Название: Perry Rhodan 1: Die Dritte Macht (Silberband)
Автор: Clark Darlton
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Silberband
isbn: 9783845330006
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Rhodan dagegen bewahrte die Beherrschung. Er ahnte, dass innerhalb des Schiffes Diskussionen im Gang waren. Wahrscheinlich standen auch die Unbekannten vor einer verwirrenden Situation. Natürlich wussten sie, dass sie mit den beiden Menschen spielend leicht fertig werden konnten. Ein Knopfdruck hätte wahrscheinlich genügt.
Diese Tatsache sah Rhodan als Vorteil an. Wenn die Fremden nicht eine völlig wesensfremde Ethik besaßen – wenn sie den Begriff Toleranz kannten, so konnten sie einfach nichts Schlimmes unternehmen. Sie hatten nur die Wahl zwischen weiterem Stillschweigen oder der Übermittlung eines Lebenszeichens. So wappnete sich Rhodan mit Geduld.
Bully reagierte auf seine Weise. Nach einigen Augenblicken sagte er laut und ironisch:
»Unter Ihrem Schiff stehen zwei fürchterliche Ungeheuer mit Hunger im Bauch und Durst in der Kehle. Guten Tag. Mein Name ist Reginald Bull. Sie waren so freundlich, uns zur Notlandung zu zwingen. Wir kommen mit der Rechnung.«
Unter anderen Verhältnissen hätte Rhodan gelacht. Jetzt war ihm nicht danach zumute, obwohl Bullys Art durchaus nicht fehl am Platz zu sein schien.
Sie sprachen nicht mehr. Rhodan musste sich zwingen, nicht zur Waffe zu greifen. Er kämpfte gegen diesen unvernünftigen Instinkt an. Bully hielt seine Rak-Automatik mit den Händen umklammert. Rhodan sah ihn an, aber sein Blick löste bei Captain Bull nur ein grimmiges Schulterzucken aus.
Der grelle Lichtschein brach ebenso plötzlich über sie herein, wie vor einigen Stunden das grüne Leuchten. Rhodan fuhr zusammen. Gegen seinen Willen rutschte die Automatik in seine Armbeuge. Innerlich bebend, schob er die Waffe auf die Schulter zurück.
»Weg mit dem Ding«, befahl er Bull. »Wie oft soll ich das noch sagen?«
In der Kugelwand über ihnen hatte sich eine weite Öffnung gebildet. Daraus kam das helle Licht. Es war vollkommen lautlos geschehen, wie jeder Vorgang auf dem Mond.
Aus der Öffnung schob sich etwas hervor. Als der Sockel den Boden berührte, faltete er sich zu einem weiten, völlig glatten Band auf.
Rhodan schritt vorsichtig auf die schwach leuchtende Ebene zu. Dicht davor blieb er stehen.
»Die Einladung«, sagte er gepresst. »Keine Stufen, hm! Das Schott liegt gute 30 Meter über uns. Hier könnte man die STARDUST aufstellen.«
»Wohl ein kleiner Intelligenztest«, schnaufte Bully nervös. Immer wieder sah er nach oben. Es war kein Lebewesen zu sehen.
Rhodan betrat die schräge Fläche. Sie führte im Winkel von wenigstens 45 Grad nach oben. Als er sich angehoben fühlte, streckte er instinktiv die Arme aus. Er wollte dem Gefühl des Fallens begegnen, bis er merkte, dass er sich täuschte. Seine Schuhe berührten das Band nicht. Sie hingen einige Millimeter über dem fluoreszierenden Material, und so glitt er nach oben, als stünde er auf einer Rolltreppe.
Bully fluchte. Seine Hände suchten einen Halt. Auf allen vieren kam er hinter Rhodan her.
Sie wurden sanft in einem großen Raum abgesetzt. Das helle Licht blendete sie. Wieder hörten sie nichts, als sich die Schleusen schlossen. Sie waren im Innern des fremden Schiffes.
»Kein Mensch wird uns das glauben«, flüsterte Bully. »Dabei bleibt es ungewiss, ob wir jemals wieder mit einem reden werden. Was hast du vor?«
»Verhandeln, meinen Verstand gebrauchen. Was sonst? Die Situation erscheint nicht länger unwirklich, wenn man die Sache als selbstverständlich auffasst. Es ist alles nur eine Angelegenheit der Instinkte. Versuche, sie unter Kontrolle zu bringen.«
Die ersten Geräusche wurden vernehmbar. Sie hörten das helle Zischen eindringender Luft. Es war fraglich, ob dieses Gasgemisch für Menschen atembar war. Rhodan erkannte, dass man sie in der Tat einem Test unterzog. Wenn er jetzt auf gut Glück hin den Helm geöffnet hätte, wäre dies sicher als unüberlegte Handlung ausgelegt worden. Er konnte nicht wissen, was man da eingeblasen hatte. So verharrte er untätig, bis sich die Innentore öffneten.
Sie erblickten einen hohen gewölbten Gang, der an einem fluoreszierenden Schacht endete.
Sie gingen weiter. Es gab nun nichts mehr zu überlegen. Das Schiff schien ausgestorben zu sein. Es war eine unwirkliche Situation. Bully wusste, dass er der Nervenbelastung nicht mehr lange gewachsen sein würde. Er hätte schreien mögen.
Da erklang eine klare Stimme im Tonfall eines Englischlehrers: »Sie können Ihre Schutzanzüge öffnen. Die Luft ist für Sie atembar.«
Rhodan stieß mit einem pfeifenden Geräusch den angehaltenen Atem aus. Wortlos öffnete er den Helm.
5.
Er nannte sich Crest. Er war sehr groß und schmal, wenigstens um Kopfeslänge höher gewachsen als Perry Rhodan. Er besaß zwei Arme und zwei Beine, einen schmalen Rumpf und das durchgeistigte Gesicht eines alten Mannes, dessen Haut unwahrscheinlich jung und straff geblieben war. Unter der hochgewölbten Stirn saßen zwei große Augen von eindringlicher Ausdruckskraft. Nach der Hautfarbe zu urteilen, hätte er zu einem samthäutigen Insulanerstamm gehören können. Der Eindruck wurde jedoch durch die albinotische Rotfärbung seiner Augen und das weißliche Haupthaar getrübt. Er strahlte etwas Fremdes, Unwirkliches aus, obwohl er rein äußerlich sehr stark einem Menschen ähnelte. Die wahren Unterschiede lagen wohl in nicht sofort erkennbaren Dingen.
Es war drückend heiß in dem großen Raum. Das helle Licht schimmerte bläulich. Wahrscheinlich lag es in seinen Grenzbereichen schon im ultravioletten Teil des Spektrums. Die Fremden mussten von einem Planeten mit einer sehr hellen, sehr heißen und wahrscheinlich blaustrahlenden Sonne stammen. Die Beleuchtung und die hohe Temperatur deuteten darauf hin. Das hatte Rhodan sofort erfasst.
Doch – da war noch etwas gewesen, was ihm sofort aufgefallen war.
Crest schien abgezehrt und schwach zu sein. Seine Bewegungen erschienen etwas hilflos. Er wirkte wie ein todkranker Mann.
Es waren noch zwei weitere Wesen im Raum. Die gehörten ebenfalls dem männlichen Geschlecht an. Niemals zuvor hatte Rhodan ein derart lethargisches Benehmen beobachtet. Die Leute waren so interesselos und apathisch, dass es sogar einem schlechten Beobachter sofort aufgefallen wäre.
Gegen sie wirkte der geschwächte Crest noch stark und lebhaft. Die beiden anderen hatten nicht einmal die Köpfe gedreht, als der für sie doch so fremdartige Besuch eintrat.
Sie lagen auf ihren breiten, flachen Liegen und stierten verklärt auf die ovalen Bildschirme irgendwelcher Geräte, deren Bedeutung Rhodan nicht verstand. Er bemerkte nur ein auf- und abschwellendes Flimmern quer über die Farbskala hinweg. Es bildeten sich abstrakte geometrische Figuren in zahlloser Vielfalt. Dazu war ein helles Summen und Zwitschern zu hören.
In Rhodan kam eine ungute Ahnung auf. Etwas stimmte nicht in diesem so vollendet erscheinenden Riesenraumschiff. In dem großen Raum hing ein spürbares Fluidum der Apathie. Man tat, als wären die Menschen nicht vorhanden.
Crest hatte einen der anderen Männer angesprochen. Er hatte ein liebenswert und höflich wirkendes Lächeln geerntet. Nach einer leisen Antwort hatte sich der Mann wieder seinem Bildschirm zugewendet.
Bully stand mit offenem Mund da. Das änderte sich, als sie den Raum betrat. Rhodan war zusammengefahren, eine solche Kälte und abweisende Überheblichkeit strahlte sie aus. Sie ignorierte ihn und Bully nach einem kurzen Seitenblick.
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