Dzieci północy. Салман Рушди
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Название: Dzieci północy

Автор: Салман Рушди

Издательство: PDW

Жанр: Контркультура

Серия: Mistrzowie literatury

isbn: 9788381887243

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СКАЧАТЬ während die Knechte und Fuhrleute jeweils hinter ihren Anführern standen und dem Streit zuhörten.

      „Drei Säcke Korn fehlen, so viel steht fest. Hundert sollten es sein und wir haben nur 97 entladen“, meinte der lokale Händler, während sich der Vertreter der Meretts rechtfertigte:

      „Aber ich habe die Säcke selbst gezählt und nach dem Verladen noch einmal nachgeprüft. Sie waren eindeutig auf den Wagen.“

      „So, waren sie“, meinte der Händler spitz und polterte dann los: „Dass die Meretts Halsabschneider sind, weiß ich schon lange, aber dass sie es jetzt schon nötig haben zu betrügen, das ist ungeheuerlich.“

      „Vorsicht, was du da sagst. Vielleicht haben die Kornsäcke ja beim Entladen Füße bekommen.“

      Der Händler lief bei dieser infamen Anschuldigung rot an.

      „Was soll das heißen? Etwa dass meine Männer stehlen? Bitte, sieh dich um. Würde mich verdammt noch mal wundern, wenn du die Säcke hier findest. Aber ich sag dir eines: Ich werde die Ware jetzt aufs Genaueste prüfen und dann werden wir sehen, ob ihr vielleicht noch mehr Tricks auf Lager habt.“

      Der Mann der Meretts versuchte nun den Händler zu beruhigen:

      „Das ist doch lächerlich. Wir machen schon so lange miteinander Geschäfte und es war nie was.“

      „Es gibt immer ein erstes Mal und vielleicht habe ich es bisher auch nur nicht gemerkt. Aber jetzt werde ich der Sache auf den Grund gehen.“ Dann drehte er sich zu seinen Leuten um:

      „Männer, prüft die Ware. Jeder Sack wird gewogen, jeder Ballen auf seine Stofflänge geprüft und alles gezählt, und dann werden wir ja sehen.“

      „Bitte, das ist dein gutes Recht“, meinte der Vertreter der Meretts und ließ durchklingen, wie beleidigt er ob dieses Vorgehens war.

      Die Untersuchung ergab letztendlich, dass auf jedem der Stoffballen nur 45 Meter aufgewickelt waren anstatt 50, und dass etliche Kisten und Säcke zu wenig Gewicht hatten.

      Damit war für den Händler der Fall klar und er rief nach der Obrigkeit, während der Merett-Lieferant sich das absolut nicht erklären konnte.

      „Ich habe alles gewogen und gezählt. Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht sein.“

zwischen

      Während unter den Unmagischen Unfrieden herrschte, räumte Eryn den letzten Sack Diebesgut in seine Vorratskammer. Seit seiner ersten Reise auf den Kontinent war er noch mehrfach zurückgekehrt und bei seinen Beutezügen immer dreister geworden.

      Nun erstreckte sich auf Eryns Insel gleich im Anschluss an den Sandstrand ein Grünstreifen, der sich noch ein ganzes Stück weit den Hang hinaufzog. Erst als das Gelände zu steil wurde und die Erde keinen rechten Halt mehr finden wollte, hatte Eryn mit seiner Umgestaltung aufgehört. Hühner, Gänse und Hasen hatte er ebenfalls auf die Insel gebracht, da diese recht problemlos in der Haltung waren. Unabsichtlich waren dabei noch ein paar Singvögel und anderes kleineres Getier auf die Insel gereist. Sie hatten in dem herangeschafften Erdreich und Gebüsch ihr Zuhause gehabt.

      Auf der zweitgrößten Erhebung der Insel hatte Eryn noch einen Süßwassersee angelegt. Er diente zum Baden und generell als Wasserspeicher. Den Schutzwall um die Insel herum hatte er weiter vergrößert und auch sein Heim war inzwischen ganz gut eingerichtet und war durchaus wohnlich. Da gab es Tische, Kommoden und Schränke, allesamt von solider Bauweise und manche davon waren sogar verziert. Am Anfang hatte sich Eryn als Schreiner versucht, war aber mit dem Ergebnis nicht sonderlich zufrieden gewesen und so besorgte er sich die Güter aus der alten Welt. Er mied große Siedlungen und nahm sich nur Gegenstände, die verstaubt und vergessen auf Dachböden und in Scheunen herumstanden. Nichts, was jemand vermissen würde. In einem abgelegenen Landhaus machte er die reichste Beute. Auf dem Haus selbst lag ein Schutzzauber, weswegen er es unberührt ließ. Doch in dem Nebengebäude gab es eine ganze Kammer voller alter Möbel. Die Staubschicht lag so dick über allem, dass hier schon lange niemand mehr gewesen sein konnte.

      Auf den Wagenzug der Meretts stieß er eher zufällig, als er nach weiterer Beute Ausschau gehalten hatte. Sein erster Gedanke war, sich gleich wieder zu entfernen, um nicht von den Menschen entdeckt zu werden. Doch dann hielt er inne und änderte seine Meinung.

      Warum nicht. Die Meretts sind die reichsten und die schlimmsten aller Händler. Sie zu bestehlen, ist kein Verbrechen. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit.

      Die Wagen standen über Nacht in einem Kreis um das Lager herum und waren bewacht – doch nicht gut genug, um einen begabten Magier vom Sammeln abzuhalten. Und einmal angefangen, wollte Eryn gar nicht mehr aufhören, denn er konnte wirklich vieles aus dem dargebotenen Sortiment gebrauchen.

      Nun saß er auf seinem bequemen, neu bezogenen Sofa und lachte in sich hinein.

      Es ist nur recht und billig, wenn man einem armen Magier unter die Arme greift. Die Fenster hatten hübsche Vorhänge und auf dem Steinboden lagen Teppiche und Felle. Sein Bett hatte eine Matratze, und alle Decken und Kissen waren mit Daunenfedern gestopft. Im Kamin in der Wohnstube brannte ein richtiges Feuer und das Knistern der Holzscheite sorgte für eine wohlige Behaglichkeit.

      „So lässt es sich leben“, meinte Eryn zufrieden. Allerdings, stehlen werde ich nun nichts mehr. Das ist einfach nicht recht ... Auch wenn es mit den Meretts keine Armen trifft. Außerdem wird jeder Dieb irgendwann einmal erwischt. Sie finden meine Spur, die Magier bekommen davon Wind und schon stehen ungebetene Gäste vor meiner Tür. Das wäre das Letzte, was ich gebrauchen könnte.

      Somit war es an der Zeit, wieder redlich zu werden. Doch es lag nicht in seinem Naturell, träge vor dem Kamin zu sitzen und die Tage sinnlos verstreichen zu lassen. Aber es fehlte ihm an entsprechender Gesellschaft. Andere Menschen, mit denen er sich unterhalten konnte. Darum erfüllte ihn bald eine Unrast und er spielte mit dem Gedanken, seinen Sohn Gannok zu sich zu holen.

      Er ist mein Sohn und ich habe ihn aus selbstsüchtigen Gründen zurückgelassen, um nach Elverin zu gehen. Das war nicht richtig. Das weiß ich jetzt, und ich habe bitterlich dafür gebüßt. Dafür hat schon mein eigener Vater gesorgt. Der Schöpfer – wie kann jemand nur so selbstherrlich sein. Heißt es nicht, mit dem Alter käme die Weisheit? Daran hege ich inzwischen große Zweifel. Doch die Fehler der Vorfahren müssen sich nicht wiederholen. Ich kann es weitaus besser machen als mein eigener Vater und Gannok mit Güte und Liebe erziehen.

      Doch die Sache hatte einen Haken. Gannok befand sich in Naganor und der Schwarze Turm war gegen Magie gut gesichert – nicht so wie die Häuser der Unmagischen.

      Eryn dachte lange über dieses Problem nach. Seine Angst vor Ador hatte sich inzwischen ein wenig gelegt, denn die magische Wolke der Wege war unendlich groß und er würde sich sicherlich nicht in die Nähe von Elverin begeben. Meister Raiden selbst war in der Tormagie nicht sonderlich bewandert, alleine schon deswegen, weil ihm die Ader Gold fehlte. So schlussfolgerte Eryn, dass der Herr von Naganor nur eine Gefahr für ihn werden könnte, wenn er aus den Wegen heraustrat. Das musste Eryn aber gar nicht. Wenn er nahe genug an die magische Barriere herantrieb, konnte er wie durch eine Scheibe hindurchsehen.

      Also machte er sich auf nach Naganor und suchte in dem Nebengebäude nach den Kindern. Aber das Zimmer, in dem sie zu viert schliefen, war leer.

      Vielleicht haben sie Unterricht oder spielen irgendwo draußen. Eryn glitt an der Barriere entlang, fast so, als würde er durch das Gebäude СКАЧАТЬ