Gesammelte Werke von Dostojewski. Федор Достоевский
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Название: Gesammelte Werke von Dostojewski

Автор: Федор Достоевский

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204205

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СКАЧАТЬ sich diesmal an den Kontoristen selbst wendend.

      In diesem Augenblicke wurde die Tür wieder, und zwar sperrangelweit, geöffnet, und wegen seiner hohen Statur etwas gebückt, trat Rasumichin ein.

      »Na, so eine Schiffskajüte!« rief er beim Eintreten. »Jedesmal stoße ich mit der Stirn an; und so etwas nennt sich Wohnung! Na, und du, Bruder, bist wieder zu dir gekommen? Ich habe es eben von Paschenjka gehört.«

      »Eben ist er wieder zu sich gekommen«, sagte Nastasja.

      »Eben ist der Herr wieder zu sich gekommen«, wiederholte liebenswürdig der Kontorist mit leisem Lächeln.

      »Nun, und wer sind Sie denn?« fragte Rasumichin, sich zu ihm wendend. »Mein Name ist – Sie gestatten – Wrasumichin, nicht Rasumichin, wie man mich immer nennt, sondern Wrasumichin, Student, Sohn eines Edelmannes, und der hier ist mein Freund. Nun also, und was sind Sie für einer?«

      »Ich bin Kontorist im Geschäft von Schelopajew und bin in einer Geschäftssache hier.«

      »Bitte, nehmen Sie auf diesem Stuhle Platz!« Rasumichin selbst setzte sich auf einen andern, an der andern Seite des Tischchens. »Das ist recht von dir, Bruder, daß du wieder zu dir gekommen bist«, fuhr er, zu Raskolnikow gewendet, fort. »Seit mehr als drei Tagen hast du so gut wie nichts gegessen und getrunken; nur ein bißchen Tee haben wir dir eingelöffelt. Zweimal habe ich Sossimow mit zu dir hergebracht. Erinnerst du dich noch an Sossimow? Er hat dich sorgfältig untersucht und sagte gleich, die Sache habe nichts zu bedeuten; es wäre wohl etwas mit dem Kopfe passiert. Irgend so ein Quatsch mit den Nerven, dazu mangelhafte Ernährung, sagte er; du hättest zu wenig Bier und Meerrettich bekommen; daher die Krankheit; aber es sei weiter nichts Bedenkliches, es werde schon vorübergehen. Ein famoser Kerl, dieser Sossimow; hat seine junge Praxis gut in Gang gebracht. Na also, ich möchte Sie nicht aufhalten«, wandte er sich wieder an den Kontoristen. »Wollen Sie freundlichst sagen, was Sie wünschen? Denk nur, Rodja, es ist schon zum zweiten Male jemand aus der Bank hier; nur war vorher ein anderer gekommen, mit dem habe ich mich unterhalten. Wer war das, der vor Ihnen hier war?«

      »Wohl vorgestern, ganz recht; das war Alexej Semjonowitsch; der ist auch bei uns im Geschäft.«

      »Der ist wohl viel gescheiter als Sie, meinen Sie nicht?«

      »Das mag schon sein; er ist auch schon älter.«

      »Sehr löblich geantwortet; na, dann tragen Sie Ihre Sache vor!«

      »Also«, begann der Kontorist, sich direkt an Raskolnikow wendend, »auf Wunsch Ihrer Frau Mutter hat der Kaufmann Afanassij Iwanowitsch Wachruschin, von dem Sie wohl schon öfters gehört haben, an unser Kontor eine Zahlungsanweisung für Sie gelangen lassen. Im Falle, daß Sie sich bei voller Besinnung befinden, soll ich Ihnen fünfunddreißig Rubel behändigen, den Betrag der Order, die unser Chef von Afanassij Iwanowitsch auf Wunsch Ihrer Frau Mutter erhalten hat. Kennen sie Afanassij Iwanowitsch?«

      »Ja … ich erinnere mich … Wachruschin …«, erwiderte Raskolnikow nachsinnend.

      »Hören Sie wohl? Er kennt den Kaufmann Wachruschin!« rief Rasumichin. »Wie sollte er da nicht bei voller Besinnung sein? Übrigens merke ich jetzt, daß auch Sie ein sehr gescheiter Mensch sind. Es ist ein Vergnügen, so verständige Worte anzuhören.«

      »Jawohl, es stimmt, Wachruschin, Afanassij Iwanowitsch Wachruschin; dieser Herr hat auf Wunsch Ihrer Frau Mutter, die Ihnen schon früher auf dieselbe Weise durch seine Vermittlung Geld geschickt hat, sich auch diesmal bereit finden lassen, an unsern Chef Order zu erteilen, daß Ihnen fünfunddreißig Rubel – in Hoffnung auf die Möglichkeit späterer höherer Zahlungen – ausgezahlt werden sollen.«

      »Sehen Sie mal, das haben Sie ja ganz besonders schön gesagt: ›in Hoffnung auf die Möglichkeit späterer höherer Zahlungen‹; nicht übel war auch das ›auf Wunsch Ihrer Frau Mutter‹. Nun also, wie denken Sie darüber: ist er bei voller Besinnung oder nicht?«

      »Ich habe keine Bedenken. Es ist nur wegen der Unterschrift.«

      »Die wird er schon hinkritzeln. Haben Sie ein Quittungsbuch bei sich?«

      »Jawohl, hier.«

      »Geben Sie her. Nun, Rodja, richte dich auf. Ich werde dich stützen; schreib mal recht schwungvoll ›Raskolnikow‹. Nimm die Feder, Bruder; denn Geld schmeckt uns jetzt noch besser als Honig.«

      »Will nicht, will nicht!« sagte Raskolnikow und schob die Feder zurück.

      »Was denn: ›will nicht‹?«

      »Ich unterschreibe nicht.«

      »Aber Mensch! Ohne Unterschrift geht es doch nicht!«

      »Ich brauche das Geld nicht, brauche es nicht …«

      »Er braucht das Geld nicht! Nein, Bruder, da irrst du dich, das kann ich bezeugen! Bitte, machen Sie sich darüber keine Gedanken; das meint er nicht so, … er träumt wieder. Übrigens begegnet ihm so etwas auch im wachen Zustande … Sie sind ja ein verständiger Mann; wir wollen ihm behilflich sein, d.h. ihm einfach die Hand führen; dann wird er schon unterschreiben. Fassen Sie mal zu …«

      »Ich kann ja auch ein andermal wiederkommen.«

      »Nein, nein, wozu wollen Sie sich so viel Mühe machen. Sie sind ein verständiger Mann … Nun, Rodja, halte den Herrn nicht auf, … du siehst doch, daß er wartet.« Damit schickte er sich allen Ernstes an, ihm die Hand zu führen.

      »Laß sein, ich will allein …«, sagte dieser, nahm die Feder und quittierte im Buche.

      Der Kontorist zählte das Geld auf und entfernte sich.

      »Bravo! Und jetzt, Bruder, willst du etwas essen?«

      »Ja«, antwortete Raskolnikow.

      »Habt ihr Suppe?«

      »Ja, von gestern«, antwortete Nastasja, die die ganze Zeit über dabeigestanden hatte.

      »Wohl mit Kartoffeln und Reismehl?«

      »Ja, mit Kartoffeln und Reismehl.«

      »Weiß ich auswendig. Hol die Suppe her und bring auch Tee.«

      »Schön!«

      Raskolnikow verfolgte das alles mit größtem Erstaunen und mit einer dumpfen, verständnislosen Angst. Er beschloß, zu schweigen und abzuwarten, was noch weiter kommen werde. ›Es scheint doch, daß ich nicht phantasiere‹, dachte er. ›Es scheint, daß das wirklich …‹

      Nach zwei Minuten kam Nastasja mit der Suppe zurück und erklärte, der Tee würde auch gleich da sein. Mit der Suppe zugleich erschienen zwei Löffel, zwei Teller und alles sonstige Zubehör: Salzfaß, Pfefferbüchse, Senf für das Rindfleisch usw., was früher so ordentlich schon lange nicht mehr auf dem Tische gestanden hatte. Auch ein sauberes Tischtuch war da.

      »Es wäre recht nett, Nastasjuschka, wenn Praskowja Pawlowna zwei Fläschchen Bier hier aufmarschieren ließe. Die würden wir mit Vergnügen trinken.«

      »Na, du bist der richtige Schwerenöter!« murmelte Nastasja und ging, um den Auftrag auszuführen.

      Verstört beobachtete Raskolnikow noch immer mit angestrengter Aufmerksamkeit das, was vorging. Unterdessen hatte sich Rasumichin zu ihm auf das Sofa gesetzt; plump, wie ein Bär, faßte er mit der linken Hand Raskolnikows СКАЧАТЬ