Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 127

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027237647

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      Witiko bestieg sein Pferd, die Ritter bestiegen auch die ihrigen, und Marchard von Hintberg sagte: »Wir werden dich eine Strecke geleiten, Witiko.«

      »Ich freue mich eurer freundlichen Art«, entgegnete Witiko.

      Alle die Männer und hinter ihnen ihre Knechte ritten nun aus dem Hause auf den großen Platz hinaus.

      Dort rief Thiemo von der Aue: »Wo hast du denn deine Herberge, du junger fahrender Ritter, der du da fremde Länder besuchst?«

      »Ich bin nicht genau ein fahrender Ritter«, sagte Witiko, »meine Mutter ist in euerm Lande, und ich bin zu ihr gekommen und so auch gerne in euer Land.«

      »Und wo herbergt denn deine Mutter, so du jetzt etwa zu ihr reitest?« fragte Thiemo von der Aue.

      »Ich reite zu ihr«, antwortete Witiko, »und sie herbergt auf dem Kahlenberge bei der hocherlauchten Frau Markgräfin Agnes, zu der sie beschieden worden ist.«

      »Das ist die böhmische Wentila«, rief Thiemo von der Aue, »und herbergest du auch bei ihr auf dem Kahlenberge?«

      »Ich herberge auch dort«, entgegnete Witiko.

      »Dann werden wir dich morgen sehen, weil Kahlenbergritt ist«, sagte Marchard von Hintberg, »du mußt dich anschließen, und mit uns reiten.«

      »Wenn es sich ziemt«, sagte Witiko.

      »Es ziemt sich«, rief Ebergus von Aland, »und es ist deine Ritterpflicht und Kriegerpflicht, weil du dem Markgrafen einen Heimsuch gemacht hast.«

      »Dann werde ich mitreiten«, entgegnete Witiko.

      »Und ich werde dich schützen«, rief Thiemo von der Aue.

      »Ich hege großen Dank für deinen Schutz«, sagte Witiko, »aber ich denke, ich werde mich selber schützen, oder eines Schutzes nicht bedürfen.«

      »Gegen den Witz schütze ich dich«, rief Thiemo, »und gegen den Witz kann dich kein anderer so schützen.«

      »So schütze mich, Vater«, antwortete Witiko.

      »So bist du ein folgsamer Knabe«, rief Thiemo.

      »Ich werde dir immer gehorsamen«, sagte Witiko.

      »Das wird zu deinem Heile sein«, antwortete Thiemo.

      Die Männer ritten durch das Tor der Stadtmauer gegen den tiefen Graben hinaus. Sie ritten über die Brücke des Grabens, und an der Freiung vorüber.

      Dann nahmen sie Abschied.

      »Reite wohl, Witiko«, rief Marchard von Hintberg.

      »Gehabe dich gut«, sagte Viricus von Gaden.

      »Gedenke des Gehorsams«, rief Thiemo von der Aue.

      »Freue dich in unserem Lande«, sagte Werinhard von Brun.

      »Bleibe recht lange da«, rief Gebhard von Abbadesdorf.

      »Habet Dank, ihr Herren«, rief Witiko entgegen, und gehabet euch wohl.«

      »Gehabe dich wohl«, riefen mehrere, und sie riefen ihm noch zu, daß er sie in ihren Vesten besuchen solle.

      Dann wendeten sie ihre Pferde, und ritten der Freiung entlang wieder gegen die Stadt.

      Witiko aber ritt mit Raimund auf den Kahlenberg.

      Nach dem Mittagessen zeigte Ezelin, der Vogt, Witiko die ganze Burg, er zeigte ihm ihre Vorräte und ihre Waffen, und zeigte ihm, wie sie den Ungarn Widerstand geleistet habe, und wie sie in Zukunft zu verteidigen wäre.

      Ehe an dem folgenden Tage die Sonne aufgegangen war, begannen sich die Männer auf dem Kahlenberge zum Empfange derer, die da kommen sollten, zu rüsten. Sie schmückten sich und ihre Pferde, und luden Witiko ein, das gleiche zu tun. Er aber rüstete nur sein Pferd, legte sein Hausgewand ab, tat das Ledergewand an, und gürtete an dasselbe sein Schwert mit dem Sobeslawgürtel. Dann bestiegen alle die Pferde, ritten vor die Burg, und stellten sich in eine Reihe.

      Als sie eine Zeit gewartet hatten, kam ein Zug von Reitern und Reiterinnen auf dem Pfade des Laubwaldes herauf. Der erste in dem Zuge war Heinrich, der Markgraf von Österreich. Er hatte ein blaßrotes Kleid, und auf der dunkelroten Sammethaube eine weiße Reigerfeder. Sein Pferd war schwarz. Neben ihm ritt die Markgräfin in einem weißen Kleide und einem grünen Schleier. Sie hatte blonde Haare, blaue Augen und ein helles Angesicht. Die Farbe ihres Pferdes war goldbraun. Hinter dem Markgrafen und der Markgräfin ritten Herren und Frauen in schönen Gewändern. Die Herren hatten Obsorge, daß die Frauen gut ritten.

      Als der Zug zu dem Tore der Burg gelangte, ritt Agnes, die verwitwete Markgräfin von Österreich, durch das Tor heraus. Sie hatte ein graues Gewand und einen weißen Schleier. Ihr Zelter war weiß. Hinter ihr ritten Herren und Frauen. Die Herren hatten schöne Kleider, die Frauen aber nur graue. Unter den Frauen war Wentila, Witikos Mutter.

      Als Agnes zu dem Markgrafen und der Markgräfin gekommen war, wurde sie von ihnen ehrerbietig gegrüßt. Sie dankte des Grußes. Dann sprachen sie noch ein wenig mit einander. Dann stellten sie ihre Pferde neben einander, und ritten von der Burg weg auf einem Pfade, der gegen Abend führte. Die Männer und Frauen, die zu Heinrich und Gertrud und die zu Agnes gehörten, folgten ihnen. Vorn ritten solche, welche Hofämter hatten. Dann kamen die andern. Die Männer der beiden Geleite vermischten sich, wie es sich ergab, oder ihr Wunsch es fügte. Am Ende des Zuges ritten die jüngeren Leute, und waren auseinander gestreuter. An den Seiten des Zuges standen die grünen Bäume, und streckten ihre Zweige gegen die bunten und schimmernden Gewänder, gegen die Panzergeflechte und gegen die Waffen.

      Witiko ritt zwischen Weringand von Plaien und Poto von Potenbrun. Sie zeigten ihm Männer und Frauen, die vor ihnen ritten, und nannten ihre Namen.

      Gebhard von Abbadesdorf lenkte sein Pferd herzu, und sagte: »Sei gegrüßt, Witiko, tummle dein Roß unter österreichischen Reitern.«

      »Sei gegrüßt«, antwortete Witiko, »auf diesem Pfade ist wenig zu tummeln.«

      »So komme zu uns hinab, wo der Raum größer ist«, sagte der andere.

      »Ich werde kommen«, entgegnete Witiko.

      Dann ritten Ebergus von Aland und Viricus von Gaden herbei, und Ebergus sagte: »Bist du da, junger Reiter?«

      »Ich bin da«, entgegnete Witiko, »du hast ja gesagt, daß es meine Pflicht ist.«

      »Und du erfüllest sie«, sagte der andere.

      »Ich werde sie immer zu erfüllen streben«, sagte Witiko.

      »Dann erfülle sie auch gegen die Frauen, und huldige ihnen, sie sind schön, und verdienen es«, sprach Viricus von Gaden.

      »Ich bin in Huldigungen nicht geübt«, antwortete Witiko.

      »So übe dich, und nimm von Thiemo deinen Unterricht, der sich schon lange übt.«

      Marchard von Hintberg kam herzu, und sagte: »Sei gegrüßt, du Freund von gestern, es ist gute Art, daß du bei uns bist, nun lebe recht СКАЧАТЬ