Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter
Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237647
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Auf der großen grünen Weide an den Ufern der Moldau wurde der Platz zu dem Feste gerüstet. Es wurden Schranken gezogen, es wurden aus Brettern und Latten Tische und Bänke gemacht, es wurde ein Altar gebaut, es wurden Gezelte aufgezogen, und Räume für neue Gezelte angewiesen, und es wurden Plätze zur Bereitung von Speisen tauglich gemacht.
An dem Tage vor dem Feste kamen sehr viele Menschen in den oberen Plan. Alle Abteilungen von Kriegern, wie sie gekommen waren, um an dem Zuge gegen Mähren Teil zu nehmen, zogen mit ihren Zeichen heran. Sie machten unter den Föhren, welche im Morgen von Plan standen, ein Lager. Aus allen Waldstellen, von denen sie gekommen waren, gingen auch andere Menschen nach Plan: Greise, Weiber, Jungfrauen, Kinder, um zu sehen, was da werden würde. Von der oberen Moldau kamen Leute herunter, und von Bayern kamen viele herein. Von den Männern, die in dem tiefen Walde sind, davon einige Pech brechen, andere Fallen stellen, um Pelztiere zu fangen, andere Teer brennen, andere Honig suchen, andere Wurzeln und Kräuter sammeln, um sie den Säumern zu verkaufen, ging mancher hinaus, um zu sehen, wie ein Herr des Waldes aussieht. Diese Leute lagerten auf den freien Feldern, und zündeten Feuer an, um sich ihre Speisen zu kochen.
Am frühen Morgen des Festtages hieß Witiko die Männer von Plan, welche mit ihm in dem Kriege gewesen waren, und alle die andern Scharen des Waldes vor der Kirche sich sammeln, wie damals, da sie nach Mähren gezogen waren. Als sie vor der Kirche standen, ritt Witiko in seinem Ledergewande zu ihnen. Und als er vor ihnen war, sprach er: »Männer, ich habe an euch die Bitte gerichtet, daß ihr heute zu mir kommt. Es ist an dem, daß wir auch in unserer Heimat Gott für seinen Beistand in dem Kriege danken, und daß wir, wie ich auf dem Schlachtfelde von Znaim gesagt habe, in der Heimat für unsere Verstorbenen beten. Folget mir auf den grünen Platz des Gottesdienstes.«
Er stellte sich an ihre Spitze, und die Krieger von Plan und die Krieger aus den anderen Waldstellen zogen mit ihren Zeichen und unter dem Schalle der langen Pfeifen hinter ihm auf die grüne Weide an dem Ufer der Moldau. Und sehr viele Menschen gingen mit ihnen. Die Krieger zogen auf den Platz, der mit Schranken umgeben war. Dort harrete der alte Pfarrer ihrer mit den Kirchenvätern und den Kirchenvorstehern. Als sie sich aufgestellt hatten, segnete er sie. Dann ging er zu dem Altare, und ward dort mit dem Gottesdienstgewande bekleidet. Die Krieger steckten die Stangen ihrer Zeichen in die Erde, und knieten alle auf den grünen Rasen nieder. Und die vielen Menschen, die außerhalb der Schranken waren, knieten alle nieder. Und der alte Pfarrer hielt vor dem Altare unter dem freien Himmel den feierlichen Gottesdienst. Als der Gottesdienst beendet war, sprach der Pfarrer der Kriegesgemeinde die Dankesworte an Gott den Allmächtigen für Errettung aus den Gefahren und Abwendung des Unheils vor, und die Krieger sprachen die Worte nach. Und alle Menschen, welche vor den Schranken knieten, sprachen die Worte nach. Dann sprach der Pfarrer die Gebetworte für die Verstorbenen vor, und die Krieger sprachen sie nach. Und die Menschen vor den Schranken sprachen sie nach. Dann segnete er wieder die Krieger, und segnete alle, die auf der grünen Weide waren. Dann war die heilige Handlung aus. Hie und da blieben noch Krieger knien, und es knieten noch andere Menschen, um für sich Gebete zu sprechen. Da alle aufgestanden waren, hieß Witiko die Krieger sich in eine Reihe aufstellen. Da sie aufgestellt waren, ritt er an der ganzen Reihe hin, und wieder an der ganzen Reihe zurück, und grüßte vor dem Angesichte aller Menschen mit seinem Schwerte ehrerbietig die Krieger. Sie grüßten mit ihren Zeichen und mit Schwertern, Lanzen, und Bogen zurück. Dann stellte er sich mit seinem Pferde vor die Reihe, und rief: »Männer und Krieger, wir stehen wieder auf der Erde der Heimat. Wir sind ausgezogen, um eine Schar in dem Heere des hocherlauchten Herzoges Wladislaw zu sein, der die Reichen nicht durch Raub noch reicher werden, und die Armen bedrücken lassen will, wir sind ausgezogen, daß nicht ein Feind zu uns komme, und unsere Greise, unsere Weiber und Kinder schädige, und unsere Habe nehme, wir sind ausgezogen, daß nicht ein Herr kommt, der unsere Arbeit und unser Gut zu seinem Bedarfe und zu seiner Lust verwendet. Wie wir gedacht haben, so haben viele Scharen des Landes Böhmen gedacht, und sind zu dem Herzoge gegangen. Und es ist eine Macht geworden, durch welche die Feinde niedergeworfen worden sind. Unsere Greise und Weiber und Kinder sind gesichert, es ist kein fremder Herr zu euch gekommen, und der gekommen ist, der wird mit euch leben wie ihr, er wird schonen, was ihr tut, und habt. Ihr seid zu dem, was geschehen ist, kein kleiner Teil gewesen. Ihr habt die Schar des Herzoges Wratislaw besiegt, ihr habt in dem Kampfe bei Znaim durch euer Geschick und durch euern Mut den Sieg erringen geholfen. Freut euch dessen unter unsern grünen Bäumen, redet von euern Taten, und erzählet sie denen, die heran wachsen, daß sie einmal Gleiches tun. Verwendet das, was ihr im Kriege erworben habt, zu euerm Nutz und Frommen und zu Nutz und Frommen der Eurigen. Es wird jetzt eine Zeit der Ruhe kommen; denn von denen, die gegen den Herzog Wladislaw aufgestanden sind, sind die Reichen arm, die Mächtigen schwach geworden, und keiner kann sich mehr gegen ihn erheben. Wenn er manchem verzeiht, so wird der in der Zukunft treu sein, oder er wird zu wenig Genossen zu einem neuen Kriege finden. Und wenn der Herzog Wladislaw einmal in einer gerechten Sache unsere Waffen und unseren Namen in entferntere Länder tragen will, so wird vielleicht mancher aus euch mit mir zu ihm gehen, und sich im neuen Kampfe erinnern, wie er in dem alten gekämpft hat. Und vielleicht ist es auch einem oder dem andern aus dem schönen grünen Walde beschieden, wenn wieder ein Zug der Christen in das Heilige Land geht, mit zu ziehen, und an der Stätte zu kämpfen, wo der Heiland gelebt hat, und dort zu beten, wo er für uns gestorben ist. Und wie ich euch auf dem Schlachtfelde und im Lager gedankt habe, so danke ich euch auch hier in der Heimat für alles, was ihr getan habt, und daß ihr bereitwillig und folgsam gegen mich gewesen seid. Meine Führerschaft hört heute auf, wir leben wieder jeder einzelne als ein einzelner Mann; aber wir wollen in Liebe und Treue einander gedenken, die gekämpft haben, und in Liebe und Treue derer gedenken, die ihr Leben lassen mußten, und in Liebe und Treue und Unterstützung derer gedenken, die an ihren Gliedern ein dauerndes Übel erlitten haben. Und so gehabt euch wohl, und löset euch auf, die ihr zur Gemeinsamkeit bisher gefügt gewesen waret. Nur ein Mal wollen wir noch in Gemeinsamkeit sein, und zwar heute bei einem Mahle, und in Gemeinsamkeit der Lust, welche alle die genießen, die zu diesem Platze gekommen sind.«
Die Worte Witikos, als er sie sprach, sind von denen, die sie gehört hatten, teilweise an die nächsten gesagt worden, von diesen wieder an die nächsten, und es ist auch etwas davon zu den Leuten gedrungen, die vor den Schranken standen.
Als er geendet hatte, riefen die Männer: »Heil, Glück, Segen Witiko.«
»Heil, Glück, Segen Witiko«, riefen dann auch die andern, die auf der Weide versammelt waren.
Witiko steckte sein Schwert in die Scheide, ritt dann noch einmal an der Reihe der Krieger dahin, und reichte jedem Obmanne die Hand.
Dann stieg er von dem Pferde, und ließ es zu einem der Stände der Pferdeumzäunung führen, die man hergerichtet hatte.
Die Reiter stiegen auch von den Pferden, und stellten sie in die Umzäunung.
Die Scharen pflanzten ihre Zeichen in die Erde, lösten sich auf, blieben auf dem grünen Platze, traten hie und da zusammen, und sprachen mit einander.
Witiko war unter ihnen.
Nach einer Zeit wurde mit einem Horne das Zeichen gegeben, daß nun das Mahl beginne. Die Krieger und manche andere Männer aus Plan und aus Stellen des Waldes setzten sich an die Tische. An der rechten Seite Witikos saß der alte Pfarrer, an der linken der Richter von Plan. Die Speisen wurden von den Herdstellen, die errichtet waren, herbei gebracht, die Getränke wurden aus den Fässern geholt, und auf den Tisch gestellt. Es waren Braten von zahmen und wilden Tieren, es waren Fische und Kuchen da. In den Trinkgefäßen war Bier, Met und Wein. Für die Menschen, welche herzu gekommen waren, wurde auf dem Anger ein Rind gebraten, und jeder konnte sich ein Teil für seinen Hunger abschneiden, und er konnte sich ein Stück Brotes von dem Haufen der Laibe nehmen, der daneben lag. In Fässern war Bier und Met, und wer ein Gefäß hatte, oder wem eines, wie sie neben den Fässern waren, geliehen wurde, der konnte es sich für seinen Durst füllen lassen. Manche Menschen hatten selber Feuer СКАЧАТЬ