Verlorene Illusionen. Оноре де Бальзак
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Читать онлайн книгу Verlorene Illusionen - Оноре де Бальзак страница 41

Название: Verlorene Illusionen

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783955014933

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СКАЧАТЬ als sie hörte, dass er auch Lucien einladen wollte.

      Im Juni wissen die Minister nicht, was sie mit ihren Theaterlogen anfangen sollen; die ministeriellen Deputierten und ihre Mandanten sind in den Weinbergen beschäftigt oder besorgen ihre Ernte, ihre anspruchsvollsten Bekannten sind auf dem Lande oder verreist, daher sehen die schönsten Logen der Pariser Theater um diese Zeit sehr seltsame Gäste, die von den gewohnten Besuchern nie wiedergesehen werden und die dem Publikum das Aussehen eines abgenutzten Teppichs geben. Châtelet hatte schon daran gedacht, dass er infolge dieses Umstandes ohne viel Kosten Naïs die Vergnügungen verschaffen könnte, nach denen die Provinzialen am gierigsten sind. Als am nächsten Tag Lucien zum erstenmal hinging, traf er Louise nicht an. Frau von Bargeton war ausgegangen, um einige unumgängliche Einkäufe zu besorgen. Sie musste mit den würdigen und berühmten Autoritäten in Sachen der Frauentoilette Rats pflegen, die Châtelet ihr genannt hatte, denn sie hatte der Marquise d'Espard ihre Ankunft mitgeteilt. Obwohl Frau von Bargeton das Selbstvertrauen besaß, das die gebietende Stellung langer Jahre mit sich bringt, hatte sie seltsamerweise Angst, sie könnte als Provinzialin erscheinen. Es fehlte ihr nicht an Takt, um zu wissen, wie sehr die Beziehungen zwischen Frauen von den ersten Eindrücken abhängen; und obwohl sie sich imstande wusste, sehr schnell auf das Niveau der überlegenen Frauen, wie Madame d'Espard, zu gelangen, fühlte sie doch, dass sie bei ihrem ersten Auftreten Wohlwollen brauchte, und wollte es an keinem Faktor des Erfolgs fehlen lassen. Daher war sie Châtelet überaus dankbar, dass er ihr die Mittel angegeben hatte, sich mit der vornehmen Welt von Paris in Einklang zu setzen. Durch einen seltsamen Zufall befand sich die Marquise in einer Lage, die es ihr sehr erwünscht machte, jemandem aus der Familie ihres Gatten einen Dienst zu erweisen. Ohne ersichtlichen Grund hatte sich der Marquis d'Espard von der Welt zurückgezogen, er kümmerte sich weder um seine Geschäfte, noch um Politik, noch um seine Familie, noch um seine Frau. Die Marquise, die so ihre eigene Herrin geworden war, fühlte das Bedürfnis, nach wie vor die Billigung der Gesellschaft zu genießen; daher war sie glücklich, unter diesen Umständen den Marquis so zu ersetzen, dass sie die Protektion seiner Familie übernahm. Sie wollte sich dieser Gönnerschaft ostentativ unterziehen, um das Unrecht ihres Gatten zu unterstreichen. Am selben Tage noch schrieb sie an Frau von Vargeton, geborene Nègrepelisse, eines der reizenden Briefchen, deren Form so hübsch ist, dass man Zeit braucht, um hinter ihren Mangel an Inhalt zu kommen:

      »Sie wäre glücklich über einen Umstand, der eine Frau ihrer Familie ihr näher brächte, von der sie sprechen gehört hätte und die sie kennen zu lernen wünschte, denn die freundschaftlichen Beziehungen in Paris wären nicht so fest gegründet, dass man nicht wünschen müsste, einen mehr auf Erden zu haben, den man lieben könnte, und wenn das nicht sein könnte, wäre es nur eine Illusion mehr, die man mit den übrigen bestatten müsste. Sie stelle sich ihrer Cousine ganz zur Verfügung und hätte sie schon aufgesucht, wenn nicht ein Unwohlsein sie zu Hause festhielte; aber sie wäre ihr schon sehr verbunden, dass sie an sie gedacht hätte.«

      Während seines ersten Herumstreifens über die Boulevards und die Rue de la Paix beschäftigte sich Lucien, wie alle Ankömmlinge, viel mehr mit den Dingen als mit den Personen. In Paris ziehen die Massen zuallererst die Aufmerksamkeit auf sich: der Luxus der Läden, die Höhe der Häuser, das Wagengerassel, die fortwährenden Gegensätze zwischen dem größten Luxus und dem äußersten Elend springen zuerst in die Augen. Dieser Phantasiemensch war wie benommen von der Menge, in der er ein Fremder war, und verspürte eine Art ungeheurer Verkleinerung seiner selbst. Menschen, die in der Provinz eine Art Ansehen genießen und dort bei jedem Schritt auf einen Beweis ihrer Wichtigkeit stoßen, können sich nicht an diesen völligen und plötzlichen Verlust ihres Wertes gewöhnen. Bei sich zu Hause etwas sein und in Paris nichts sein, das sind zwei so verschiedene Zustände, dass ein Übergang nötig ist; und wer zu plötzlich vom einen zum andern übergeht, kommt sich wie vernichtet vor. Für einen jungen Dichter, der ein Echo für all seine Gefühle, einen Vertrauten für alle Gedanken, eine Seele gefunden hatte, mit der er seine kleinsten Stimmungen teilen konnte, musste Paris eine entsetzliche Wüste sein. Lucien hatte seinen schönen blauen Anzug noch nicht abgeholt, so dass er durch die Armseligkeit, um nicht zu sagen die Abgenutztheit seiner Kleidung geniert war, als er sich zu der Stunde, wo Frau von Bargeton zurückgekehrt sein sollte, zu ihr begab; er traf bei ihr den Baron du Châtelet, der sie beide in den Nocher de Cancale zum Diner fuhr. Lucien, der von dem Wirbel des Pariser Lebens wie betäubt war, konnte nichts zu Louise sagen; sie waren zu dritt im Wagen; aber er drückte ihr die Hand, und sie erwiderte freundschaftlich alle Gedanken, die er so zum Ausdruck brachte. Nach dem Essen führte Châtelet seine beiden Gäste nach dem Vaudeville. Lucien empfand bei dem Anblick Châtelets eine geheime Verstimmung; er verfluchte den Zufall, der ihn nach Paris gebracht hatte. Der Steuerdirektor schob den Grund seiner Reise auf seinen Ehrgeiz: er hoffte, zum Generalsekretär einer Behörde ernannt zu werden und als vortragender Rat ins Ministerium zu kommen; er wollte sehen, wie es mit den Versprechungen stünde, die man ihm gemacht hatte, denn ein Mann wie er konnte nicht Steuerdirektor bleiben; er wollte lieber gar nichts sein, Abgeordneter werden, in den diplomatischen Dienst zurückkehren. Er war gewachsen; Lucien musste in diesem alten Gecken die Überlegenheit des Mannes von Welt anerkennen, der auf der Höhe des Pariser Lebens stand; besonders schämte er sich, ihm ein Vergnügen zu verdanken. Wo der Dichter unruhig und geniert war, benahm sich der frühere Privatsekretär wie ein Fisch im Wasser. Er lächelte über das Zögern, das Staunen, die Fragen, die kleinen Irrtümer, zu denen der Mangel an Übung seinen Nebenbuhler brachte, wie die alten Seebären sich über die Neulinge lustig machen, die zum erstenmal aufs Wasser kommen. Das Vergnügen, das Lucien empfand, als er zum erstenmal in Paris im Theater war, wog die Verstimmung auf, in die ihn sein Unbehagen versetzte. Dieser Abend war dadurch bemerkenswert, dass er ihm, ohne dass er sich dessen bewusst wurde, eine große Menge seiner Ideen über das Provinzleben raubte. Der Kreis erweiterte sich, die Gesellschaft nahm andere Dimensionen an. Einige hübsche Pariserinnen, die so elegant und frisch gekleidet waren, gaben ihm Gelegenheit zu der Wahrnehmung, wie altmodisch, obwohl anspruchsvoll genug, die Toilette der Frau von Bargeton war; weder die Stoffe, noch der Zuschnitt, noch die Farben waren mehr in Mode. Die Haartracht, die ihn in Angoulême so bezaubert hatte, schien ihm nun im Vergleich mit den feinen Kunstwerken, die er bei jeder zweiten Frau sah, schrecklich geschmacklos.

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