Ausgewählte Werke von Selma Lagerlöf. Selma Lagerlöf
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Название: Ausgewählte Werke von Selma Lagerlöf

Автор: Selma Lagerlöf

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027207015

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СКАЧАТЬ konnte er jetzt mit Hilfe der Krähen des Jungen habhaft werden, der ihm immer entkam. »Ich wüßte wohl jemand, der euch die Kruke aufmachen könnte,« sagte der Fuchs. – »Ach sag uns, wer es ist, sag uns, wer es ist!« riefen die Krähen und waren so eifrig, daß sie in den Graben hinabflatterten. – »Ja, das will ich tun, vorher müßt ihr mir aber versprechen, daß ihr auf meine Bedingungen eingehen wollt,« sagte er.

      Der Fuchs erzählte den Krähen nun von Däumling und sagte ihnen, wenn sie es fertig brächten, ihn auf die Heide hinauszulocken, würde er ihnen sicher die Kruke aufmachen können. Als Belohnung für diesen Rat verlangte er aber, daß sie ihm Däumling ausliefern sollten, sobald er ihnen das Silbergeld verschafft hatte. Die Krähen hatten keinen Grund, Däumling zu schonen, und so schlugen sie denn sofort ein.

      Über dies alles wurde man schnell einig, schwerer aber war es, zu ergründen, wo sich Däumling und die wilden Gänse aufhielten.

      Wind-Eile flog mit fünfzig Krähen davon und sagte, er würde bald wieder zurück sein. Aber ein Tag nach dem andern verging, ohne daß die Krähen auf dem Krähenberg auch nur eine Feder von ihm gesehen hätten.

      Der Krähenraub.

       Mittwoch, den 13. April.

      Die wilden Gänse waren bei Tagesgrauen auf, um Zeit zum Einsammeln von etwas Nahrung zu haben, ehe sie die Reise durch Ostgotland antraten. Der Werder im Gänsefjord, wo sie geschlafen hatten, war klein und kahl, aber im Wasser rings umher wuchsen Pflanzen, an denen sie sich satt essen konnten. Schlimmer war es für den Jungen. Er konnte gar nichts Eßbares finden.

      Wie er dort bei Tagesanbruch hungrig und verfroren stand und sich nach allen Seiten umsah, fiel sein Blick auf einige Eichhörnchen, die auf einer waldbewachsenen Landzunge, dem Felsenwerder gerade gegenüber, spielten. Da dachte er, daß diese Eichhörnchen vielleicht noch etwas von ihren Wintervorräten übrig haben möchten, und er bat den weißen Gänserich, ihn zu der Landzunge hinüberzutragen, damit er ein paar Nüsse von ihnen erbetteln könne.

      Der große Weiße schwamm sofort mit ihm über den Fjord, aber das Unglück wollte, daß die beiden Eichhörnchen ein so lustiges Spiel miteinander spielten, indem sie sich von Baum zu Baum jagten, daß sie keinen Gedanken für den Jungen hatten. Er lief hinter ihnen drein, und der Gänserich, der am Strande liegen blieb, verlor ihn bald aus den Augen.

      Der Junge watete zwischen weißen Anemonen, die so hoch waren, daß sie ihm ganz bis an das Kinn reichten, als er gewahrte, daß jemand ihn von hinten packte und versuchte, ihn in die Höhe zu heben. Er wandte sich um und sah, daß eine Krähe ihre Krallen in seinen Hemdbund geschlagen hatte. Er suchte sich loszureißen, ehe ihm das aber gelungen war, kam noch eine Krähe hinzu, biß sich in einen seiner Strümpfe fest und riß ihn um.

      Hätte Niels Holgersen nun gleich um Hilfe gerufen, so würde der weiße Gänserich ihn sicher haben retten können, aber der Junge meinte wohl, daß er mit ein paar Krähen auf eigene Faust fertig werden könne. Er stieß mit den Füßen und schlug, aber die Krähen ließen ihn nicht los, und es gelang ihnen, sich mit ihm in die Luft emporzuschwingen. Sie waren aber so unvorsichtig dabei, daß sein Kopf gegen einen Zweig stieß. Er bekam einen harten Schlag gerade über den Schädel, es wurde ihm schwarz vor Augen, und er verlor das Bewußtsein.

      Als er die Augen wieder aufschlug, war er hoch oben über der Erde. Sein Bewußtsein kehrte langsam zurück, und anfangs wußte er weder, wo er war, noch was er sah. Wenn er den Blick hinabwandte, sah es so aus, als breite sich da tief unter ihm ein ungeheurer, wollener Teppich aus, der aus Grün und Braun in großen, unregelmäßigen Mustern gewebt war. Der Teppich war dick und schön, aber er fand, es war ein Jammer, daß man damit so schlecht hausgehalten hatte. Er war geradezu zerfetzt, lange Risse liefen quer darüber hin, und an einigen Stellen waren große Stücke davon abgerissen. Das Merkwürdigste aber war, daß es so aussah, als sei er über einen Spiegelfußboden gebreitet, denn durch die Löcher und die Risse im Teppich schimmerte blankes, glitzerndes Glas.

      Das Nächste, was dem Jungen auffiel, war, daß die Sonne nach dem Himmel hinaufgerollt kam. Sofort begann das Spiegelglas unter den Löchern und Rissen im Teppich in Rot und Gold zu schimmern. Es sah wunderschön aus, und der Junge freute sich über die schönen Farbentöne, obwohl er nicht recht verstehen konnte, was er eigentlich sah. Aber jetzt schwebten die Krähen hinab, und plötzlich wurde es ihm klar, daß der große Teppich unter ihm die Erde war, die mit grünem Nadelwald und braunem, kahlem Laubwald bedeckt war, und daß die Löcher und Risse blitzende Fjorde und kleine Seen waren.

      Er mußte daran denken, daß er das erstemal, als er durch die Luft flog, gefunden hatte, das schonensche Land sähe aus wie ein gewürfeltes Tuch. Aber dies, das einem zerlumpten Teppich glich, was für ein Land konnte dies nur sein?

      Er fragte sich selbst nach einer Menge von Dingen. Warum saß er nicht auf dem Rücken des weißen Gänserichs? Warum umflatterte ihn ein großer Krähenschwarm? Und warum wurde an ihm gezerrt und gerissen, so daß seine Glieder fast aus den Gelenken gerieten?

      Plötzlich wurde ihm alles klar. Er war von ein paar Krähen entführt worden. Der weiße Gänserich lag noch am Strande und wartete, und die wilden Gänse wollten heute durch Ostgotland gen Norden ziehen. Er selbst wurde nach Südwesten getragen, das konnte er daran erkennen, daß er die Sonnenscheibe hinter sich hatte. Und der große Waldteppich, der unter ihm lag, das war sicher Smaaland.

      »Wie wird es nun dem weißen Gänserich ergehen, wenn ich nicht für ihn sorgen kann?« dachte der Junge und rief im selben Augenblick den Krähen zu, sie sollten ihn sofort zu den wilden Gänsen zurückbringen. Für seine eigene Person war er gar nicht bange. Er glaubte, sie hätten ihn aus reinem Übermut entführt.

      Die Krähen kehrten sich nicht im geringsten an sein Verlangen, sondern flogen weiter, so schnell sie nur konnten. Als sie eine Weile geflogen waren, klatschte eine von ihnen mit den Flügeln auf eine Weise, die bedeutete: »Gebt acht! Gefahr!« Gleich darauf tauchten sie in einen Tannenwald unter, drangen durch die dichten Zweige bis auf den Waldboden hinab und setzten den Jungen unter eine große Tanne, wo er so gut verborgen war, daß nicht einmal ein Falk ihn hätte erspähen können.

      Fünfzig Krähen bildeten einen Kreis um den Jungen, die Schnäbel auf ihn gerichtet, um ihn zu bewachen. »Nun, ihr Krähen, jetzt kann ich am Ende erfahren, was ihr mit meiner Entführung beabsichtigt?« sagte er. Aber kaum hatte er ausgeredet, als eine Krähe ihn anfauchte: »Schweig still, sage ich dir! Sonst hacke ich dir die Augen aus!«

      Die Krähe meinte offenbar, was sie sagte, und es blieb dem Jungen nichts anderes übrig, als zu gehorchen. So saß er denn da und starrte die Krähen an, und die Krähen starrten ihn an.

      Je länger er sie ansah, je weniger gefielen sie ihm. Es war schrecklich, wie staubig und übel zugerichtet ihre Federkleider waren, ganz als kennten sie weder Bäder noch Einreibungen. Die Zehen und Krallen waren schmutzig von steifgetrocknetem Ton und ihre Mundwinkel saßen voll von Speiseresten. Das ist wirklich eine andere Art von Vögeln als die wilden Gänse, dachte er. Er fand, daß sie einen grausamen, gierigen, spähenden und frechen Ausdruck hatten, ganz wie Schurken und Landstreicher.

      »Es ist scheinbar ein richtiges Räubergesindel, in das ich hineingeraten bin,« dachte er. Im selben Augenblick hörte er den Lockruf der wilden Gänse über sich: »Wo bist du? Hier bin ich. Wo bist du? Hier bin ich.«

      Er begriff, daß Akka und die anderen ausgeflogen waren, um nach ihm zu suchen, aber ehe er noch antworten konnte, fauchte die große Krähe, die so aussah, als sei sie der Anführer der Bande: »Denk an deine Augen!« Und es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu schweigen.

      Die СКАЧАТЬ