Название: Die großen Western Staffel 4
Автор: Diverse Autoren
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die großen Western
isbn: 9783740912383
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Nellie wandte sich vom Corral ab. Sie vermied es, Donovan Fairbanks anzusehen. Langsam schritt sie durch den Feuerschein der sinkenden Sonne und näherte sich der staubigen, wilden Stadt.
Donovan Fairbanks führte sein abgetriebenes Pferd an eine Tränke. Er rauchte ein Zigarillo an und sah Nellie nach, wie sie die breite Straße hinaufging.
»Sie liebt Rooster«, sagte er in
den sengenden Abendwind hinein. »Lobo Rooster –?einen Toten. Rooster will es nicht anders haben. Irgendwann mußte es ja dazu kommen.«
*
Mavericks Sohn saß schon lange an den Gräbern.
Die Dämmerung schob sich wie eine graue Wand über die Felder und erreichte die drei Eichen.
Schon jetzt war der Tod nahe!
Die Wild Angels hatten sich getrennt. Vier waren zur Farm aufgebrochen, zwei näherten sich den Eichen.
Diese beiden skrupellosen jungen Killer hatten Cal Rooster gesehen, als er zu den Eichen geritten war.
Weit abseits davon hatten sie gewartet, aber bis jetzt war Cal noch nicht unter den Eichen hervorgekommen.
Da hatte es für die beiden »wilden Engel« festgestanden, daß unter den Bäumen Lobo Rooster begraben worden war.
Jetzt waren sie unterwegs. Ohne Pferde. Die hatten sie hinter hohem Gesträuch zurückgelassen. Solche Buschinseln gab es überall auf den weiten Feldern. Sie waren ein natürlicher Windfang.
Harris und Talco waren wieder zusammen. Sie witterten in den Wind, rochen Baumwollblüten, Gras und Eichen –?und sie hörten ganz schwach ein Pferd schnauben. Es rupfte Blätter von den Sträuchern. Immer wieder knackte Geäst und raschelten Blätter.
Von Cal war nichts zu merken. Gedankenverloren saß er am Rand der Senke, Dunst ließ seine Konturen verschwimmen.
Er war ahnungslos.
Ausgefranst und mürbe hing die viel zu große Farmerjacke von seinen Schultern. Die Taschen waren so tief, daß die darin steckenden alten Whitneyville Walker Colts auf dem Erdboden lagen.
Beide Waffen waren geladen. Munition hatte Cal im Haus gefunden. Die Colts funktionierten. Aber selbst die besten Waffen nutzen einem Mann nichts, wenn er heimtückisch von hinten angegriffen wurde. Dann kam es einzig nur noch auf blitzschnelle Reaktion an. Auf viel Erfahrung. Und auf verdammt viel Glück. Ob er das hatte, mußte sich in diesem Fall noch herausstellen. Danach sah es jedenfalls nicht aus.
Denn Talco und Harris waren klug. Sie kamen gegen den Wind, so daß Cals Pferd die fremde Witterung nicht aufnehmen konnte. Und sie nutzten die Sträucher als Deckung.
Greifbar nahe ragten vor ihnen dunstverhangen die massigen Eichen dunkel in den Himmel hinein. Die weit ausladenden Baumkronen schienen sich im Dunst aufzulösen.
Für die beiden Halunken war es nicht ungefährlich. Sie wußten nicht genau, wo sich der junge Blonde befand. Sie wollten ihn fertigmachen. Doch sie mußten damit rechnen, daß er das gleiche mit ihnen vorhatte. Er brauchte nur mißtrauisch zu werden, ein schwaches fremdes Geräusch zu hören.
»Lobo Roosters Sohn!« flüsterte Talco und grinste. »Den legen wir auch um! Nolan will nach Sundance Corral. Heute nacht schon. Wir machen ihm ein kleines Geschenk. Die Roosters als Leichen! Vater und Sohn!«
»Vielleicht ist das gar nicht sein Sohn, sondern der von seinem Bruder!«
»Ist doch egal. Rooster ist Rooster!«
Natürlich konnten sie nicht wissen, wie sich alles verhielt. Das war selbst für Cal völlig überraschend gekommen. Und er mußte auch jetzt noch daran denken. Vor ihm lag nicht der Vater begraben, obwohl er es viele Jahre für ihn gewesen war.
Nun waren schon zwei Roosters tot. Doch Lobo Rooster lebte. Der Mann, der wie ein Wolf war. Zernarbt, einsam und gefährlich.
Bodennebel zogen über die Gräber hinweg. Das Pferd trottete durch die Senke und kam herauf.
Cal erhob sich und sah in Richtung Farm. Dort schimmerten Lichtpunkte im Dunst.
»Ich muß Dad finden«, murmelte er. »Warum kommt er nicht?«
Was sich auf den Feldern tat, konnte er nicht erkennen. So sah er auch nicht die vier Mann zu Pferde, die sich abseits der Farm zusammenrotteten und dann absaßen. Jeder zog ein Gewehr aus dem Scabbard.
Und Cal konnte natürlich nicht hören, was Nolan Fury raunte: »Schießt auf alles, was sich bewegt. Wir machen hier nur ein kleines Feuerwerk, verstanden? Dann hauen wir ab. Zum Fluß zurück. Dort warten wir auf Talco und Harris. Klar?«
Sie schlichen geduckt durch das Baumwollfeld. Stimmen drangen durch die Dämmerung. Die Männer vom Aufgebot klapperten mit blechernen Eßgeschirren und holten sich die Suppe, die Arlene Rooster im Haus ausgab.
Für die Wild Angels war das genau der richtige Moment. In diesen Minuten dachte wohl niemand an einen Überfall.
Arlene Rooster verteilte mit aufmunternden Worten die Suppe. Immer wieder sah sie sich dabei nach Rosanna um. Die stumme Mexikanerin war schon eine ganze Zeitlang nicht mehr im Haus. Schließlich stieß Arlene Rooster die Kelle in den großen Topf und ging hinaus, rief nach Rosanna und fragte die Männer.
»Ja, ich hab’ die Kleine gesehen«, sagte einer der Männer. »Da war es aber noch hell. Sie ging zum Corral da hinten.«
»Seht doch mal nach«, bat die Farmersfrau besorgt. »Sie kennt sich hier nicht aus.«
Wenig später wußte sie es. Eins der Pferde fehlte. Rosanna hatte es heimlich am Zügel davongezogen und war weggeritten.
»Mein Gott, sie sucht Rooster! In Cottonfield ist er nicht. Dann wird er in Sundance Corral sein! Das ist ein Zwei-Tage-Ritt!«
»Wir holen sie nicht mehr ein, Ma’am. Es ist sinnlos.«
Arlene Rooster war der Verzweiflung nahe. Jetzt auch das noch! Immer neue Sorgen und Ängste stürmten auf sie ein. Dennoch ging sie ganz ruhig zurück ins Haus. Schweigend ließ sie sich auf der einfachen Couch nieder.
Die drei Farmhelfer blieben bei ihr. Einer fragte, ob er nach Cal sehen sollte. Da nickte sie nur.
Cal wollte zurück.
Er zog die Sattelgurte an und zog sich aufs Pferd.
In diesen Sekunden geschah alles blitzschnell.
Der rotblonde Harris und der bleichgesichtige Talco hatten sich durch die Senke herangeschlichen. Sie waren vorsichtig dem nach oben trottenden Pferd gefolgt. Zunächst hatten sie Cal gar nicht entdecken können. Erst in diesem Moment, als er in den Sattel stieg, kam er aus dem Bodendunst hervor.
Sie hatten ihn dunkel vor sich.
Jeder hob den Colt an.
Jetzt mußten sie handeln, wenn sie ihn nicht entwischen lassen wollten. Anfangs hatten sie vorgehabt, ihn totzuschlagen, aufzuhängen oder mit Messern umzubringen. СКАЧАТЬ