Название: Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst
isbn: 9783740927226
isbn:
»Wirklich? Keine Zweifel?«
Sie schüttelte nur den Kopf, und daraufhin besiegelten sie das Versprechen, das sie sich soeben gegeben hatten, mit einem weiteren innigen Kuss.
*
Bettina legte das Handy nachdenklich zur Seite. Sie hatte ein weiteres Gespräch mit ihren Freunden im Kongo geführt. Eigentlich hätten sie längst in Gabun sein sollen, in Libreville. Dort gab es einen internationalen Flughafen, von dem sie selbst ebenfalls abgeflogen war. Doch es hatte Schwierigkeiten gegeben – sie musste also weiter Geduld haben. Das waren beunruhigende Neuigkeiten, und hier in Deutschland gab es niemanden, mit dem sie darüber hätte reden können.
Doch, dachte sie, Sofia könnte ich es vielleicht erzählen, aber ich werde es nicht tun. Die Abmachung war, dass niemand die Wahrheit erfährt, weil es einfach zu gefährlich ist, Mitwisser zu haben. Daran muss ich mich halten.
Sie ging zum Fenster der Gästesuite, die sie für die Zeit ihres Aufenthalts auf Schloss Sternberg bewohnte. Der Anblick Konstantin von Klawens war ein Schock für sie gewesen. Sie hatte ein so angenehmes Gespräch mit ihm geführt nach ihrem Vortrag! Sie fand ihn außerordentlich anziehend und hätte sich nur zu gern ein weiteres Mal mit ihm getroffen. Es kam selten genug vor, dass sie Männer traf, die ihr gefielen, aber sie hatte ihm einen Korb geben müssen. Er war enttäuscht gewesen, das hatte sie gesehen – genau wie sie selbst.
Und jetzt? Jetzt hatte er natürlich keinerlei Interesse mehr an ihr, logischerweise. Eine junge Frau mit zwei Babys wirkte sicher auf jeden Mann erst einmal ziemlich abschreckend …
Ganz plötzlich kamen ihr die Tränen. Sie legte die Stirn an die kühle Glasscheibe und ließ ihnen freien Lauf. Die letzten Monate waren anstrengend gewesen – geprägt von Angst und ständiger Gefahr. Es wurde Zeit, dass das aufhörte und dass sie endlich wieder ihr eigenes Leben leben konnte. Aber wenn Freunde Hilfe brauchten, dann zögerte man nicht lange, sondern half ihnen – zumindest sie tat das.
Von ferne hörte sie Miriams zufriedenes ›dadada‹, hastig wischte sie sich die Tränen vom Gesicht. Sie hatte keine Zeit für trübe Gedanken, sie musste diese Sache jetzt durchstehen, eine Wahl blieb ihr nicht.
Wenn alles gut ging, konnte sie vielleicht irgendwann ein offenes Gespräch mit Konstantin von Klawen führen – doch angesichts der neuesten Informationen, die sie erhalten hatte, musste sie befürchten, dass noch einige Zeit vergehen würde, bis es so weit war.
*
Konstantin hatte sich Anna und Christian zu einem Ritt durch die Wälder angeschlossen. Zuerst hatte er gezögert, jetzt war er froh darüber. Die beiden Teenager lenkten ihn von seinen Grübeleien über Bettina von Rabenfels und ihre Kinder ab. »Es ist wunderschön hier«, stellte er fest, als sie auf einer Lichtung absaßen, um eine Pause zu machen.
»Wir sind oft hier«, erzählte Anna. »Jedenfalls, wenn das Wetter gut ist und wir Zeit haben. Während der Woche geht es meistens nicht, weil wir auch nachmittags Unterricht haben und immer viele Hausaufgaben machen müssen. Aber an den Wochenenden kommen wir fast immer her. Nicht, Chris?«
Der kleine Fürst nickte. Er war schon die ganze Zeit schweigsam gewesen, nun stellte er Konstantin völlig unerwartet eine direkte Frage. »Bist du in Tina verliebt?«
Anna schnappte nach Luft. Zu ihr sagte Christian immer, sie solle sich zurückhalten und ihre Neugier nicht so deutlich zeigen – und nun preschte er selbst in dieser Weise vor! Nicht weniger überraschend als Christians Frage war aber Konstantins offene Antwort.
»Ja«, sagte er nämlich ganz einfach. »Sie hat mir sofort gefallen. Wir haben uns nach ihrem Vortrag noch länger unterhalten, bei einem Essen. Danach wollte ich mich mit ihr verabreden, aber da hat sie einen Rückzieher gemacht. Ich hatte vorher den Eindruck gehabt, dass sie mich auch mochte, aber sie hat mir einfach einen Korb gegeben. Also dachte ich, ich müsste mich geirrt haben.« Sein Blick schweifte in die Ferne, während er leiser hinzufügte: »Ich hatte natürlich keine Ahnung, dass sie zwei Kinder hat – und vermutlich einen Mann.«
»Über den redet sie aber nicht«, stellte Anna fest. »Wir trauen uns nicht, nach ihm zu fragen, weil ganz klar ist, dass sie nicht über ihn reden will. Nicht einmal ihre Eltern wussten, dass sie Zwillinge hat.«
»Wie bitte?«, fragte Konstantin verblüfft. »Das glaube ich dir nicht, Anna.«
»Es stimmt aber«, versicherte Christian. »Wir waren ja dabei am Flughafen. Wir haben ihre Mutter begleitet, weil die nicht gern allein nach Frankfurt fahren wollte. Du hättest mal Alexas Gesicht sehen sollen!«
»Wer ist Alexa?«
»Tinas Mutter«, erklärte Anna geduldig. »Die ist bald in Ohnmacht gefallen. Tina war froh, dass wir dabei waren, so wurde es nicht allzu peinlich.«
»Und … was hat sie gesagt? Ich meine, wie hat sie das mit den Kindern erklärt?«
»Gar nicht. Sie hat nur gesagt: ›Das ist ja ein großer Bahnhof für mich und meine Kinder‹, das war alles. Ob sie ihrer Mutter noch mehr erzählt hat, wissen wir natürlich nicht.«
»Ihre eigenen Eltern wussten nichts von den Kindern?«, fragte Konstantin ungläubig. »Sie war zwei Jahre in Afrika, richtig?«
»Ja, sogar ein bisschen länger.«
»Die Zwillinge sind ein Jahr alt, dazu neun Monate Schwangerschaft – sie ist also ziemlich bald nach ihrer Ankunft in Afrika schwanger geworden.«
»Das haben wir auch schon ausgerechnet.«
»Und sie hat die ganze Zeit kein Wort darüber verloren?«
»Das ist das, worüber Alexa sich am meisten aufgeregt hat: dass sie schon seit einem Jahr Großmutter ist und nichts davon wusste«, erklärte Anna.
Christian schüttelte ganz langsam den Kopf. »Wir sind ja auch wirklich zu blöd, dass wir das einfach geglaubt haben«, sagte er. »Die Geschichte kann überhaupt nicht stimmen.«
»Was willst du denn damit sagen?«, rief Anna.
»Tina hat immer ein richtig gutes Verhältnis zu ihren Eltern gehabt«, spann der kleine Fürst seinen Faden weiter. »Wenn sie sich Hals über Kopf in einen Afrikaner verliebt und bald von ihm schwanger geworden wäre, hätte sie das garantiert erzählt. Und ich wette, dass ihre Eltern sich mit ihr gefreut hätten. Wieso haben wir nicht gleich gemerkt, dass sie lügt, Anna?«
»Ich verstehe immer noch nicht, was du damit eigentlich sagen willst!«, erklärte Anna ungeduldig. »Wieso sollte sie lügen?«
»Ich verstehe es, ehrlich gesagt, auch nicht«, stimmte Konstantin ihr zu. »Was denkst du denn, was die Wahrheit ist?«
Christian ließ sich noch einige Sekunden Zeit, bevor er langsam und mit Nachdruck antwortete: »Ich glaube, dass Miriam und Paul nicht ihre Kinder sind. Sie tut nur so – allerdings weiß ich auch nicht, warum. Aber ich schätze mal, sie will jemandem damit helfen.«
Mehrere Sekunden lang war es still, während Anna und Konstantin über das soeben Gehörte nachdachten, dann schlug sich Konstantin mit СКАЧАТЬ