Verlorene Illusionen. Оноре де Бальзак
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Название: Verlorene Illusionen

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955014933

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СКАЧАТЬ dumme Einfall machte die Sache noch verwickelter, bis Sixtus du Châtelet sich herabließ, dieser unwissenden Gesellschaft mitzuteilen, die Ankündigung sei keine vorsichtige Redewendung gewesen, und die schönen Gedichte seien in der Tat von einem royalistischen Bruder des Revolutionärs Marie Joseph Chénier verfasst. Die Gesellschaft von Angoulême, mit Ausnahme des Bischofs, der Frau von Rastignac und ihrer beiden Töchter, die von dieser großen Poesie ergriffen waren, hielten sich für mystifiziert und ärgerten sich über diesen Hineinfall. Ein dumpfes Murren erhob sich, aber Lucien hörte es nicht. Er war von dieser verhassten Welt durch den Rausch, den eine innere Melodie in ihm erzeugte, weit abgeschieden und bemühte sich, diese Melodie zu wiederholen. Er sah die Gestalten nur wie durch einen Nebel hindurch. Er las die düstere Elegie über den Selbstmord, jene in den alten Formen, in denen eine göttliche Melancholie lebt, endlich die, in der der Vers steht: »Dein Lied ist süß, es klingt mir oft im Ohr.« Endlich schloss er mit der sanften Idylle, die den Namen »Neère« führt.

      Frau von Bargeton war in eine köstliche Träumerei versunken. Sie saß da, eine Hand in ihren Locken, die sie, ohne es zu gewahren, durcheinandergebracht hatte, die andere herunterhängend, mit blicklosen Augen, allein inmitten ihres Salons. Zum erstenmal in ihrem Leben fühlte sie sich in die Sphäre versetzt, die ihre eigene war. Nun kann man verstehen, wie grässlich sie von Amélie herausgerissen wurde, die den Auftrag übernommen hatte, ihr die Wünsche des Publikums mitzuteilen.

      »Naïs, wir waren gekommen, um die Gedichte Herrn Chardons zu hören, und Sie geben uns gedruckte Versche. Obwohl diese Stücke sehr hübsch sind, würden die Damen aus Heimatsliebe doch das einheimische Gewächs vorziehen.«

      »Finden Sie nicht, dass die französische Sprache sich schlecht zur Poesie eignet?« fragte Wolf den Steuerdirektor. »Ich finde die Prosa Ciceros tausendmal poetischer.«

      »Die wahre französische Poesie ist die leichte Gattung, das Chanson«, antwortete Châtelet.

      »Das Chanson beweist, dass unsere Sprache sehr musikalisch ist«, sagte Adrian.

      »Ich wäre neugierig auf die Versche, die Naïs erobert haben,« sagte Zéphirine; »aber nach der Art, wie sie den Wunsch Amélies aufnimmt, scheint sie nicht geneigt, uns davon eine Probe zu geben.«

      »Sie ist es sich selbst schuldig, uns die Gedichte mitzuteilen,« antwortete Francis, »denn das Genie dieses Kerlchens ist ihre Rechtfertigung.«

      »Sie sind doch Diplomat gewesen. Sie müssen das durchsetzen«, sagte Amélie zu Herrn du Châtelet.

      »Nichts leichter als das«, antwortete der Baron.

      Der frühere Privatsekretär war an solche kleine Schiebungen gewöhnt und suchte den Bischof auf, um ihn vorzuschieben. Da der Bischof die Bitte aussprach, konnte Naïs nicht anders, als Lucien um ein Stück bitten, das er auswendig wüsste. Der schnelle Erfolg des Barons bei dieser Unterhandlung trug ihm ein schmachtendes Lächeln von Amélie ein. »Wirklich, dieser Baron ist ein feiner Kopf«, sagte sie zu Lolotte.

      Lolotte hatte die bittersüße Bemerkung Amélies über die Frauen, die ihre Kleider selbst machen, noch nicht vergessen. »Seit wann erkennen Sie die in der Kaiserzeit verfertigten Barone an?« gab sie lächelnd zur Antwort.

      Lucien hatte versucht, seine Geliebte in einer Ode zu verherrlichen. Er hatte sie ihr mit einem Titel gewidmet, wie ihn die jungen Leute, wenn sie das Lyzeum verlassen, erfinden. Diese Ode, die von all der Liebe, die er im Herzen spürte, so reizend umschmeichelt und verschönt war, schien ihm das einzige Werk, das würdig sei, es mit Chéniers Dichtungen aufzunehmen. Er blickte mit einem ziemlich albernen Gesicht Frau von Bargeton an und sagte: »An Sie!« Dann gab er sich eine stolze Haltung, um dieses hochtrabende Stück über die Versammlung zu ergießen, denn seine Autoreneitelkeit fühlte sich hinter dem Rock der Frau von Bargeton sehr behaglich. In diesem Augenblick verriet Naïs den Frauenaugen ihr Geheimnis. Trotzdem sie gewöhnt war, diese Gesellschaft mit der ganzen Höhe ihres Geistes zu beherrschen, konnte sie sich nicht enthalten, für Lucien zu zittern. Sie verlor ihre Haltung, ihre Blicke flehten fast um Nachsicht; dann war sie genötigt, mit gesenkten Augen dazusitzen und ihre Beglücktheit bei den folgenden Strophen zu verbergen:

      An Sie

      Dem Born von Glanz und Helle, ewig klar.

       Wo Lobgesänge zu der Harfe Ton

       Erklingen von der frommen Engelschar,

       Die sich versammelt um Jehovas Thron –

      Entschwebt, den Himmeln lassend seinen Kranz,

       Sein Sternenkleid und seinen Sllberstab,

       Ein Cherub oftmals, dessen Haar den Glanz

       Auf seiner Stirn verhüllt, und steigt herab.

      Er sah von Gott, wie Menschen wohlzutun:

       Er hilft dem Genius tragen sein Geschick,

       Er lässt den Greis bei Kindeskindern ruhn.

       Und er erheitert des Verzagten Blick.

      Der späten Reue leiht er noch sein Ohr,

       Erlöst das Mutterherz von Bangigkeit

       Und rechnet Gott die frommen Seufzer vor.

       Die mitleidsvolle Brust dem Elend weiht.

      Von jenen schönen Abgesandten weilt

       Ein einziger bei uns, den liebebang

       Die Erde festhält, dass er nicht enteilt;

       Doch zieht nach oben ihn der Heimatsdrang.

      Nicht seiner Stirne leuchtend weißer Schein,

       Nicht alles Göttliche der Wesensart,

       Nicht seines Auges Feuer tief und rein

       Hat seinen Ursprung mir geoffenbart;

      Doch von dem Glanz verführt, vermaß mein Herz

       Sich, seiner heiligen Natur zu nahn.

       Und musste spüren, dass er mit dem Erz

       Des fürchterlichen Engels angetan.

      Oh! hütet, hütet euch, dass nimmermehr

       Den Seraph er erschaut, der heimwärts flieht,

       Und nicht das Wort vernimmt von Wiederkehr,

       Das durch die Abendluft melodisch zieht!

      Ihr säh't sie sonst mit brüderlichem Flug

       Die Nacht zerteilend wie ein Wolkenzug

       Eingehn ins Sternentor,

       Und auf die Leuchtspur ihrer Füße weist

       Der Lotse, bangend, was es wohl verheißt,

       Wie auf ein Meteor.

      »Verstehen Sie, was er eigentlich meint?« fragte Amélie Herrn du Châtelet und warf ihm einen koketten Blick zu.

      »Das СКАЧАТЬ