Die dreißig tolldreisten Geschichten. Оноре де Бальзак
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Название: Die dreißig tolldreisten Geschichten

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014674

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СКАЧАТЬ mit sich zu nehmen, seiner Frau, wie er meinte, in der Hitze des Geraufs und sonstiger Katzbalgerei ein Büschelchen Haare geraubt, ich weiß nicht von welchem Ort, da ich nicht dabei war, und dieses kostbare Pfand kammerzöfischer Tugend hielt er krampfhaft zwischen den Fingern.

      Am andern Morgen beim ersten Hahnenschrei vertauschte die Frau mit der Kammerfrau den Platz und stellte sich wie im tiefsten Schlaf, die Zofe aber gab dem Advokaten einen gelinden Nasenstüber:

      »Es ist Zeit«, tuschelte sie ihm ins Ohr, »nehmt Eure Siebensachen zusammen, schon blickt der Tag zum Fenster herein.«

      Mit schmerzlichem Bedauern hörte der Advokat diese Aufforderung. Ehe er sich endgültig zurückzog, wollte er wenigstens das Feld seiner Kämpfe und Siege noch inspizieren. Er staunte.

      »Seht doch«, sprach er, indem er seine Beute von der verflossenen Nacht hochhielt, »wie kann Blondes von Schwarzem kommen?«

      »Bösewicht!« entgegnete die Zofe, »die Gnädige wird darüber sehr ungnädig auf Euch sein.«

      »Aber, seht doch nur ...«

      »Was ist da zu verwundern!« antwortete das Mädchen; »Ihr seid so gescheit und wisst alles, und nun wisst Ihr nicht einmal, dass ausgerissene Pflanzen welken und sich entfärben.«

      Mit diesen Worten schob sie ihn zur Tür hinaus, und im Konzert mit ihrer Herrin lachte sie hinter ihm drein wie eine Tolle.

      Die ganze Geschichte blieb nicht lange geheim, und der arme Advokat, Féron hieß er mit Namen, starb aus Kummer darüber, dass seine Frau, die so vielen gehörte, ihm allein unerreichbar war; sie aber, die man nur die schöne Féronnière nannte, verließ nicht lange danach den König und heiratete den obbemeldeten jungen Edelmann, einen Grafen von Buzançois. In ihren alten Tagen erzählte sie oft den Streich, den sie dem Advokaten gespielt hat, aus keinem andern Grund, wie sie lachend sagte, weil sie ihn nun eben einmal nicht riechen konnte.

      Daraus können wir lernen, uns nicht an die Röcke einer Frau zu hängen, die nichts von uns wissen will.

      Der Erbe des Teufels

      Zu Paris an der Notre-Dame gab es einmal einen alten Chorherrn, der bei Saint-Pierre am Ochsenmarkt ein eignes schönes Haus bewohnte. Dieser Chorherr war als einfacher Priester nach Paris gekommen, hungrig wie eine Kirchenmaus, nackt wie ein Degen, wenn er aus der Scheide gezogen. Aber er war ein schöner Mann und als solcher so üppig begabt und ausgerüstet, dass er bei den Weibern, wenn es sein musste, die Arbeit von drei andern versehen konnte, ohne je schachmatt zu werden, und es dauerte nicht lange, so war er der Lieblingsbeichtiger der Frauen. Er war sanft mit den Traurigen, er tröpfelte Balsam in kranke Herzen, keine ließ er ohne Trost ausgehen. Verschwiegen war er wie eine Mauer. So wurde er immer berühmter, und seine Kundschaft erstreckte sich bis an den Hof.

      Das konnte nun leicht die Eifersucht seiner Obern, der Herren Ehemänner und anderer wachrufen. Aber die Marschallin Desquerdes wusste vorzubeugen. Um die so nützliche und wohltätige Geschäftigkeit des Mannes ganz mit dem Geruch der Heiligkeit zu umgeben, verehrte sie ihm einen Knochen des heiligen Viktor, der also die Ursache sein musste von den überraschenden Erfolgen des Priesters. Jedem Zudringlichen konnte nun geantwortet werden, er hat einen Knochen, durch den er alles wirkt, und damit stopfte man die frechsten Mäuler, denn an der Kraft einer Reliquie zu zweifeln galt nicht für wohlanständig.

      Er genoss darum im Schatten seiner Soutane den besten Ruf als ein Mann von Tapferkeit in der Erfüllung seiner Pflichten. Und so lebte er wie Gott in Frankreich, absolvierte drauflos mit seiner Reliquie und wirkte Wunder auf Wunder. Er verwandelte jahraus, jahrein Weihwasser in den besten Wein, und selten wurde damals bei den Notaren von Paris ein Testament gemacht, dem nicht zu seinen Gunsten ein Et cetera angehängt war oder Kodizill, das einige auch Cadizill schreiben, um anzudeuten, dass es mit Cauda zusammenhängt und also nichts anderes sagen will als ein Schwänzchen am Testament.

      Der heilige Mann hätte zuletzt Erzbischof von Paris werden können. Würde er zum Beispiel einmal gesagt haben, eine Mitra muss doch schön warm geben, schnell hätten sich gewisse Damen den Rang abgelaufen, sie ihm zu verschaffen. Aber er begnügte sich statt aller fetten Pfründen, die man ihm anbot, mit der simplen Stelle eines Chorherrn an der Notre-Dame, weil er in diesem Amt seine hübschen Beichtkinder nicht zu vernachlässigen brauchte. Nur als er mit der Zeit schwach in den Hüften und gebrechlich wurde – er hatte allmählich an die Siebzig auf dem Rücken –, erlahmte er in seiner Tätigkeit des Absolvierens und durfte die Zeit gekommen glauben, um sich auf dem süßen Bewusstsein einer langjährigen apostolischen Pflichterfüllung wie auf einem molligen Bett behaglich auszuruhen, um so mehr, als er, wie das gemeine Volk zu sagen pflegt, sein Schäfchen im trocknen hatte. Er bemühte sich jetzt nur noch für die Damen vom höchsten Rang, so zwar, dass man bei Hofe oft scherzen hörte: trotz dem Eifer so manches jungen Kaplans sei der Beichtstuhl des Alten bei Saint-Pierre am Ochsenmarkt immer noch die wirksamste Seelenbleiche für vornehme Damen.

      So wurde der fromme Chorherr mit gutem Glück ein perfekter Neunziger, sein Haupt bedeckte der Winterschnee, seine Hände zitterten, aber im übrigen hielt er sich noch immer aufrecht wie ein Turm und hustete ohne Auswurf, nachdem ihm der Auswurf, ohne zu husten, so lange geläufig gewesen war.

      Für gewöhnlich saß er freilich festgebannt in seinem Stuhl, er war ja genug in seinem Leben aufgestanden im Dienst der Menschheit; aber er trank, sooft er Durst hatte, und aß wie ein Drescher. Das Reden hatte er sich fast abgewöhnt, nichtsdestoweniger sah er ganz und gar aus wie ein lebendiger Chorherr zu Notre-Dame.

      Weil er aber so die Unbeweglichkeit liebte, tagelang stumm blieb und trotz seines Alters die rosigste Gesundheit auf seinem Gesicht blühte, auch in Erinnerung an gewisse üble Nachreden wegen eines lasterhaften Lebens, die im unwissenden gemeinen Volk früher umgegangen waren, hatten einige schiefe Köpfe, Atheisten und ähnliches Gelichter, denen alle Heiligkeit ein Dorn im Auge ist, das ärgerliche Gerücht ausgesprengt, der wahre Chorherr sei längst tot und seine Seele dahingefahren, statt ihrer aber wohne seit länger als fünfzig Jahren der Teufel in dem dicken Leib des Pfaffen. Ein wenig hatte man ja immer von ihm sagen können, dass er den Teufel im Leibe habe, und so manche Schöne, die seine Absolution erfahren, hat es heimlich bei sich gedacht. Aber da nun offenkundig dieser Teufel, derjenige, den die schönen Beichtkinder im Sinne hatten, allmählich recht kleinlaut geworden war, hinfällig und apoplektisch wie der Chorherr selber, dass er sich auch um eine zwanzigjährige Königin nicht vom Fleck gerührt hätte, so gab es einige feine oder auch nur vernünftige Köpfe, besonders in bürgerlichen Kreisen, wo man bekanntlich das Gras wachsen hört, die nicht recht begreifen wollten, was der arme Teufel für ein Vergnügen dran finden könne, in dem faulen Gedärme des Chorherrn zu wohnen und in dessen Gestalt zur herkömmlichen Stunde nach Notre-Dame zu gehen und sich dort mit dem Rauchfass und dem Weihwasserwedel vor der Nase herumfahren zu lassen.

      Auf solche ketzerischen Zweifel erwiderten einige, dass der Teufel sich vielleicht bekehren wolle, und andere, dass er darum die Gestalt des Chorherrn angenommen habe und aus dem verfallenen Haus nicht wich und wankte, um die drei Neffen und Erben des frommen Mannes zu prellen, die keinen Tag vergehen ließen, ohne nachzusehen, ob der Alte seine Augen immer noch nicht geschlossen habe; sie fanden sie aber stets offen und hell und argwöhnisch wie Basiliskenaugen, worüber sie sich natürlich sehr freuten, denn sie liebten, wenn man sie hörte, in der Welt nichts so sehr wie ihren lieben alten Oheim.

      Von diesem aber erzählte ein altes Weib, dass er wahr und wahrhaftig der Teufel sein müsse. Ihre Überzeugung gründete sich auf folgenden Vorfall. Zwei dieser Neffen, der Advokat und der Hauptmann, geleiteten einmal nachts ohne Laterne oder Fackel ihren Onkel von einem Abendessen nach Hause, das der Halszuzieher ihm zu Ehren gegeben hatte, und ließen ihn, weil es dunkel war, über einen Haufen Steine hinstürzen, die СКАЧАТЬ