Название: Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman
Автор: Viola Maybach
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der kleine Fürst
isbn: 9783740927226
isbn:
»Du weißt nicht, ob das Miriams und Pauls Vater war«, hielt Christian ihr entgegen.
»Du meinst, wir kriegen nicht raus, was da los ist?«
»Wenn sie uns nichts erzählt, kriegen wir nichts raus. Wir wollen ja nicht aufdringlich sein und sie mit Fragen nerven, oder? Es gibt genug Leute, die sich plötzlich auffällig für sie und ihre Kinder interessieren.«
»Das stimmt«, gab Anna zu. »Denk bloß an die grässliche Gräfin, die scheinheilige alte …« Sie verschluckte das Schimpfwort, das sie auf der Zunge gehabt hatte. »Und was machen wir jetzt?«
»Nichts«, antwortete Christian nach kurzem Nachdenken. »Vielleicht entdecken wir durch Zufall etwas.«
Er ahnte nicht, wie bald das tatsächlich der Fall sein würde.
*
Konstantin lächelte, als Schloss Sternberg in Sicht kam. Es thronte majestätisch auf seinem Hügel und schien hoheitsvoll auf die Umgebung herunterzusehen. Gleich darauf verschwand es wieder für eine Weile aus dem Blickfeld. Wenn er es das nächste Mal würde sehen können, war er ihm schon relativ nahe.
Er freute sich sehr auf die Tage, die vor ihm lagen – und das lag vor allem an dem bevorstehenden Wiedersehen mit Bettina von Rabenfels. Zugleich war er auch ein wenig beunruhigt. Wenn sie keinen Wert auf seine Gesellschaft legte oder sie sogar unangenehm fand, konnte es natürlich schwierig werden. Aber sie hatten sich gut miteinander unterhalten können, und daran ließ sich hoffentlich anknüpfen. Vermutlich hatte sie eine Verabredung mit ihm nur deshalb abgelehnt, weil sie bereits wusste, dass sie nach Sternberg fahren würde …
Es gelang ihm nicht, seine Gedanken zu ordnen. So ging es ihm immer, wenn er über Bettina von Rabenfels nachdachte. Sie hatte ihn in ihren Bann geschlagen – und verwirrt. Verzaubert, dachte er.
Das Schloss erhob sich vor ihm, er erschrak beinahe, dass er ihm schon so nahe gekommen war. Er drosselte das Tempo und fuhr gleich darauf auf den Schlossplatz, wo er den Wagen unter einer alten Linde abstellte. Als er sich dem Hauptportal näherte, wurde es bereits von innen geöffnet. »Willkommen auf Schloss Sternberg, Herr von Klawen«, sagte Eberhard Hagedorn. »Sie werden bereits erwartet.«
»Guten Tag, Herr Hagedorn. Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, wieder einmal hier zu sein.«
»Und das Wetter ist auch auf Ihrer Seite – ich hoffe, Sie haben einen angenehmen und erholsamen Aufenthalt bei uns. Um Ihr Gepäck kümmere ich mich gleich. Wenn Sie mir auf die Terrasse folgen wollen? Die Herrschaften sitzen draußen.«
Der alte Butler führte ihn durch die großzügige Eingangshalle und durch einen der Salons auf die Terrasse, wo sich Baron Friedrich sofort zu seiner Begrüßung erhob. »Da bist du ja, Konstantin«, sagte er und umarmte den jungen Mann herzlich.
Sofia bekam zur Begrüßung auf jede Wange einen Kuss, dann nahm Konstantin Platz. Außer dem Ehepaar war niemand anwesend, was Konstantin nicht unrecht war – so konnte er sich innerlich besser auf die bevorstehende Begegnung mit der jungen Frau einstellen, in die er sich so überraschend verliebt hatte.
»Schön, dass du gekommen bist«, sagte Sofia. »Erzähl uns von deinem neuen Buch, Konstantin.«
Das tat er gern, und während er sprach, beruhigte er sich endlich. Er war hier bei Freunden, ihm konnte nichts passieren.
Doch kaum hatte sich sein Puls normalisiert und schlug ihm das Herz nicht mehr bis zum Hals, als er Gelächter und Stimmen hörte. Dazu ein Geräusch, das er nicht sofort einordnen konnte. Eine Art vergnügtes Quietschen.
»Habt ihr Kinder hier?«, fragte er verwundert.
Die Baronin lachte. »Und was für welche, du wirst staunen! Wir sind alle ganz verliebt in Miriam und Paul.«
Er kam nicht mehr dazu, weitere Fragen zu stellen, denn in diesem Augenblick betraten Bettina von Rabenfels, Anna und Christian die Terrasse. Bettina und Anna trugen je ein schwarzes Baby auf dem Arm – eins davon lachte Konstantin fröhlich an und stieß ein paar Laute aus, die offenbar so eine Art Willkommensgruß darstellten.
»Das ist Miriam«, erklärte die Baronin. »Sie ist eine kleine Draufgängerin, während ihr Bruder Paul ein wenig schüchtern ist.«
Konstantin war zur Begrüßung höflich aufgestanden. In seinem Kopf herrschte wieder einmal Chaos. Was waren das für Kinder? Afrikanische offensichtlich, aber was hatten sie mit Bettina von Rabenfels zu tun?
Als hätte er die Frage laut gestellt, bekam er im nächsten Augenblick auch schon die Antwort. Die schöne junge Ärztin sah ihn gerade heraus an, als sie sagte:
»Nun sehen wir uns also doch noch einmal wieder, Herr von Klawen. Darf ich Sie mit meinen Kindern Miriam und Paul bekannt machen?«
›Wie vom Donner gerührt‹ – endlich verstand er die Bedeutung dieser Redewendung, denn genau so fühlte er sich. Später konnte er sich nicht mehr erinnern, wie er sich verhalten und was er gesagt hatte. Er hörte sich reden, wusste aber nicht, was er sagte. Er reagierte wie ein Automat, aber immer wieder ruhten seine Blicke auf den beiden Babys.
Bettinas Kinder. Sie war Mutter von Zwillingen. Natürlich gab es irgendwo auch den Vater von Miriam und Paul.
Nun weiß ich auch, warum sie mich nicht wiedersehen wollte, und ich habe mir eingebildet, vielleicht Chancen bei ihr zu haben – was für ein grandioser Irrtum, dachte er.
*
»Helen ist ganz begeistert von deinem Freund Konstantin«, sagte Lili.
»Und er ist begeistert von ihr. Ich denke, da haben sich die zwei Richtigen getroffen«, meinte Moritz. »Seine Bücher verkaufen sich gut, und er schätzt ihre Art, ihn zu betreuen. Außerdem gefällt es ihm, dass sie so unkonventionell ist. Ich kann mir Tino nicht mit einem Verleger im grauen Nadelstreifenanzug vorstellen, der vor allem mit ihm über Verkaufszahlen und die Werbung für sein neuestes Buch redet.«
Lili musste lachen. Ihre Schwester im grauen Geschäftskostüm? Unmöglich. Dann wurde sie wieder ernst. »Ich bin froh, dass sie so gut miteinander auskommen – für Helen ist er wichtig. Sie hat immer einen kleinen Verlag haben wollen, aber da sind die Risiken natürlich auch größer. Ein Bestsellerautor hilft da schon enorm weiter. Manchmal zieht sie mich auf, weil ich solche Sorgen ja nicht habe, als Studienrätin. Ich sage ihr dann immer, dass sie froh sein soll, wenn wenigstens eine in der Familie ein festes und sicheres Einkommen hat. Zur Not kann ich sie ernähren, wenn sie mal Pleite macht.«
»Pleite?«, rief Moritz erschrocken.
»War nur Spaß. So lange dein Freund seine Bücher bei ihr veröffentlicht, wird das sicherlich nie passieren.«
Moritz blieb stehen. »Können wir mal wieder über uns reden?«, fragte er.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals. »Und worüber genau?«, fragte sie mit einem Lächeln.
»Wollen wir heiraten, Lili?«
Sie sah beinahe erschrocken aus. »Ist das nicht ein bisschen schnell?«, fragte sie. »Ich denke normalerweise ziemlich lange nach, bevor ich eine so wichtige Entscheidung fälle.«
»Ich auch«, versicherte er. »Aber in diesem speziellen Fall bin ich so СКАЧАТЬ