Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth
Автор: Ödön von Horváth
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027226405
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DER KOMMISSAR
dieselbe Person wie der Untersuchungsrichter: Im Namen des Gesetzes! Sladek, ich verhafte Sie!
SLADEK
mechanisch: Mich?
DER KOMMISSAR
Sie! Leugnen Sie nicht, Sie sind der Sladek, wir wissen alles! Im Namen des Gesetzes verhafte ich Sie wegen Mord an der Witwe Schramm.
SLADEK
Also doch. Ein Detektiv fesselt ihn an sich.
DER KOMMISSAR
Widerstand ist sinnlos.
SLADEK
Das weiß ich, meine Herren.
X. DER FALL SLADEK
Mit Richter, Staats- und Rechtsanwalt. Unter dem Gekreuzigten.
RICHTER
dieselbe Person wie der Kriminalkommissar: Ihr Name?
SLADEK
Sladek.
RICHTER
Geboren?
SLADEK
Am 7. Juli 1902, in Hohenstein, das ist an der Grenze.
RICHTER
Beruf?
SLADEK
Ich wollt Kellner werden.
RICHTER
Und?
SLADEK
Ich bin keiner geworden.
RICHTER
Sie haben sich von der ermordeten Witwe Schramm aushalten lassen?
SLADEK
Nein.
RICHTER
Sondern?
SLADEK
Sie hat mir nichts geschenkt, das war nämlich ein richtiges Geschäft, das wir abgeschlossen haben, das war nur scheinbar, daß ich von ihr gelebt hab so ohne weiteres, ich hab ihr nämlich für das alles auch etwas gegeben.
STAATSANWALT
Was denn?
SLADEK
Mich. Man hört die Öffentlichkeit lachen.
RICHTER
Angeklagter. Ich warne Sie!
SLADEK
Warum? Wieso?
RICHTER
Schweigen Sie! – Angeklagter! Bekennen Sie sich schuldig?
SLADEK
Das ist sehr kompliziert. Da kann man sehr schwer was sagen, weil es zuviel zu sagen gäb. Es ist alles richtig, daß Anna und ich uns nicht so recht verstanden haben, wenigstens oft, daß es Streit gab, daß es sogar zu sogenannten Tätlichkeiten kam, des öfteren sogar, daß ich ihr auch mal aus dem Schrank was nahm und mit fremden Weibern zu Gartenunterhaltungen ging, das geb ich alles zu, denn ich hab die Gerechtigkeit lieb, aber deshalb fühl ich mich nicht schuldig. Wenn ich nämlich so nachdenk, so war das doch nur der Altersunterschied. Meine Herren! Als ich sie kennenlernte, war sie um fünfzehn Jahr jünger als zuletzt, obwohl bis dahin nur vier Jahr vergangen sind, aber der Reiz war schon eigentlich nach zwei Jahr weg, der natürliche Reiz –. Meine Herren, das alles ist doch kein Problem, das ist nur traurig.
RECHTSANWALT
Ich beantrage, den Angeklagten auf seinen Geisteszustand hin untersuchen zu lassen.
STAATSANWALT
Ich beantrage, den Antrag der Verteidigung abzulehnen und den Angeklagten mit den schärfsten Mitteln zu zwingen, sich der Würde des Gerichtes entsprechend zu benehmen.
SLADEK
Wie?
RICHTER
Angeklagter! Sie leugnen also, die Witwe Schramm ermordet zu haben?
SLADEK
Ich leugne es sogar sehr, ich hab noch nie jemand ermordet.
RICHTER
Sie wiederholen also, daß dieser Mord ein sogenannter Fememord war, ein Akt verbrecherischer Selbstjustiz der sogenannten schwarzen Armee. Angeklagter, heute können wir laut über jene verworrene Zeit sprechen, wir sehen klar. Jene furchtbaren Tage der Inflation haben wir nun gottlob überwunden. Das deutsche Volk befindet sich im kraftvollen Wiederaufstieg, es hat Unglaubliches ertragen und Ungeheueres vollbracht. Man hört die Öffentlichkeit applaudieren.
SLADEK
Ich kann trotz Wiederaufstieg undsoweiter nur sagen, daß ich sozusagen unschuldig bin.
STAATSANWALT
»Sozusagen«!
SLADEK
Zu guter Letzt. Ich hab immer darüber geredet, daß in der Natur eben gemordet wird, und daß sich das nicht ändert, aber – meine Herren, ich war sehr dagegen. Als ich hernach mit den vier Soldaten in jenem Auto nach dem Hauptquartier fuhr, da hat es schaurig geregnet in der Nacht, ich werd das nie vergessen.
RICHTER
Die vier Soldaten sind verschollen.
SLADEK
Alle. Ich glaub, in Nikaragua.
STAATSANWALT
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