Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter
Автор: Adalbert Stifter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237647
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Dann kam Werinhard von Brun, und sagte: »Böhmischer Rittersmann, du bist in dem Zuge, nun lasse es dir gefallen, wie es auch andern gefallen hat, die gekommen sind.«
Hierauf ritt Thiemo von der Aue von hinten nach vorne gegen Witiko, und sagte: »Sei gegrüßt, Witiko, ich habe jetzt nicht Zeit, ich werde später wieder zu dir kommen.«
Dann ritt er vorwärts, und schloß sich an die älteren Männer an.
Und so kamen noch andere Männer herzu, und ritten wieder weg, und sprachen mit einander.
Nach einer Zeit hörte Witiko hinter sich schnellere Pferdetritte, wie wenn einer näher reitet, und dann hörte er die Worte: »Es hat mir an dem Herzen viel dicke weh getan, daß mich es des gelüste, das ich nicht mochte han.«
Er blickte um, und es war ein sehr junger Mann in blauen Kleidern auf einem weißen Pferde hinter ihm.
Witiko rief: »Der Fiedler vom Kürenberge.«
»Ja, du Lederhaube, so bist du in Österreich«, antwortete der Mann.
»Ich bin bei meiner Mutter und der Frau Markgräfin auf dem Kahlenberge«, entgegnete Witiko.
»Ich weiß es«, sagte der Mann, »und mußte dich im Zuge mit den Augen herausstechen, wie man eine Lerche an den Pfeil heftet.«
Nach diesen Worten trieb er sein Pferd vorwärts, bis er neben Witiko war.
»Und wie bist du denn nach Österreich gekommen?« fragte Witiko.
»So wie du in die Welt gegangen bist«, antwortete der Ritter vom Kürenberge. »Als der alte Regimar tot war, und als du fort warest, ritt ich von Passau hinweg. Ich bin in vielen Gebieten und Burgen gewesen, und dann bin ich an den Hof der Markgrafen von Österreich gezogen. Als der Krieg kam, der zwischen dem Markgrafen von Österreich und dem Herzoge von Bayern war, zogen wir nicht in den Krieg, es zog mein Vater nicht, die Ritter von Rohre zogen nicht, der alte Heinrich von Oftering zog nicht, der unser Nachbar ist, die Herren von Wilheringen zogen nicht, der Ritter von Traun zog nicht, und viele nicht, die um uns waren. Wir halfen aber auch dem Markgrafen von Österreich nicht. Ich ritt zu meinem Vater auf den Kürenberg, und blieb auf dem Kürenberge. Als der Krieg geendiget war, und als der Ruf ging, daß wir nach Böhmen ziehen werden, um die mährischen Fürsten zu züchtigen, so kamen wir aus den Gauen der Traun und der Enns und der Donau zusammen, und zogen mit unseren Fähnlein den bayrischen Wald hinan, und vereinigten uns bei dem Orte Furth mit dem Könige Konrad. Und als die Sache aus war, und als ich von Prag wieder auf den Kürenberg gekommen war, ritt ich eine Weile zu Erlustigungen nach Linz und nach Wels und nach Eferdingen und nach Enns und nach Kremsmünster und nach Rohre, und dann ritt ich nach Wien an den Hof Heinrichs, des Markgrafen von Österreich; denn die Babenberge sind doch anders als die Welfe, und das Herzogtum Bayern ist jetzt ledig, und weil der Markgraf Heinrich der Stiefbruder des Königs Konrad ist, so wird er von dem Könige Konrad mit Bayern belehnt werden, und wenn er auch damit nicht belehnt wird, so kann das bayrische Land zwischen der Enns und dem Inn losgetrennt und zu Österreich gefügt werden, und der Markgraf Heinrich wird dann der erste Herzog von Österreich sein, und wir werden Mannen des Herzoges von Österreich sein.«
»Ich habe Zdik, den Bischof von Olmütz, der auf der Flucht ist, von Böhmen nach Passau geleitet«, sagte Witiko, »und bin dann auf einem Schiffe die Donau herab nach Wien gefahren, und da ich gegen Linz kam, habe ich auf den Wald des Kürenberges geschaut, und habe deiner gedacht.«
»Hast du meiner gedacht?« rief der Ritter vom Kürenberge, »nun so habe meinen Dank dafür. Auf der Burg des Kürenberges sitzt nun mein Vater allein. Er reitet nicht mehr an den Hof. Es ist kein Hof in Bayern, und zu dem Hoflager des Königs reitet er nicht, und an den Hof des Markgrafen auch nicht. Er waltet mit den Knechten, streicht die Fiedel, läßt noch seine Stimme erschallen, gibt Rat, tröstet meine Mutter, wenn sie ein Leid hat, und sendet mir Botschaften. Unten an dem Kürenberge, wo die kleinen Föhren gegen die Stadt Wels hingehen, sitzt auf dem ebenen Boden der alte Heinrich von Oftering, der noch manchen Streitsang hegt. Er ist der Vater des jungen Heinrich von Oftering, der mit uns ein Knabe bei dem alten Regimar gewesen ist, du weißt noch die roten Wänglein und die blonden Haare.«
»Ich weiß es«, sagte Witiko.
»Und wie ist es denn bei euch in Prag?« fragte der vom Kürenberge.
»Der Hof des Herzogs Wladislaw ist bisher mit Sorgen und mit Krieg erfüllt gewesen«, sagte Witiko.
»Der Krieg ist auch herrlich«, sprach der Ritter vom Kürenberge, »er ist nach dem Sange das Herrlichste, und gibt den Ruhm.«
»Uns hat er Zerstörung und Jammer gegeben«, sagte Witiko.
»Und der Ritter Gertrud und ihr Knappe Dimut sind jetzt in dem Munde aller Sänger an dem Hofe ihres Bruders Heinrich«, entgegnete der Ritter vom Kürenberge.
»Das geschieht mit Recht«, antwortete Witiko, »wer ein Großes tut, dessen Name soll in Ewigkeit genannt werden.
»In Ewigkeit«, rief der Ritter, »und sein Sänger dazu.«
»Es sind auch alte Helden in dem Kampfe gewesen«, sagte Witiko.
»Wir wissen es, und ehren sie«, antwortete der Ritter. »Bist du nach dem Kriege in die Heimat gegangen?«
»Ich bin in die Heimat gegangen«, antwortete Witiko.
»Ich habe erst von dir reden gehört, als wir auf dem Rückwege nach Deutschland waren«, sagte der Ritter.
»Da ist nicht viel zu reden«, antwortete Witiko.
»Sie haben hingeredet und haben widergeredet«, sagte der Ritter, »du solltest jetzt bei uns bleiben.«
»Ich diene meiner Heimat«, entgegnete Witiko.
»So diene ihr, wie wir im Deutschen dienen«, antwortete der Ritter, aber du sollst recht lange in Wien bleiben.«
»So lange es sich fügen mag«, entgegnete Witiko.
»Wenn der Hof des alten Regimar fröhlich gewesen ist«, sagte der Ritter, »wenn der Hof Regimberts noch fröhlicher ist, so ist der Hof zu Wien nur wonniglich. Der Hof der Markgrafen von Österreich ist der Erste in der Christenheit, zu dem die Jugend wandert. Die alten lobebaren Recken sind da, die sich im Ernste und im Schimpfe umtun, und Ruhm gewinnen, und es sind die jungen zierlichen Degen da, die alle kommen. Heute sind manche versammelt. Der hinter dem Markgrafen reitet, und den braunen Mantel trägt, ist der von Chunring. Er ist in dem Geleite gewesen, das der Schwester des Markgrafen, Gertrud, mitgegeben worden ist, da sie die Brautfahrt nach Böhmen gemacht hat. Sein Gemüt ist tapfer; er achtet aber des Klanges nicht. Der in dem dunkeln Gewande ist der Kapellan Rudpert. Der in dem schwarzen Gewande reitet, und die weiße Feder hat, ist Rudeger, welcher bei dem Markgrafen fünf Männer gilt. Er ist ein Degen der Ehren, stark und viel kunstreich, und hat die schönste Hausfrau in den Landen. Neben ihm reitet Tibert, der Kämmerer, in dem grünen Kleide, ein guter Mann und vieledler Degen. Dann kömmt Chunrad von Aspan, der auch im Brautgeleite gewesen ist, und an seiner rechten Seite reitet Gotescalc, der Abt von Heiligenkreuz. Dann kommen Bruno von Pusinberg, Albero von Chunring, ein starker Degen, Heinrich von Mistelbach, Hartung von Ruhenegk, Udalrich von Marbach und Heinrich von Gundramsdorf. Siehst du dann den Mann, der ein gelbes Gewand hat und ein grünes Wams und eine rote Feder?«
»Ich СКАЧАТЬ