Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter. Adalbert Stifter
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter - Adalbert Stifter страница 110

Название: Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter

Автор: Adalbert Stifter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237647

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СКАЧАТЬ Witiko Speise und Trank für sich und seine Begleiter.

      Als sie die Speisen verzehrt hatten, und als die Pflege der Pferde vollendet war, ritten sie wieder weiter.

      Sie ritten in einer Richtung zwischen Mittag und Abend an Gehölzen, Waldhütten, kleinen Wiesen und Feldern vorüber, und kamen, da die Sonne sich zu ihrem Untergange neigte, gegen die Stadt Passau.

      Sie ritten über den Hals an die Ilz hinab, neben der Ilz an die Donau hinaus, dann zwischen der Donau und den Felsgesteinen eine Strecke dem Wasser entgegen, bis sie zu einer Brücke kamen. Dann ritten sie über die Brücke in die Stadt.

      Witiko ritt durch eine lange Gasse, die zwei andern folgten ihm.

      Er gelangte aus der Gasse auf einen freien Platz, der über die andere Stadt erhöht war. An einer Seite dieses Platzes stand die große Kirche des Hochstiftes Passau. Witiko ritt an der Kirche vorüber in der Richtung gegen Morgen von dem Hügel abwärts. Da kamen sie an ein sehr großes Haus, das eine dunkle Farbe hatte, und in breiten Gliedern gebaut war. Witiko hielt an einer Pforte dieses Hauses an, neigte sich von dem Pferde, und schlug mit dem eisernen Klöppel, der sich an dem Tore befand, drei Mal auf die Eisenschiene, auf welche der Klöppel paßte. Es öffnete sich hierauf ein kleines Türchen in dem Tore, und unter dem Türchen stand ein Mann, der eine veilchenfarbene Haube und ein veilchenfarbenes Mäntelchen hatte, sonst aber in ein gelbes Wams und in gelbe Beingewandung gekleidet war. Er hatte weiße Haare und einen weißen Bart. Dieser Mann sagte: »Was begehret ihr?«

      »Wir begehren zu dem hochehrwürdigen Bischofe von Passau«, sagte Witiko, »da wir ihm Nachrichten bringen.«

      »Ich hätte es nicht geglaubt«, antwortete der Mann, »daß Ihr so bald wieder kommen werdet, Witiko, weil Ihr einen so großen Schmerz um den Tod des Bischofes Regimar empfunden habt, und weil Ihr fort geritten seid. Wie ist es Euch denn ergangen?«

      »Ich werde dir schon meine Schicksale erzählen, Odilo«, sagte Witiko, »aber jetzt ist mir daran gelegen, zu dem Bischofe zu gelangen.«

      »Wenn ich sagte, daß ich nicht eine große Freude habe, Euch wieder zu sehen«, antwortete der Mann, »so wäre es eine Lüge. Und zu dem hochehrwürdigen Bischofe werde ich Euch weisen; denn er schenkt mir das Vertrauen, das mir der selige Herr Regimar geschenkt hat. Und ist denn der Krieg aus, in welchem Ihr gewesen seid?«

      »Jetzt ist er aus«, sagte Witiko, »und ich weiß, daß du in dem Hause als der Torwart viel giltst, und du wirst uns das Tor öffnen, daß wir einreiten, die Pferde unterbringen, und zu dem hochehrwürdigen Bischofe gehen können.«

      »Ja«, sagte der Mann, »und ich habe mit dem hocherhabenen Bischofe von Euch gesprochen, wie Ihr klug gewesen seid, und tapfer sein werdet. Und wenn Ihr meint, daß ich einem Freunde, der an mein Tor klopft, die Gastlichkeit verweigere, so irret Ihr Euch.«

      Er wendete sich in dem Türchen um, und rief nach innen: »Hans!«

      »Ja«, ertönte im Innern eine sehr starke Stimme.

      »Schließe auf«, sagte der Torwart.

      Hierauf rasselten hinter dem Tore Eisenstangen, der andere Flügel, in welchem sich kein Türlein befand, wurde geöffnet, und ein sehr großer junger Mann stand an dem Flügel. Er hatte wie der Torwart ein veilchenfarbenes Mäntelchen, aber auf seinem Haupte war eine Eisenhaube, um seine Brust ein Harnisch, und an seinen Beinen Schienen.

      Witiko und seine Begleiter ritten an dem Manne vorüber in einen großen Hof. Dort hielten sie an, und stiegen von den Pferden. Der Torwart und der junge Mann gingen ihnen nach.

      »Hans«, sagte der Torwart, »rufe die Stallbuben, und gehe zu Rudolph, dem Steiner.«

      Der junge Mann rief gegen die Vertiefung des Hofes, und ging dann in das Gebäude.

      Es kamen drei Stallbuben, und wollten die Pferde hinwegführen.

      »Wartet noch«, sagte Witiko.

      Die Stallbuben und alle andern blieben bei den Pferden stehen.

      Hans kam wieder aus dem Gebäude, und ein ritterlich gekleideter junger Mann ging neben ihm.

      Da sie herzu gekommen waren, sagte der Torwart: »Dieser ist der Schüler Witiko, und sie haben für den hochehrwürdigsten Bischof Nachrichten. Ich empfehle Witiko.«

      »Sei mir gegrüßt, du treues Blut«, sagte der ritterlich gekleidete Mann.

      »Sei gegrüßt, Rudolph«, sagte Witiko, »wir sollten zu dem hochehrwürdigen Bischofe.«

      »Wir sind nicht mehr in der Schule des Bischofes, Witiko«, antwortete Rudolph, »aber einer sollte den andern so lieben wie damals, und ich liebe dich, Witiko. Gehe nur mit deinen Knappen über die Treppe zu der Rathalle, und von ihr in den roten Saal, und dort harre. Morgen werden wir mit einem Feste den Gruß erst recht begehen, weil du wieder da bist.«

      »Das werden wir tun«, sagte Witiko.

      Nachdem dieses gesprochen war, ging Rudolph wieder durch eine Tür in das Gebäude zurück.

      Witiko sagte zu den Stallbuben: »Jetzt zeigt uns den Weg zur Unterbringung der Pferde.«

      Die Buben zeigten den Weg, und halfen die Pferde in den Stall führen.

      Als die ersten Notwendigkeiten geschehen waren, sagte Witiko zu seinen Begleitern, sie mögen ihm folgen.

      Er ging mit ihnen wieder in den Hof hinaus. Dort stand noch der Torwart und Hans.

      »Ich danke dir, Odilo«, sagte Witiko, »was nun ferner sein muß, weiß ich schon.«

      »Ich habe eingerichtet, daß alles für dich gut wird«, sagte der Torwart.

      »Das ist gut«, antwortete Witiko.

      Nach diesen Worten ging der Torwart in ein Gemach, das neben dem Torbogen war. Hans schloß den Flügel des Tores, und stieg über eine Treppe neben dem Tore in ein Gemach empor.

      Witiko aber führte seine Begleiter durch die Tür, durch welche Rudolph in das Gebäude gegangen war, in eine große Halle. Von der Halle führte Witiko seine Begleiter über eine breite Stiege in einen Gang empor. In dem Gange wandelten sie eine Strecke weiter. Dann öffnete Witiko eine hohe Tür, und sie kamen durch dieselbe in ein Gemach, in welchem viele Stühle und Tische waren. Von dem Gemache gingen sie in einen großen Saal. Der Saal war mit rotem Marmor gepflastert. An seinen Wänden waren Bänke von gelben Pölstern. Sonst enthielt er nichts. Er hatte drei Türen. Durch eine war Witiko gekommen, die andere war geschlossen, und durch die dritte, welche offen war, sahen sie in eine große Stube mit vier Fenstern, deren Wände mit roter abgeblaßter Seide beschlagen waren, und die viele Bänke und Gesiedel von gleicher Seide enthielt. Die Fenster des Saales und der Stube sahen auf die Berge, die an dem jenseitigen Ufer des Flusses Inn standen.

      In dem Saale wartete Witiko.

      Nach einer Weile kam aus der Seidenstube ein Mann heraus, der eine hohe Gestalt, braune Haare, einen braunen Bart und ein längliches Angesicht hatte. Er war in ein weites veilchenblaues Gewand gekleidet, und trug über demselben eine goldene Kette und ein goldenes Kreuz. Hinter ihm gingen zwei Männer in priesterlichen Kleidern. Der Mann sah Witiko und seine Begleiter an. Dann gab er den zwei Männern, die hinter ihm waren, ein Zeichen zur Entfernung. Die zwei Männer öffneten die geschlossene Tür, und gingen СКАЧАТЬ