Die Comtesse de Sérisy war eine jener Frauen, die sich anmaßen, eine Art Herrschaft über die Mode und die Gesellschaft in Paris auszuüben. Sie verkündete Urteilssprüche, die, wenn sie in dem Kreis, den sie beherrschte, angenommen wurden, für sie allgemeingültig zu sein schienen. Sie bildete sich ein, Schlagworte zu prägen und unumschränkte Richterin zu sein. Literatur, Politik, Männer und Frauen, alles unterlag ihrer Zensur; und Madame de Sérisy schien jeder Kritik der anderen Trotz zu bieten. Ihr Haus war in jeder Beziehung ein Muster des guten Geschmacks. Inmitten dieser Salons voll eleganter schöner Frauen triumphierte Julie über die Comtesse. Sie war geistreich, lebhaft, sprühend, und die vornehmsten Männer der Gesellschaft umringten sie. Zur Verzweiflung der Frauen war ihre Toilette tadellos. Alle beneideten sie um den Schnitt ihres Kleides, den Sitz ihrer Taille, und man schrieb den Eindruck, den sie machte, dem Genie einer unbekannten Schneiderin zu; denn die Frauen glauben lieber an die Macht des Putzes als an die Anmut und Vollkommenheit derer, die dazu geschaffen sind, ihn zur Geltung zu bringen. Als Julie sich erhob und zum Klavier ging, um die Romanze der Desdemona zu singen, kamen die Herren aus allen Salons herbei, um die berühmte Stimme, die seit so langer Zeit stumm geblieben war, zu hören. Tiefe Stille herrschte. Die Marquise war von heftigen Empfindungen bewegt, als sie die Köpfe sich an den Türen drängen und alle Blicke auf sich gerichtet sah. Sie suchte ihren Mann, warf ihm einen koketten Blick zu und sah mit Vergnügen, dass ihre Eigenliebe sich in diesem Augenblick aufs höchste geschmeichelt fühlen durfte. Glücklich über diesen Triumph, entzückte sie die Zuhörer mit dem ersten Teil des ›Al più salice‹. Nie hatte weder die Malibran noch die Pasta mit so vollendetem Gefühlsausdruck und Wohlklang gesungen. Aber, als Julie zur Wiederholung einsetzte, blickte sie in die versammelte Menge und bemerkte Arthur, dessen Blick unverwandt auf ihr ruhte. Sie zuckte zusammen, und ihre Stimme schwankte. Madame de Sérisy stürzte von ihrem Platz auf die Marquise zu.
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