Dzieci północy. Салман Рушди
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Читать онлайн книгу Dzieci północy - Салман Рушди страница 5

Название: Dzieci północy

Автор: Салман Рушди

Издательство: PDW

Жанр: Контркультура

Серия: Mistrzowie literatury

isbn: 9788381887243

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СКАЧАТЬ den oberen Bereich derart umzubiegen, dass er dort seinen einzigen Löffel als Griff einsetzen konnte. Diese neue Säge benutzte er nicht, um am Metallreif herumzuschaben. Das würde die größeren Zacken nur stumpf werden lassen. Diese Zacken mussten scharf bleiben, wenn der Moment kam, an dem sie durch Fleisch und Knochen schneiden mussten. Doch noch hegte Eryn die Hoffnung, dass er den Reif irgendwie zerstören könnte. Die kleine Rille hatte mittlerweile eine Tiefe von zwei Millimetern erreicht, was ungefähr einem Fünftel der Metalldicke entsprach. Er arbeitete nun viel intensiver daran, denn ihm war klar, dass er bessere Fortschritte machen musste, um nicht auf den letzten Ausweg angewiesen zu sein.

      Seiner Schätzung nach blieben ihm noch ein paar Tage, wenn er das Wasser gut einteilte. Das Messer kratzte ständig und so fiel es Eryn zunächst gar nicht auf, dass der Wind draußen stärker wurde. Der Wind blies beständig und kam nie ganz zum Erliegen, doch jetzt braute sich etwas zusammen. Dunkle Wolkenberge türmten sich am Himmel auf und starke Böen peitschten über die See.

      So, wie der Raum angelegt war, hielt er den Wind gut ab, doch das Heulen vom Eingang her konnte man nun überdeutlich hören. Eryn sah von seiner Arbeit auf und ging zum Ausgang hinüber. Dort peitschte ihm bereits heftiger Regen aus schwarzblauen Wolken entgegen und große Wellen brachen sich an dem Felsen, sodass die Gischt bis zum Eingang emporspritzte.

      Mit Unbehagen zog sich Eryn wieder zurück in seine Kammer, denn ein Sturm zog auf. Immer heftiger heulte und rüttelte es und dann schlug Wasser gleich einem Hammer von draußen an die Scheibe des Fensters und ließ sie zerbrechen. Die nächste Welle trieb dann einen Schwall Wasser durch die Öffnung und Eryn mühte sich verzweifelt, das Loch abzudichten. Doch die Kräfte der wütenden Wellen waren einfach zu groß. Sie zerstörten seine kläglichen Bemühungen und warfen ihn selbst zu Boden. Dort sammelte sich bereits das eingedrungene Wasser und immer mehr kam herein, sodass Eryn den Rückzug antrat.

      Er begab sich in den schmalen Durchgang, der sich nach draußen öffnete. Der war so steil, dass es das Wasser noch nicht bis dorthin geschafft hatte, während es bereits knietief den Boden des Raumes bedeckte.

      Bei den Göttern, warum werde ich so heimgesucht? Das Wasser stieg und Eryn befand sich nun fast am Ende des Durchgangs. Auch vom Eingang spülte Wasser herein und lief die Schräge hinunter, um beim Befüllen des Raumes zu helfen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und es war so dunkel geworden, dass man nicht mehr die Hand vor Augen sah. Eryn horchte auf das zornige Heulen, ob der Sturm vielleicht langsam schwächer werden würde. Kein Unterschied ließ sich erkennen und dann begann das Wasser seine Füße zu umspülen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Kammer nun fast vollständig geflutet war. Eryn ertastete die Kante des Ausgangs mit seinen Händen, dann kam ihm ein Schwall Wasser entgegen und der warf ihn rückwärts zurück in den Durchgang. Er fiel und tauchte kurz mit dem Kopf unter, bevor er japsend an die Oberfläche kam. Auf Händen und Knien kletterte er wieder nach oben. Doch der Sturz hatte seine Orientierung beeinträchtigt und er merkte nicht, dass er inzwischen den geringen Schutz des Durchgangs verlassen hatte und sich nun draußen auf dem schmalen Vorsprung befand. Die nächste Welle erwischte ihn mit voller Kraft und drückte ihn mit dem Rücken an den Felsen. Wieder drohte er zu stürzen. Schnell machte er einen Schritt zur Seite, um sich abzufangen, dabei glitt er aus und fiel über den Rand des Vorsprungs in die Tiefe. Er schrie, doch der Sturm verschluckte seine Stimme. Und dann schrie er noch mehr, als ein scharfer Ruck an seinem Fußgelenk den Sturz bremste. Nun hing er kopfüber von der Klippe und der Eisenring schnitt grausam in das Fleisch seines Beines, doch die Kette hielt und hinderte ihn daran, gänzlich in die tosenden Wellen zu stürzen.

      Die nächste Welle rollte heran und schlug mit Wucht zu, während Eryn hilflos über Kopf herunterhing.

      Ihr Götter, lasst mich einfach sterben. Der Gedanke war verlockend, doch dann obsiegte sein Willen zu überleben. Er drehte sich zur Seite und konnte mit der Hand einen guten Griff in der Felswand finden. Tatsächlich war dies gar nicht so schwierig, denn der Fels war verwittert und scharfkantig. Er zog sich seitlich nach oben, und dann fand er Halt mit seinem freien Bein. Eine weitere Welle krachte neben ihm gegen den Felsen, doch ihn traf dabei nur ein Schauer von Tropfen. Langsam kämpfte er sich die Felswand wieder hoch und dann rollte er über die Kante des Vorsprungs, wo er keuchend auf dem Rücken liegen blieb. Bildete er sich das nur ein, oder war der Regen inzwischen schwächer geworden? Er horchte. Eine Welle brach sich am Felsen und überschüttete ihn mit Gischt. Daraufhin kroch er halb in den Durchgang hinein, damit er nicht wieder in die Tiefe gerissen würde.

      Sein Fuß musste ziemlich lädiert sein, doch zum Glück spürte er keinen Schmerz. Noch nicht. Er tastete nach dem Gelenk und fühlte eine tiefe Schnittwunde. Sie musste ziemlich bluten, doch alles war so dermaßen nass, dass er das nicht mit Sicherheit sagen konnte. Allerdings war er in der Heilkunst versiert genug, um zu wissen, was er zu tun hatte. Von seinem Hemd riss er einen Streifen Stoff und band damit das Bein ab, während der Sturm langsam zur Ruhe kam.

      Eryn lehnte erschöpft mit dem Rücken an der Wand und zitterte am ganzen Körper. Es war kühl, doch nicht so kalt wie an der Küste im Norden, sonst hätte er diese Nacht nicht überlebt. Aber auch so war ihm klar, dass sich seine Situation drastisch verschlechtert hatte. Salzwasser hatte sein Domizil geflutet und damit waren seine Vorräte an Trinkwasser dahin. Vielleicht fand er noch etwas Seegras und einen der Fische, doch auch das würde ihn nicht mehr lange retten. Somit war seine finale Entscheidung gefallen.

      Hoffentlich finde ich noch die Säge. Sobald es genügend Licht gibt, muss ich den Fuß abnehmen. Ich brauche Zugriff auf meine Magie, der Rest lässt sich heilen.

      Sein ausgezehrter Körper hatte ihn in einen traumlosen Schlaf gleiten lassen und als er erwachte, schien die Sonne von einem blauen Himmel, den kein Wölkchen trübte. Nichts mehr erinnerte an den gewaltigen Sturm der letzten Nacht. Eryn saß im Durchgang im Trockenen, denn der nun ruhige Wasserspiegel in seiner Behausung reichte nur bis auf die Höhe des tiefer liegenden Fensters.

      Ich hätte in der Kammer bleiben können und wäre nicht ertrunken, dachte Eryn. Doch tags zuvor hatte das alles anders ausgesehen. Sein Fuß war nun dunkelblau angelaufen und er spürte ihn nicht mehr. Kein gutes Zeichen. Ich muss die Säge finden. Doch was er zuerst fand, war ein größerer Stein, der sich gelöst haben musste und nun im Durchgang halb unter Wasser lag. Eryn griff danach und beschloss, damit noch einmal auf den Metallreif einzuschlagen. Das erschien ihm noch deutlich besser, als die Säge zu benutzen. Außerdem spürte er den Fuß sowieso nicht mehr.

      So hämmerte er auf das Metall ein. Einmal, zweimal. „Du Scheißding, geh endlich auf!“

      Und dann schmetterte er den Stein wie ein Irrer wieder und wieder auf das Eisen. Tränen standen ihm in den Augen.

      „Ich habe eine Scheißangst, diese Säge zu gebrauchen ... Wenn ich sie überhaupt finden kann. Geh auf, geh auf, geh auf!“

      Da endlich hatten die Götter ein Nachsehen und der Eisenring zerbrach. Zunächst konnte Eryn es gar nicht fassen, als ihn die Magie durchflutete. All seine zwölf Adern pulsierten in leuchtenden Farben. „Die Poxe am Arsch, ich bin frei!“, jubelte er. „Ich bin wieder frei und nie wieder in meinem Leben werde ich so dumm sein, mir so etwas anzutun. Einen Magieblocker ohne Schloss. Wie dämlich muss man sein.“ Eryn lachte befreiend über seine eigene Dummheit. Sein benebeltes Hirn hatte ihn damals nicht klar denken lassen, doch nun war alles anders. Das Martyrium durch den Sturm und die Schmerzen hatten die letzten Reste der Rauschkrautvergiftung aus seinem Körper getrieben und nun konnte er wirklich ein neues Leben beginnen.

      Doch zunächst musste er sich um seinen verletzten Fuß kümmern. Er löste das Stoffstück, mit dem er das Bein abgebunden hatte und untersuchte die Verletzung magisch, so wie er es schon oft getan hatte – allerdings stets bei anderen. Was sich ihm da offenbarte, sah nicht gut aus.

      „Den Schaden wieder zu richten, wird eine Weile dauern“, murmelte er und leitete СКАЧАТЬ