihr Telefon das zwitschernde Signal des SMS-Tons ab.
Nicht dafür, las Kate und wunderte sich, wofür sonst sie ihm danken sollte.
Weitere fünf Minuten darauf ertönte das Zwitschern abermals.
Lust zu telefonieren? Nur ganz kurz, erkundigte er sich.
Sie haderte mit sich, doch tippte dann: Okay.
»Hey, Nachtfalter«, hörte sie ihn gleich darauf sagen. »Bleibst du immer so lang auf?«
»Na ja …« Kate lachte und strich sich eine lose Strähne hinters Ohr. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er sie auf einmal duzte. »Es ist … oder besser, war Samstag und ich war mit einer Freundin unterwegs.« Sofort und unerwünscht flimmerten die Bilder der Billardlounge vor ihrem geistigen Auge auf.
»Eine wilde Party etwa?« Ein Schmunzeln lag in seiner Stimme.
»Nur ein Restaurantbesuch.« Das war die Untertreibung des Jahres. Kate wechselte das Thema, wobei sie ihn bewusst weiter siezte. »Das ist wunderbare Musik, die Sie da hören.«
»Ja, Zaz ist toll. Sie hat noch mehr gute Sachen. Wenn du magst, kann ich dir ein paar andere französische Interpreten nennen.«
»Okay, gern …« Sie legte sich auf der Couch zurück und schob ein Kissen unter ihren Kopf. »Welche Interpreten sind das?«
Abermals schien er zu schmunzeln. »Das schreibe ich dir morgen. Jetzt bin ich müde und gehe schlafen.«
»Oh, das war ja dann wirklich kurz!«
»Wie angekündigt. Ich wollte einfach nur …« Er zögerte. »Deine Stimme hören. Weiß auch nicht, wieso. Mir war danach. Und nun: bonne nuit!«
Kaum hatte sie den Gutenacht-Gruß zurückgegeben, da legte er auf. Mit dem Lied in ihren Ohren blieb Kate noch eine ganze Weile auf der Couch.
Kapitel Drei - Teil 1
Kate schlief bis in die Mittagsstunden und als sie endlich aufstand, fühlte sie sich wie gerädert. Der Abend im Seven Seas lastete wie Blei in ihrem Gedächtnis. Sie schämte sich, auch nur zugesehen zu haben. Unvorstellbar, dass sie beinahe mittendrin gewesen war. Das Gespräch, das sie danach mit dem Unbekannten geführt hatte, machte alles nicht besser – weil sie sich eingestehen musste, sich dabei wohlgefühlt zu haben.
Möglicherweise war ihr die Abwechslung in diesem Moment willkommen gewesen, doch ganz sicher war dieser Mann nicht derjenige, mit dem sie sprechen sollte, sondern Henry – der leider noch immer schwieg. Die Vorstellung, dass er wieder in seinem Atelier auf der Couch lag und verzweifelt darüber war, nicht malen zu können, tat Kate weh. Sie wusste, wie schlimm eine solche Blockade war, denn sie hatte sie selbst erlebt.
Eine leise Stimme in ihr sagte, dass es falsch war, schon wieder Verständnis für Henry aufzubringen – insbesondere nach dem Freitagabend und erst recht nach seiner für ihre Arbeit geäußerten Geringschätzung. Eine andere, lautere Stimme bestand darauf, dass es nichts brachte, wenn sie sich genauso stur stellte wie er. Dann würde es nie ein klärendes Gespräch geben. Und das würde sie jetzt einfordern.
***
Nach einem späten Frühstück und einer Dusche fuhr sie aus Palo Alto und zum Cottage. Wie erwartet, war dort alles so, wie sie es am Freitag verlassen hatte. Sogar die Fenster im Kaminzimmer standen noch auf, obwohl Henry das hasste.
Auf dem Weg in die zweite Etage nahm Kate je zwei Stufen, verharrte ein wenig atemlos vor der Tür und klopfte dann an.
»Was willst du hier?«, ertönte Henrys Stimme.
Mit seinen Worten nahm er ihr den Wind schon halb aus den Segeln, doch Kate redete sich Mut zu und befahl sich, ruhig zu bleiben. Sie ahnte, dass er sie wieder provozieren würde, doch dieses Mal, würde sie nicht darauf eingehen.
Sie öffnete und trat ein. Er lag nicht auf der Couch. Er saß auf den Dielen vor der wieder aufgestellten Staffelei. Die Leinwand war leer. Das schreckliche Bild mit der verschmierten roten Farbe entdeckte Kate nirgends und war erleichtert darüber.
»Wir müssen reden, Henry.«
Er СКАЧАТЬ