Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling
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Название: Mami Staffel 2 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959790239

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СКАЧАТЬ aus und zog die Kleine an sich.

      »Vergiß den dummen Brief, Gritli. Es wird auch ohne den alles wieder gut. Nur kann ich dir nicht versprechen, daß aus den beiden ein Paar wird.«

      »Und wenn sie ’s nicht geschafft hat? Oder verunglückt. Und schon…«

      »So etwas darfst du gar nicht denken, Gritli!«

      »Das muß ich aber immer!« Gritli schluchzte auf. Sie ließ sich an Barbaras Schulter sinken und gab sich ihrem Schmerz ohne Widerstand hin.

      »Sie kommt gesund und heil zurück. Davon bin ich überzeugt.«

      Gritli atmete hörbar, aber mit bebender Brust auf. Wahrscheinlich waren es die ersten Worte seit dem Tod der Tante Theres, die ihr das Gefühl gaben, daß es außer ihrem Vater und Clara Baumbeer noch einen dritten Menschen gab, der es von Herzen gut mit ihr meinte.

      *

      In letzter Minute hatte Thilo Heimhofer gerade noch den Abendbus von Oberau nach Wesing erwischt. Als er gegen zehn Uhr abends an der Haltestelle ausstieg, nieselte es nur noch. Thilo sah hoch zu den Bergen, die von einem dicken Nebel, durch den nicht mal das Mondlicht drang, umhüllt wurden.

      Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch und klemmte sich die Einkaufstüte unter den Arm. Um diese Zeit und mit Rücksicht auf den nassen und rutschigen Boden brauchte er gut eine Stunde bis zum Berghof. Er schüttelte sich kurz, dann schritt er eilig am Dorfkrug vorbei, um ja nicht in Versuchung zu kommen, dort noch ein Bier zu trinken.

      »Thilo! Thilo!«

      An einem der Autos, die vor dem Krug parkten, wurde das Fenster heruntergekurbelt. Er erkannte den Schreinermeister Lange. Zögernd trat er näher, da stieg der alte Mann schon aus, ging auf ihn zu und packte ihn am Revers der Jacke.

      »Geh nicht hoch zum Hof, Thilo. Du mußt mit mir kommen.«

      »Auf ein Bier, wie?« grinste der. »Nein, danke Meister. Das ist nett gemeint, aber es nützt uns beiden nichts mehr.«

      »Was soll das heißen?«

      »Ich hab Arbeit gefunden. Nichts Besonderes. Nachtschicht an der Tankstelle vor der Autobahn. Morgen kann ich anfangen, wenn ich will.«

      In Rupperts Blick funkelte Entsetzen auf. Dann atmete er auf.

      »Gut, wie du willst. Trotzdem mußt du mit mir kommen. Ich warte seit zwei Stunden auf dich.«

      »Tut mir leid, Herr Lange. Aber das Zusammentreffen mit Ihrer Tochter hat mir bewußt gemacht, wie schwer ich es bei Ihnen haben werde. Sie hat ja recht. Ich bin ein Feigling und ein Leichtfuß. Dazu kommt noch, daß mir der Gesellenbrief fehlt. Und daß ich das Gritli habe, das mich nachmittags braucht. Nein, ich kann nicht bei Ihnen arbeiten. Auch, wenn ’s schmerzt.«

      Ruppert griff noch fester zu. Befremdet sah Thilo, wie sich die Knöchel an der Hand des Meisters hell von der sonnengegerbten Haut abhoben. Und wie seltsam brüchig dessen Stimme klang!

      »Barbara hat Gritli vom Berghof geholt, Thilo. Deine Tochter schläft bei uns, in der Wohnung über der Werkstatt. Barbara wollte sie nicht allein lassen, darum mußte ich dich abfangen, bevor du dich an den Aufstieg machst.«

      »Gritli? Um Gottes willen!« Das Paket mit den Einkäufen glitt zu Boden. Thilos Knie wurden weich. »Was ist geschehen? Ist Gritli verunglückt? Krank?«

      »Nein. Es geht ihr gut. Barbara wird dir alles erzählen.«

      Sofort stieg Thilo mit ins Auto. »Das wird garantiert wieder eine Strafpredigt!« vermutete er mit vernehmlichen Aufatmen. Wenn Gritli gesund war, konnte es nicht so ernst sein. Oder ging es immer noch um dieses Kapitalverbrechen, das seine Tochter begangen haben sollte, in dem sie den Brief an Sepp irgendwo vergessen hatte?

      »Kann sein, daß Barbara unhöflich wird, Thilo. Aber laut wie vor den Rangen in ihrer Klasse wird sie bestimmt nicht. Sonst wacht Gritli ja wieder auf«, meinte der Meister schmunzelnd und hatte den warmen Klang seiner Stimme wieder zurückgewonnen.

      Die kurze Fahrt zur Schreinerei verbrachten die beiden schweigend. Von der Werkstatt schlich Ruppert mit dem Finger auf den Lippen die Treppe zu Barbaras Wohnung voran, drückte leise die Klinke nieder und bewegte sich dann auf Zehenspitzen durch die Eßdiele zu einer offenen Tür, um leise in einen hellerleuchteten Raum zu treten.

      Wie vom Donner gerührt blieb Thilo stehen. Was für ein gemütliches Zimmer! Wie herrlich die wenigen Möbel im warmen Licht der Lampen aufschimmerten. Bestimmt waren alle diese Regale, die alte Kommode und der zierliche Sekretär von des Meisters Hand angefertigt worden. Auf dem Boden stand eine Vase mit einem riesigen Sommerblumenstrauß, und daneben auf einem Biedermeiersofa hockte Barbara und sah ihm mit schuldbewußtem Lächeln, das er sich gar nicht erklären konnte, entgegen. Ein Stein fiel ihm trotzdem gleich vom Herzen.

      »Verzeihen Sie, aber ich mußte so handeln!« flüsterte sie und erhob sich. Dann legte auch sie den Finger vor die Lippen und packte ihn am Saum seiner Jacke, um ihn sanft auf den Sessel neben den Sekretär zu drücken. Als er sich suchend nach Gritli umschaute, stellte er nur fest, daß Ruppert den Raum schon wieder verlassen hatte.

      »Was haben Sie mit Gritli vor?« flüsterte er. »Wollen Sie sie einsperren? Soll das eine Strafe sein für den verschwundenen Brief?«

      »Nein, was denken Sie denn?« empörte sie sich und fuhr nach einer Weile flüsternd fort: »Ich war entschlossen, mein Urteil über Sie zu revidieren, Herr Heimhofer. Aber nun fürchte ich doch, daß Sie ein wenig begriffstutzig sind!«

      »Also doch eine Strafpredigt!«

      Barbara trat an den Tisch, goß aus der Teekanne auf dem Stövchen heißen Tee in eine Tasse und reichte sie ihm. Thilo nahm sie ihr nur zögernd ab. Seine Schuhe waren naß und seine Jacke vom Regen schwer. Außerdem war er es nicht gewohnt, von einer Frau wie ihr bedient zu werden.

      »Ich bin heute nachmittag zum Hof hochgefahren, Herr Heimhofer. Ich hatte eingesehen, daß ich durch meine heftige Anklage Gritli nur neuen Kummer bereiten würde. Darum entschloß ich mich, Sie aufzusuchen und die Sache mit dem Brief zu klären.«

      »Ich war in Oberau. Und was ist mit dem Brief?« Der Tee rann ihm heiß ins Mageninnere und belebte ihn.

      »Den hab ich zerrissen, nachdem Gritli ihn aus dem Versteck unter der Madonna auf der Flurkommode hervorgezaubert hatte.« Sie schmunzelte und sah ganz entzückend aus.

      »Also doch! Das tut mir leid, Frau Lehrerin. Mußte Gritli zur Strafe mit hierher?«

      »Zur Strafe? Aber was denken Sie! Ich habe Ihre Tochter in Sicherheit gebracht, um sie vor dem wütenden Gebrüll Ihres grobschlächtigen Bruders zu schützen.« Sie sah ihn an, da er ihren Blick nur hilflos erwiderte, fuhr sie erregter fort: »Sie wissen wohl nicht, welch Drama sich heute abend oben im Berghof abspielte?«

      »Ich weiß nur, daß Sie den unseligen Brief zerrissen haben. Ist das ein Drama? Das ist doch eher eine großmütige Tat für eine Frau wie Sie!« Das Zucken ihrer Mundwinkel zeigte ihm, daß er schon wieder zu weit gegangen war. Thilo beugte sich vor. Diese Barbara Lange brachte ihn eben leicht auf hundertachtzig. Das durfte er sich nicht anmerken lassen. »Also, was hat Gritli denn noch angestellt?«

      Was für eine unverschämte Frage! Barbara begann durch den Raum zu gehen, um sich besser beherrschen zu können.

      »Sie СКАЧАТЬ