Eine dunkle Geschichte. Оноре де Бальзак
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Название: Eine dunkle Geschichte

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014636

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СКАЧАТЬ Laurence nichts als das Schloss, den Park und den Pachthof Cinq-Cygne. Nach Malins Anweisung hatte Laurence nur Anspruch auf ihr Pflichtteil, denn an Stelle des Emigranten trat die Nation, zumal wenn er die Waffen gegen die Republik trug.

      Am Abend nach diesem furchtbaren Sturm flehte Laurence ihre beiden Vettern so heftig an, das Weite zu suchen, denn sie fürchtete für sie irgendeinen Verrat und die Fallstricke des Volksvertreters, – dass sie zu Pferde stiegen und zu den Vorposten der preußischen Armee stießen. In dem Augenblick, als die beiden Brüder den Wald von Gondreville erreichten, wurde das Haus Cinq-Cygne umstellt; der Volksvertreter kam selbst mit bewaffneter Macht, um die Erben des Hauses Simeuse zu verhaften. An die Gräfin Cinq-Cygne, die damals mit furchtbarem Nervenfieber zu Bette lag, wagte er sich nicht heran, ebensowenig an Laurence, ein Kind von zwölf Jahren. Die Diener waren aus Angst vor der Strenge der Republik verschwunden. Am nächsten Morgen verbreitete sich in der Gegend die Kunde von dem Widerstand der beiden Brüder und ihrer Flucht nach Preußen, wie es hieß. Vor dem Haus Cinq-Cygne entstand eine Zusammenrottung von dreitausend Menschen, und es ward mit unerklärlicher Geschwindigkeit zerstört. Frau von Cinq-Cygne, die ins Haus Simeuse gebracht ward, starb dort in einem verstärkten Fieberanfall.

      Michu hatte erst nach diesen Ereignissen den politischen Schauplatz betreten, denn der Marquis und die Marquise blieben ungefähr fünf Monate im Gefängnis. In dieser Zeit erhielt der Volksvertreter der Aube eine Mission. Als jedoch Marion Gondreville an Malin verkaufte, als die ganze Gegend die Wirkungen der Volksgärung vergessen hatte, begriff Michu den ganzen Malin oder glaubte ihn doch zu begreifen, denn Malin gehört wie Fouché zu den Personen, die so viele Gesichter, und unter jedem Gesicht so viel Tiefe haben, dass sie im Augenblick ihres Spiels undurchdringlich sind und erst lange nachher erklärt werden können. Bei den großen Gelegenheiten seines Lebens unterließ Malin nie, seinen treuen Freund Grévin, den Notar in Arcis, zu Rate zu ziehen, denn sein Urteil über Dinge und Menschen war aus der Ferne scharf, klar und bestimmt. Diese Gewohnheit ist die Klugheit und Stärke der Menschen zweiten Ranges. Nun lagen die Dinge im November 1803 für den Staatsrat so ernst, dass ein Brief beide Freunde bloßgestellt hätte. Malin, der zum Senator ernannt werden sollte, fürchtete eine Auseinandersetzung in Paris. Er verließ sein Haus und reiste nach Gondreville, wobei er dem Ersten Konsul nur einen einzigen von den Gründen angab, aus denen ihm seine Reise erwünscht war, einen Grund, der ihm in Bonapartes Augen das Ansehen von Eifer gab, während es sich doch nicht um den Staat, sondern um ihn selbst handelte. Als nun Michu im Park nach Art der Wilden auf einen günstigen Augenblick für seine Rache lauerte, führte der politische Malin, der gewöhnt war, alle Ereignisse zu seinen Gunsten auszubeuten, seinen Freund nach einer kleinen Wiese des englischen Gartens, einem verlassenen Fleck, der zu geheimer Zwiesprache günstig war. In der Mitte der Wiese stehend und leise sprechend, waren beide Freunde zu weit entfernt, um belauscht zu werden, falls jemand sich zu diesem Zwecke versteckt hatte, und sie konnten das Thema wechseln, wenn Unberufene dazu kamen.

      »Warum sind wir nicht in einem Zimmer des Schlosses geblieben?« fragte Grévin.

      »Hast du nicht die beiden Leute gesehen, die mir der Polizeipräfekt schickt?«

      Obgleich Fouché bei der Verschwörung von Pichegru, Georges, Moreau und Polignac die Seele des Konsulatskabinetts gewesen war, leitete er das Polizeiministerium nicht und war damals einfacher Staatsrat wie Malin.

      »Diese beiden Leute sind Fouchés zwei Arme. Der eine, der junge Stutzer, dessen Gesicht wie eine Flasche Limonade aussieht, der Essig auf den Lippen und Kratzer in den Augen hat, der hat dem Aufstand im Westen im Jahre VII binnen vierzehn Tagen ein Ende gemacht. Der andre ist ein Kind Lenoirs, der einzige, der die großen Traditionen der französischen Polizei im Leibe hat. Ich hatte um irgendeinen untergeordneten Agenten gebeten, der sich auf eine offizielle Persönlichkeit stützen sollte, und man schickt mir die beiden Gesellen! Ach, Grévin! Fouché will mir zweifellos in die Karten sehen. Darum ließ ich die beiden Herren im Schlosse speisen; sie mögen alles durchsuchen, sie werden weder Ludwig XVIII. noch irgendein Anzeichen finden.«

      »Oho!« sagte Grévin, »welches Spiel spielst du denn?«

      »Nun, mein Freund, ein Doppelspiel ist recht gefährlich, aber in Bezug auf Fouché ist es ein dreifaches Spiel. Er hat vielleicht gewittert, dass ich die Geheimnisse des Hauses Bourbon kenne.«

      »Du?«

      »Ich«, entgegnete Malin.

      »Hast du Favras vergessen?«

      Dies Wort machte dem Staatsrat Eindruck.

      »Und seit wann?« fragte Grévin nach einer Pause.

      »Seit dem Konsulat auf Lebenszeit.«

      »Und doch keine Beweise ?«

      »Nicht so viel«, sagte Malin und machte die übliche Gebärde mit dem Daumennagel.

      In kurzen Worten entwarf Malin ein deutliches Bild der kritischen Lage, in die Bonaparte England brachte, das durch das Lager von Boulogne auf Tod und Leben bedroht war. Er erklärte Grévin die in Frankreich und Europa unbekannte, aber von Pitt geahnte Tragweite dieses Landungsplanes, dann die kritische Lage, in die England Bonaparte bringen wollte. Eine gewaltige Koalition, Preußen, Österreich und Russland, sollte, mit englischem Gelde bezahlt, siebenhunderttausend Mann unter die Waffen bringen. Zugleich spannte im Innern eine furchtbare Verschwörung ihr Netz und vereinigte die Bergpartei, die Chouans, die Royalisten und ihre Prinzen.

      »Solange Ludwig XVIII. drei Konsuln sah, glaubte er, die Anarchie gehe weiter und er könne mit Hilfe irgendeiner Bewegung Rache für den 13. Vendémiaire und den 18. Fructidor nehmen«, sagte Malin. »Aber das Konsulat auf Lebenszeit hat Bonapartes Pläne enthüllt; bald wird er Kaiser sein. Dieser ehemalige Leutnant trägt sich mit dem Gedanken, eine Dynastie zu gründen! Nun, diesmal will man ihm ans Leben, und der Streich ist noch geschickter angelegt als der in der Rue Saint-Nicaise. Pichegru, Georges, Moreau, der Herzog von Enghien, Polignac und Rivière, die beiden Freunde des Grafen von Artois, sind beteiligt.«

      »Was für ein Gemisch!« rief Grévin.

      »Frankreich wird heimlich überfallen, man will von allen Seiten anstürmen, man wird kein Mittel unversucht lassen. Hundert Leute, die den Anschlag ausführen, von Georges geführt, sollen die Leibwache des Konsuls und den Konsul Mann gegen Mann angreifen.«

      »Gut, denunziere sie!«

      »Seit zwei Monaten halten der Konsul, sein Polizeiminister, der Präfekt und Fouché einen Teil dieses Riesengewebes in Händen, aber sie kennen seine ganze Ausdehnung nicht, und im Augenblick lassen sie fast alle Verschworenen frei herumlaufen, um alles zu erfahren.«

      »Was das Recht betrifft,« versetzte der Notar, »so haben die Bourbonen wohl eher das Recht, ein Unternehmen gegen Bonaparte anzuzetteln, zu leiten und auszuführen, als Bonaparte das Recht hatte, am 18. Brumaire gegen die Republik zu konspirieren, deren Kind er war. Er mordete seine Mutter, sie aber wollen wieder in ihr Haus. Ich verstehe, dass die Prinzen, als die Emigrantenlisten geschlossen wurden, als die Streichungen zunahmen, der katholische Kult wieder eingeführt wurde und die gegenrevolutionären Erlasse sich häuften, begriffen haben, dass ihre Rückkehr schwierig, ja unmöglich würde. Bonaparte wird zum einzigen Hindernis ihrer Rückkehr, und dies Hindernis wollen sie wegräumen; nichts ist einfacher. Werden die Verschwörer besiegt, so sind sie Räuber. Siegen sie, so sind sie Helden, und deine Ratlosigkeit scheint mir da ganz natürlich.«

      »Es handelt sich darum,« sagte Malin, »den Bourbonen den Kopf des Herzogs von Enghien zuwerfen zu lassen, wie der Konvent den Königen den Kopf Ludwigs XVI. zugeworfen hat, um ihn so tief wie uns in den Strom der Revolution zu tauchen; oder darum, den jetzigen Götzen des französischen Volkes und seinen künftigen Kaiser zu stürzen, um den wahren СКАЧАТЬ