Eine dunkle Geschichte. Оноре де Бальзак
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Название: Eine dunkle Geschichte

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014636

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СКАЧАТЬ am Hals durch eine goldene Schnalle befestigt war. Der Biedermann hatte durchaus keinen politischen Eklektizismus treiben wollen, als er diese zugleich bäurische, revolutionäre und aristokratische Kleidung anlegte, er hatte sehr harmlos den Verhältnissen gehorcht.

      Frau von Hauteserre war vierzig Jahre alt, aber durch die Aufregungen entnervt. Sie hatte ein ältliches Gesicht, das stets aussah, als wollte sie für ein Porträt Modell stehen. Ihre mit weißen Satinschleifen garnierte Spitzenhaube trug eigenartig zu diesem feierlichen Aussehen bei. Sie war noch gepudert, trotz des weißen Fichus, des flohbraunen Seidenkleides mit glatten Ärmeln und dem sehr weiten Rock – die traurige letzte Kleidung der Königin Marie Antoinette. Ihre Nase war dünn, das Kinn spitz, das Gesicht fast dreieckig, die Augen verweint, aber sie trug einen Hauch von Rot auf, der ihre grauen Augen belebte. Sie schnupfte und wandte stets die hübschen Vorsichtsmaßregeln an, mit denen die Modedämchen dereinst soviel Missbrauch trieben. Alle Einzelheiten des Schnupfens bildeten eine Zeremonie, die ein Wort erklärt: sie hatte hübsche Hände.

      Seit zwei Jahren hatte der ehemalige Erzieher der beiden Simeuses, der Freund des Abbé von Hauteserre, namens Goujet, ein Abt der Minimes, die Pfarre von Cinq-Cygne aus Freundschaft für die Hauteserres und für die junge Gräfin zum Alterssitz erwählt. Seine Schwester, Fräulein Goujet, die siebenhundert Franken Einkommen besaß, legte dies Geld zu den mageren Einkünften der Pfarre und führte ihrem Bruder den Haushalt. Weder Kirche noch Pfarrhaus waren verkauft worden, weil sie wenig Wert besaßen. Der Abbé Goujet wohnte also ein paar Schritte vom Schloss, denn die Gartenmauer des Pfarrhauses und, die des Parks stießen hier und da aneinander. Und so speiste denn der Abbé Goujet mit seiner Schwester zweimal wöchentlich in Cinq-Cygne, und sie erschienen jeden Abend zum Kartenspielen bei den Hauteserres. Laurence verstand keine Karte zu halten. Der Abbé Goujet, ein weißhaariger Greis, bleich wie eine alte Frau, hatte ein liebenswürdiges Lächeln und eine sanfte, einschmeichelnde Stimme. Sein nichtssagendes, ziemlich puppenhaftes Gesicht wurde durch zwei sehr kluge Augen und eine Stirn belebt, aus der Intelligenz sprach. Er war mittelgroß, gut gewachsen und trug den schwarzen französischen Priesterrock mit silbernen Hosen- und Schuhschnallen, schwarzseidene Strümpfe und eine schwarze Weste, auf die sein Beffchen herabfiel, was ihm etwas Großartiges gab, ohne seiner Würde Abbruch zu tun. Dieser Abbé, der nach der Restauration Bischof von Troyes wurde, war durch sein früheres Leben gewöhnt, die Jugend zu beurteilen, und hatte Laurences großen Charakter erkannt. Er schätzte sie nach ihrem ganzen Wert und hatte dem jungen Mädchen von Anfang an eine ehrerbietige Achtung bezeigt, die viel dazu beitrug, sie in Cinq-Cygne selbständig zu machen, so dass die strenge alte Dame und der gute Edelmann sich ihr beugten, wo sie ihnen doch nach dem Brauch hätte gehorchen müssen. Seit sechs Monaten beobachtete der Abbé Goujet Laurence mit der den Priestern eigenen Begabung, denn sie sind ja die scharfblickendsten Leute, und ohne zu wissen, dass das dreiundzwanzigjährige Mädchen damit umging, Bonaparte zu stürzen, während ihre schwachen Hände eine verhäkelte Schnur ihres Reitkleides aufdröselten, nahm er doch an, dass ein großer Plan sie bewegte.

      Fräulein Goujet war eins jener Mädchen, deren Porträt in zwei Worten gezeichnet ist, die auch den Phantasielosesten eine Vorstellung von ihr geben: sie gehörte zum Schlage der Mannweiber. Sie wusste, dass sie hässlich war, lachte zuerst über ihre Hässlichkeit und zeigte dabei ihre langen Zähne, die so gelb waren wie ihre Haut, und ihre knochigen Hände. Sie war durchaus gutmütig und heiter. Sie trug die berühmte altmodische Schoßjacke, einen sehr weiten Rock, dessen Taschen stets voller Schlüssel waren, eine Bänderhaube und eine Haartour. Sie war sehr früh vierzig Jahre alt geworden, aber wie sie sagte, glich sich das wieder aus, da sie seit zwanzig Jahren an diesem Alter festhielt. Sie verehrte den Adel und wusste ihre eigene Würde zu wahren, indem sie den Adligen alle Achtung und Ehren erwies, die ihnen zukamen.

      Diese Gesellschaft war für Frau von Hauteserre sehr zur Zeit nach Cinq-Cygne gekommen, denn sie ging nicht wie ihr Gatte in der Landwirtschaft auf, noch hatte sie wie Laurence die Anregung des Hasses, um sich die Last eines einsamen Lebens erträglich zu machen. Und so war denn auch seit sechs Jahren alles besser geworden. Die Wiederherstellung des katholischen Kults erlaubte die Erfüllung der religiösen Pflichten, die im Landleben mehr Widerhall finden als anderswo. Durch die konservativen Maßnahmen des Ersten Konsuls beruhigt, hatten Herr und Frau von Hauteserre mit ihren Söhnen in Briefwechsel treten und von ihnen hören können. Sie brauchten nicht mehr für deren Leben zu zittern und hatten sie gebeten, ihre Streichung zu beantragen und nach Frankreich zurückzukehren. Der Staatsschatz hatte die rückständigen Zinsen gezahlt und zahlte regelmäßig alle halben Jahre. Die Hauteserres besaßen damals außer ihrer Leibrente achttausend Franken Jahreseinkommen. Der Greis beglückwünschte sich zu seiner klugen Voraussicht; er hatte alle seine Ersparnisse, zwanzigtausend Franken, ebenso wie sein Mündel, vor dem achtzehnten Brumaire angelegt, seit dem alle Anlagen bekanntlich von zwölf auf achtzehn Franken gestiegen waren.

      Lange war Cinq-Cygne kahl, leer und verödet geblieben. Aus Berechnung hatte der vorsichtige Vormund während der Revolutionswirren nichts am Aussehen des Schlosses ändern wollen, aber nach dem Frieden von Amiens hatte er eine Reise nach Troyes gemacht, um ein paar Überreste aus den beiden zerstörten Stadthäusern zu holen, die er bei Trödlern aufgekauft hatte. Damals war der Salon unter seiner Leitung möbliert worden. Schöne Gardinen aus weißer, grün geblümter Seide, die aus dem Hause Simeuse stammten, schmückten die sechs Fenster des Salons, in dem die genannten Personen saßen. Der riesige Raum war ganz mit Holztäfelungen ausgekleidet worden, die in Felder mit Rahmen aus Perlstäben geteilt waren. Sie waren in den Ecken mit Masken geschmückt und in zwei grauen Tönen bemalt. Die Füllungen über den vier Türen zeigten Grisaillemalereien, wie sie unter Ludwig XV. Mode waren.

      In Troyes hatte der Biedermann vergoldete Konsolen, Möbel aus grüner Seide, einen Krystallleuchter, einen eingelegten Spieltisch und alles gefunden, was zur Widereinrichtung von Cinq-Cygne dienen konnte. 1792 war die ganze Einrichtung des Schlosses geraubt worden, denn die Plünderung der Stadthäuser fand ihr Gegenspiel auf dem Lande. Von jeder Reise nach Troyes brachte der alte Herr ein paar Überreste des alten Glanzes zurück, bald einen schönen Teppich wie den, der den Fußboden des Salons bedeckte, bald einen Satz Geschirr oder altes Meißner und Sèvres-Porzellan. Seit einem halben Jahre hatte er gewagt, das Silber von Cinq-Cygne auszugraben, das der Koch in einem ihm gehörenden Häuschen am Ende einer der langen Vorstädte von Troyes vergraben hatte.

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