Название: Rockstar | Band 1 | Erotischer Roman
Автор: Helen Carter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Rockstar Roman
isbn: 9783862772575
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Als Ivy mit der anderen Hand seine Seite zu stützen versuchte, spürte sie die warme Feuchtigkeit. Doch sie schwieg, bis sie ihn im Behandlungszimmer hatten. »Wir müssen seinen Mantel ausziehen ...«, sagte sie ein wenig atemlos.
Als das Kleidungsstück zu ihren Füßen lag, betrachtete sie das weiße Hemd, das er trug. »Das muss auch weg.«
Ehe Woodrow eingreifen konnte, begann sie schon, die Knöpfe zu öffnen. Vorsichtig stützte sie seinen Kopf, als Armstrong sich mit verzerrtem Gesicht auf die Liege legte. Sein Haar glitt seitlich herab und hing bis zum Boden.
Ivy schluckte hart, als sie ihn so liegen sah. Er kam ihr beinahe unwirklich vor. Hätte er plötzlich zwei gewaltige Flügel gehabt, sie hätte sich nicht gewundert. Das Gesicht, so bleich und wächsern es jetzt auch war, hatte eine fast überirdische Schönheit. Dichte, schwarze Brauen lagen über den von langen Wimpern beschatteten Augen, dazu eine gerade, schmale Nase, die die Blicke des Betrachters geradewegs zu jenen sinnlichen Lippen lenkte. Sein Kinn war in seiner energischen Stärke vielleicht ein wenig zu ausgeprägt, um perfekt zu sein, doch genau das gab seinen Zügen etwas Besonderes. Seine muskulösen Arme waren tätowiert.
Kapitel 2
Ivy zwang sich, sein Gesicht und seinen Körper fachlich zu analysieren. Armstrongs Alter schätzte sie auf Anfang oder Mitte dreißig. Der Körper war trainiert. Praktisch keine Fettanteile. Er wirkte stark und gesund. Das machte die Wunde an seiner Seite weniger problematisch. Allerdings blutete sie noch immer stark.
»Er muss ins Krankenhaus. Mit dem Blutverlust kann ich hier nicht umgehen. Die Gefahr ist zu groß, dass er mir kollabiert«, stellte sie sachlich fest.
Das Wort Krankenhaus schien Armstrong zu alarmieren, denn er öffnete plötzlich seine Augen und sah Ivy direkt an. »Kein Krankenhaus!«, stieß er hervor.
Sie zuckte weniger unter seinen Worten, als mehr unter dem Blick aus seinen tiefgrünen Augen zusammen. Beinahe schienen sie sich in sie zu bohren. Nie zuvor hatte sie einen Menschen mit solcher Augenfarbe gesehen. Wahrscheinlich trägt er grüne Kontaktlinsen, sagte sie sich, wie um sich selbst wieder auf den Boden der Wirklichkeit zu befördern.
»Ich kann das hier nicht verantworten«, insistierte sie.
»Scheiß drauf ...«, knurrte Armstrong. »Nähen Sie das verdammte Loch zu und gut!« Die Art, wie er redete, passte wenig zu seinem erzengelgleichen Aussehen.
Sie schüttelte bockig den Kopf. Mit schnellen Schritten ging sie zu dem Telefon, das an der Wand hing, nahm den Hörer ab und wollte gerade auf die erste Taste drücken, als Woodrow bei ihr war und den Finger auf die Gabel legte.
»Was tun Sie da?«, fragte er scharf.
»Ich rufe die Polizei an. Das da ...«, sie zeigte auf Armstrong, »... ist eine Stichwunde!«
»Es war ein Unfall«, versetzte Woodrow.
»Ein Unfall? Hat er sich beim Gemüseputzen geschnitten?«
Woodrow sah sie beinahe flehend an und schüttelte den Kopf, woraufhin Ivy – sie wusste selbst nicht, warum – den Hörer wieder auflegte.
Mit zusammengepressten Lippen richtete sie ihre Instrumente, reinigte die Wunde und zog dann die Betäubungsspritze auf.
»Was ... tun Sie?«, fragte Armstrong und blickte ein wenig unsicher auf die Metallschale an seiner Seite.
»Ich werde jetzt die Wunde nähen. Aber zuvor bekommen Sie eine Spritze, damit Sie es besser aushalten.«
Er sah nicht begeistert aus, doch zeigte er auch keinen Widerstand mehr.
Ivy fädelte den medizinischen Faden ein und begann, die Wunde sauber zu verschließen. Als sie fertig war, klebte sie ein Wundpflaster auf die Naht. »Setzen Sie sich auf. Ich muss den Verband anlegen«, kommandierte sie und Armstrong richtete sich sofort auf. »Nicht so hastig. Ihnen wird schwindelig.«
Schon verdrehten sich seine Augen und er sank wieder zurück. Es war ein merkwürdiges Gefühl, diesen großen, kraftvollen Körper zu spüren, die warme glatte Haut und trotzdem zu wissen, wie schwach er in diesem Moment war.
»Noch mal«, sagte Ivy ruhig, als sie sah, dass wieder etwas Farbe in seine Wangen zurückgekehrt war. »Aber diesmal langsam ...« Ihre Stimme schwankte zwischen Fürsorglichkeit und Kommandoton.
Mit ihrer Hilfe setzte er sich vorsichtig auf und diesmal wurde ihm auch nicht schwindelig.
»Heben Sie jetzt die Arme an ...«
Armstrong streckte seine Arme wie ein Gekreuzigter zur Seite und Ivy war überrascht von ihrer Länge. Dennoch passten sie zu seiner Gesamtgröße.
»Heben Sie ihr Haar hoch, sonst wickle ich es mit ein ...«
Er tat wie ihm befohlen, und sie begann mit dem Verband.
Als Ivy fertig war, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und warf ein paar Zeilen auf ein Briefpapier mit der Adresse der Praxis.
»Was ist das?«, fragte Woodrow misstrauisch.
»Meine Rechnung.«
»Ihre – was? Jeff ist ...«
»Zahlbar sofort«, fügte Ivy ungerührt an.
»Das ist doch wohl ein Witz«, knurrte der Manager und baute sich vor dem Schreibtisch auf, wobei er einen Blick auf das Papier warf.
»Ihr Freund hat offensichtlich eine Ader dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Lebensbedrohliche Schwierigkeiten. Und ich habe keine Lust, auf meinen Kosten sitzen zu bleiben.« Ungerührt blickte sie zu Armstrong, der sein Hemd ignorierte und nur seinen Mantel überzog. Der Verband um die Brust gab ihm etwas Verwegenes.
»Und wenn Ihr Freund wieder nüchtern ist, sollte er zur Nachuntersuchung kommen.« Sie hatte in seine Augen gesehen und wusste genug, um zu erkennen, dass er nicht nur Alkohol konsumiert hatte.
Während Woodrow knurrend die Pfundscheine auf den Tisch blätterte, sagte Ivy lächelnd: »Das muss nicht unbedingt hier sein.«
Ein böser Blick traf sie, doch das kümmerte sie nicht. Sie zählte die Scheine und schob sie dann in die Schublade. Plötzlich fiel ein mächtiger Schatten auf sie.
Armstrong hatte sich neben ihr aufgebaut. Er hielt den Geldbeutel seines Begleiters in der Hand und warf ihr eine Zwanzig-Pfund-Note hin. »Für Ihre Bemühungen.« Damit wandte er sich ab und ging mit langen Schritten hinaus.
Ivy schluckte. So schnell sie konnte, fasste sie sich, suchte eine Schachtel Tabletten aus dem Medikamentenschrank und gab sie Woodrow. »Falls die Schmerzen losgehen.«
Als die beiden Männer verschwunden waren, räumte sie das Behandlungszimmer auf und ging dann in ihr Büro. Mit leerem Blick sah sie auf die Papiere, an denen sie zum Schluss gearbeitet hatte, doch sie konnte sich nicht mehr konzentrieren.
»Das muss warten«, murmelte sie und erhob sich, um СКАЧАТЬ