Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 71

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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СКАЧАТЬ »Zu guter Letzt« vielleicht. Aber das »zu guter Letzt« geht mich nun nichts mehr an, da Sie Ihren Standpunkt verleugnen.

      HAUPTMANN

      Was für Standpunkt?

      FRANZ

      Höher oder tiefer. Sie haben kein Recht, um Ihrer einzelnen Person willen rücksichtslos nach Ihrer Erkenntnis zu handeln. – Vielleicht habe ich mich aber geirrt, und Sie können vielleicht gar keine Pflichten haben.

      HAUPTMANN

      Quatsch! Du Idiot. Du Philosoph. – Und was meine Zeit betrifft, die du die Zeit der Raubritter nennst: Der letzte Beweis ist immer meine Faust!

      FRANZ

      lächelt: Zu guter Letzt.

       Stille.

      HALEF

      kommt: Hauptmann!

      HAUPTMANN

      Raus! Raus sage ich!

      HALEF

      Quassel nicht, Herr General! Wir sind nämlich umzingelt.

      HAUPTMANN

      Umzingelt? Wer? Wir?

      HALEF

      nähert sich ihm; unterdrückt: Wir. Glotz nicht.

      HAUPTMANN

      Wer hat uns umzingelt?

      HALEF

      Die anderen. Sie sind in der Nacht gekommen, jetzt wird es Tag droben, da hat sie der Posten entdeckt. Sie haben Artillerie aufgefahren. Um das ganze Fort.

      HAUPTMANN

      Was sind das für Soldaten?

      HALEF

      Reguläre.

      HAUPTMANN

      Reguläre?

      HALEF

      Sie haben einen Parlamentär gesandt mit der weißen Fahne als hätten wir Krieg. Es stinkt, Herr General.

       Hauptmann stürzt hinaus.

      VII

       Freies Feld

       Der Bundessekretär und zwei reguläre Soldaten mit weißer Fahne warten auf den Hauptmann. Der Morgen graut. –

       Der Hauptmann kommt mit Halef, hält ohne zu grüßen und fixiert den Bundessekretär.

      DER BUNDESSEKRETÄR

      verbeugt sich leicht: Hauptmann. Im Auftrage der maßgebenden Stelle habe ich Ihnen den Beschluß zu überbringen betreffs Ihrer zukünftigen Verwendung, wenn ich mich so ausdrücken darf. Ihre sogenannte Armee wurde seinerzeit aufgestellt erstens als Grenzschutz, da ein etwaiger Einbruch irregulärer feindlicher Formationen befürchtet werden mußte, zweitens als eine Art Notpolizei, die die Aufgabe hatte, auf dem Lande versteckte Waffen zu sammeln oder im Falle eines bolschewistischen Aufstandes neben dem regulären Militär als Selbstschutz eingesetzt zu werden. Da sich aber nun die innerpolitische Lage überraschenderweise derart konsolidiert hat, daß zur Niederschlagung einer kaum zu erwartenden Linksrevolution die vorhandenen regulären Machtmittel des Staates vollständig ausreichen, andererseits die außenpolitische Lage –

      HAUPTMANN

      unterbricht ihn: Das ist gelogen. Jedes Wort. Es ist eine Schande! Meine Soldaten sind keine Polizei, keine Nachtwächter, das ist die Armee der nationalen Revolution! Wir haben uns gefunden, nicht um diesen Staat zu schützen, sondern um diese Republik zu zertreten, wir kämpfen für die nationale Diktatur und nicht für die internationale Schweinedemokratie!

      DER BUNDESSEKRETÄR

      – andererseits die außenpolitische Lage die Möglichkeit, wenn auch nicht einer Versöhnung, so doch der wirtschaftlichen Annäherung der Nationen erhoffen läßt. Wir Deutsche müssen trotz aller Demütigungen diesen Weg betreten aus nationalem Interesse, um die bürgerliche Wirtschaftsordnung zu festigen. Die maßgebende Stelle mußte sich also entschließen – dieser Entschluß fiel ihr nicht leicht – die sofortige Auflösung Ihrer, ich wiederhole: sogenannten Armee zu befehlen. Die maßgebende Stelle wird ihr möglichstes tun betreffs Unterbringung Ihrer Leute in einem bürgerlichen Beruf.

      HAUPTMANN

      Danke.

       Stille.

      Das habe ich eigentlich erwartet, daß ich wieder verraten werde. Wir verzichten auf den bürgerlichen Beruf, dazu muß man geboren sein. Ich denke nicht daran, Verbrechern an deutschen Gedanken, und nennen sie sich auch maßgebende Stelle, zu gehorchen! Sagen Sie es ihr, daß ich auf die Festigung der bürgerlichen Wirtschaftsordnung pfeife, daß ich an keine Versöhnung glaube und daß ich kämpfen werde, bis Deutschland wieder gefürchtet wird!

      DER BUNDESSEKRETÄR

      Ich mache Sie aufmerksam: Falls Sie sich nicht freiwillig auflösen, so haben wir die Gewalt, es zu erzwingen. Unter allen Umständen, mit allen Mitteln! Das Wohl des deutschen Volkes kommt vor Ihrem Landsknechtehrgeiz! Sie sind umzingelt und –

      HAUPTMANN

      unterbricht ihn: Mit Artillerie! Ich weiche nicht! Sie sind in der Nacht herangeschlichen und wollen mich fangen, ich breche am hellichten Tage durch und trage die Fahne bis Berlin!

      DER BUNDESSEKRETÄR

      Ich bitte Sie, nicht zu deklamieren. Ergeben Sie sich, oder Sie tragen die volle Verantwortung für ein völlig sinnloses Blutvergießen. Es ist deutsches Blut.

      HAUPTMANN

      Sie sind kein deutsches Blut! Sie beugen sich vor Schwarzrotdreck! Ich beuge mich nicht! Lieber deutsches Blut vergießen, als die nationale Wiedergeburt vernichten! Ich fürchte mich nicht!

      DER BUNDESSEKRETÄR

      Ich mache Sie aufmerksam, daß die Inflation anfängt aufzuhören. Ergeben Sie sich –

      HAUPTMANN

      unterbricht ihn: Nein!

      DER BUNDESSEKRETÄR

      Falls Sie sich fügen, so kann ich Ihnen inoffiziell erklären, daß ich für meine Person alles daransetzen werde, Sie vor Strafe zu bewahren. Sie verstehen mich?

      HAUPTMANN

      Strafe? Strafe? Wofür? Daß ich mich nicht verraten lasse?!

      DER BUNDESSEKRETÄR

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