Verlorene Illusionen. Оноре де Бальзак
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Читать онлайн книгу Verlorene Illusionen - Оноре де Бальзак страница 22

Название: Verlorene Illusionen

Автор: Оноре де Бальзак

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783955014933

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СКАЧАТЬ die Tiere geliebt«, sagte die Mutter. »Und da auch die Seide, die diese Tierchen machen, die Frauen interessiert, möchte ich Sie um die Erlaubnis bitten, dass wir nach Séverac kommen dürfen, damit ich meiner Kamilla zeige, wie sie gewonnen wird. Kamilla hat so viel Verstand, dass sie sofort alles begreifen wird, was Sie ihr sagen. Hat sie doch sogar einmal das umgekehrte Verhältnis des Quadrats der Entfernung verstanden!«

      Dieser Satz machte der Unterhaltung zwischen Herrn von Séverac und Frau du Brossard nach Luciens Vorlesung ein glorreiches Ende.

      Einige gewohnte Gäste des Hauses mischten sich ungezwungen in die Gesellschaft, und ebenso zwei oder drei schüchterne und schweigsame, lächerlich aufgeputzte Muttersöhnchen, die glücklich waren, zu diesem literarischen Abend eingeladen worden zu sein und deren Kühnster sich so weit aufschwang, dass er sich viel mit Fräulein de la Haye unterhielt. Alle Damen setzten sich feierlich in einem Kreise herum, hinter dem die Männer standen. Diese Versammlung bizarrer Personen mit seltsamen Kostümen und komischen Gesichtern kam Lucien sehr imponierend vor. Sein Herz schlug heftig, als er sah, wie sich alle Blicke auf ihn richteten. So kühn er auch war, bestand er doch diese erste Probe nicht leicht, trotz den Ermutigungen seiner Geliebten, die beim Empfang der Berühmtheiten des Angoumois die ganze Pracht ihrer Verbeugungen und ihre gezierteste Grazie entfaltete. Das Unbehagen, dessen Beute er war, wurde durch einen Umstand verstärkt, der leicht vorauszusehen war, der aber einen jungen Mann, der noch wenig mit der Taktik der Welt vertraut ist, scheu machen musste. Lucien, der ganz Auge und Ohr war, hörte sich von Louise, Herrn von Bargeton, dem Bischof und einigen Freundlichen, die der Herrin des Hauses einen Gefallen tun wollten, Herr von Rubempré nennen, aber Herr Chardon von der Mehrheit dieses gefürchteten Publikums. Durch die forschenden Blicke der Neugierigen eingeschüchtert, hörte er sie schon seinen bürgerlichen Namen aussprechen, wenn sie nur ihre Lippen bewegten, er hörte die Urteile, die man im voraus mit der in der Provinz gewohnten Freiheit über ihn herumtragen würde, die oft der Unhöflichkeit sehr nahe kommt. Diese unerwarteten fortgesetzten Nadelstiche versetzten ihn in eine noch unbehaglichere Stimmung. Er wartete ungeduldig auf den Augenblick, wo er mit seiner Vorlesung beginnen konnte, um dann eine Haltung annehmen zu können, die der Qual seines Innern ein Ende machte; aber Jacques erzählte Frau von Pimentel seine letzte Jagdgeschichte; Adrian unterhielt sich mit Fräulein Laura von Rastignac über Rossini, den neuen musikalischen Stern; Astolf, der die Beschreibung eines neuen Karrens in der Zeitung gefunden und auswendig gelernt hatte, sprach darüber mit dem Baron. Lucien, der arme Dichter, wusste nicht, dass niemand von allen Anwesenden außer Frau von Bargeton so viel Geist besaß, Poesie zu verstehen. Alle diese Leute, die ein sehr beschränktes Gefühlsleben hatten, waren hergekommen, weil sie sich über die Art des Schauspiels, das sie erwartete, täuschten. Es gibt Worte, die gleich den Trompeten, den Zimbeln, der großen Trommel der Marktschreier immer das Publikum anlocken. Worte wie Schönheit, Ruhm, Poesie haben Zauberkraft in sich, die selbst die plumpen Köpfe verführt. Als alle da waren, als die Plaudereien aufgehört hatten, nicht ohne tausend Winke, die Herr von Bargeton, den seine Frau wie einen Kirchenschweizer, der seinen Stock auf den Steinboden aufstößt, überall hinschickte, den Unterbrechenden gegeben hatte, ließ sich Lucien an dem runden Tisch in der Nähe Frau von Bargetons nieder. Seine Seele war heftig erschüttert. Er kündete mit zitternder Stimme an, er wolle die Erwartung niemandes täuschen und werde daher die vor kurzem neu entdeckten Meisterwerke eines großen unbekannten Dichters vorlesen. Obwohl die Gedichte von André de Chénier schon 1819 veröffentlicht waren, hatte doch in Angoulême noch niemand von André de Chénier sprechen hören. Alle wollten sie in dieser Ankündigung einen schlauen, von Frau von Bargeton gefundenen Schachzug sehen, um die Eigenliebe des Dichters zu schonen und auch die Zuhörer jedes Zwangs zu entbinden. Lucien las zuerst den »Jungen Kranken«, der mit schmeichelhaftem Murmeln aufgenommen wurde; dann den »Blinden«, und dies Gedicht fanden diese mittelmäßigen Köpfe etwas lang. Während seiner Vorlesung stand Lucien höllische Qualen aus, die nur von großen Künstlern oder von denen, die durch Begeisterung und hohes Verständnis ihnen gleichkommen, völlig begriffen werden können. Die Poesie erfordert, um mit der Stimme wiedergegeben, wie um erfasst zu werden, eine heilige Aufmerksamkeit. Es muss zwischen dem Leser und der Zuhörerschaft eine innige Verbindung entstehen, ohne die die elektrische Übertragung der Gefühle nicht statthat. Wo dieser enge Zusammenhang der Seelen fehlt, da geht es dem Dichter wie einem Engel, der versuchte, einen himmlischen Gesang inmitten des Hohngelächters der Hölle anzustimmen. In der Sphäre nun, in der sich ihr Talent bewegt, besitzen die geistigen Menschen den allseitigen Blick der Schnecke, den Geruchsinn des Hundes und das Ohr des Maulwurfs; sie sehen, fühlen und hören alles um sich herum. Der Musiker und der Dichter wissen ebenso schnell, ob sie bewundert sind oder unverstanden bleiben, wie eine Pflanze in einer freundlichen oder feindlichen Atmosphäre, je nachdem, vertrocknet oder Leben trinkt. Auf Grund der Gesetze dieser besondern Akustik klang in Luciens Ohr das Brummen der Männer, die nur um ihrer Frauen willen hergekommen waren und sich von ihren Geschäften unterhielten, ebenso wie er das ansteckende Gähnen einiger heftig aufgerissener Kinnbacken bemerkte, deren deutlich sichtbare Zahnreihen ihn verhöhnten. Als er gleich der Schwalbe der Sintflut eine freundliche Stelle suchte, auf der sein Blick weilen konnte, traf er auf die ungeduldigen Blicke von Leuten, die offenbar gemeint hatten, sie könnten diese Zusammenkunft benutzen, um sich über diese und jene positiven Interessen auszusprechen. Mit Ausnahme von Laura von Rastignac, zwei oder drei jungen Leuten und dem Bischof langweilten sich alle Teilnehmer. In der Tat suchen die, die für die Poesie Verständnis haben, in ihrer Seele zur Entfaltung zu bringen, was der Dichter im Keim in seinen Versen angelegt hat; aber diese eisigen Zuhörer waren weit entfernt, der Seele des Dichters nachzustreben, und hörten nicht einmal seine Akzente. Lucien empfand also eine so tiefe Entmutigung, dass ihm kalter Schweiß ausbrach. Ein feuriger Blick, den ihm Louise zuwarf, gegen die er sich herumgewandt hatte, gab ihm den Mut, zu Ende zu lesen; aber sein Dichterherz blutete aus tausend Wunden.

      »Finden Sie das sehr amüsant, Fifine?« fragte die trockene Lili ihre Nachbarin, die vielleicht starke Sachen erwartet hatte.

      »Fragen Sie mich lieber nicht, meine Liebe: meine Augen schließen sich, sowie ich vorlesen höre.«

      »Ich hoffe,« sagte Francis, »Naïs wird uns nicht oft Verse zu Abend geben. Wenn ich nach dem Essen vorlesen höre, stört die Aufmerksamkeit, die ich anwenden muss, meine Verdauung.«

      »Armes Tierchen,« sagte Zéphirine mit leiser Stimme, »trink ein Glas Zuckerwasser.«

      »Sehr gut deklamiert,« sagte Alexander, »aber Whist ist mir lieber.«

      Nach dieser Bemerkung, die infolge der englischen Bedeutung des Worts für witzig galt, behaupteten einige Spielerinnen, der Vorleser müsse Ruhe haben. Unter diesem Vorwand machten sich einige Paare heimlich in das Boudoir davon. Lucien, den die reizende Laura von Rastignac und der Bischof baten, weiterzulesen, erweckte dank dem konterrevolutionären Schwung der Jamben die Aufmerksamkeit wieder. Einige Personen, die von der Wärme des Vortrags hingerissen wurden, klatschten Beifall, ohne die Verse zu verstehen. Diese Art Menschen sind durch lautes Reden zu beeinflussen, wie die groben Gaumen durch starke Getränke gereizt werden.

      Später, als man Gefrorenes reichte, veranlasste Zéphirine Francis, in das Buch zu sehen, und teilte ihrer Nachbarin Amélie dann mit, die Verse, die Lucien gelesen habe, seien gedruckt.

      »Aber«, antwortete Amélie, der man das Vergnügen über den Einfall ansah, »das ist sehr einfach. Herr von Rubempré arbeitet bei einem Drucker. Das ist gerade so,« sagte sie und warf dabei Lolotte einen Blick zu, »wie wenn eine hübsche Frau ihre Kleider selbst macht.«

      »Er hat seine Gedichte selbst gedruckt«, sagten die Frauen untereinander.

      »Warum nennt er sich denn von Rubempré?« fragte Jacques. »Wenn so ein Adliger Handwerksarbeit verrichtet, muss er seinen Namen aufgeben.«

      »Er hat tatsächlich den seinen aufgegeben, der bürgerlich war,« sagte Zizine, »und hat dafür den seiner Mutter angenommen, die von Adel ist.«

      »Da СКАЧАТЬ