Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela Reutling
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling страница 43

Название: Mami Staffel 2 – Familienroman

Автор: Gisela Reutling

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Mami Staffel

isbn: 9783959790239

isbn:

СКАЧАТЬ bin nur hier, um…«, begann Barbara behutsam.

      »Haben Sie… haben Sie Clara gesehen?«

      »Wen?«

      »Die Baumbeer ist unser Urlaubsgast«, erklärte die Großmutter. »Kommt aus der Stadt, ist aber dumm wie Bohnenstroh. Sie hat sich heute auf eine Wanderung gemacht. Gritli hat sie überall gesucht und ist immer noch ganz irre vor Angst, ihr könnte bei dem Wetter etwas geschehen sein. Um die ist es aber nicht schade, das sag ich Ihnen, Frau Lehrerin. Wenn sie irgendwo herunterstürzt, ist das eine Fügung Gottes, die ihr hoffentlich die Augen öffnet. Sie wissen doch, die Fremden und besonders die aus der Stadt, die bilden sich ein, auf den höchsten Gipfel steigen zu können. Die haben keinen Respekt vor der Natur, nicht vor dem Wetter und auch nicht vor unsereins, die sich auskennen. Die lachen doch über uns!«

      Barbara sah Gritli unentwegt an. Sie trug nur ein Hemd und einen Schlüpfer, und weil sie entkräftet war, wärmte sie das Feuer im Herd auch nicht mehr.

      »Du hast sie gesucht? Bis aufs Felshorn rauf?«

      Gritli brachte keinen Mucks hervor.

      »Mehr als vier Stunden war sie unterwegs«, schimpfte die Großmutter. »An der Ludwigshöh ist so ein Kiosk für Getränke und Brezen. Da hat sie darum gebeten, die Bergwacht zu alarmieren. Stellen Sie sich vor! So vernarrt ist das Kind in diese Verrückte aus der Stadt, daß sie gleich nach der Schule losgezogen ist, um sie zu suchen. Kein Wort hat sie mir gesagt. Ts! Ts! Die Bergwacht rufen…! Das hat noch keiner von den Heimhofers notwendig gehabt.«

      »Und Ihr Sohn Sepp?«

      »Der ist im Holz oben. Dem macht das Wetter nichts. Aber die Baumbeer wird’s mir büßen.«

      »Was wird sie büßen?«

      Wortlos hob Agnes Heimhofer ein Regenmäntelchen hoch. Es sah sehr neu aus, nur teilte den Rücken ein scharfer Riß. Dann zeigte sie ihr noch Gritlis Schuhe, die wohl ziemlich neu waren. An einem klaffte schon eine gelöste Sohle, das konnte sogar der Schmutz nicht verdecken.

      »Thilo hat seinem Kind neue Sachen gekauft. Die sind hin. Die Baumbeer soll ’s ersetzen. Geld hat so eine ja!«

      So war das also. Thilo Heimhofer hatte seiner Tochter Kleidung und neue Straßenschuhe gekauft! Barbara atmete auf. Nein, er war nur frech, aber kein Unmensch.

      »Haben Sie Clara wirklich nicht gesehen?« bibberte Gritli.

      »Nein. Ich habe sie ja auch nicht gesucht. Aber jetzt sehe ich, daß du dir gleich einen Schnupfen holst, wenn du nicht was Trockenes auf den Leib bekommst.«

      »Keiner bekommt hier Schnupfen, Frau Lehrerin! Und für den Leichtsinn der Baumbeer ist die Bergwacht jetzt zuständig. Eine Stange Geld wird ’s kosten, wenn sie feststellen, daß sie nicht mal gute Bergstiefel trägt«, fuhr die Großmutter fort und zupfte an Gritlis nassen Sachen, um sie von der anderen Seite von der Herdwärme trocknen zu lassen.

      »Sie hat doch Bergstiefel, Großmutter«, protestierte Gritli. »Die von meiner Mami vom Speicher. Der Sepp hat sie ihr gegeben.«

      »Was hat er?« Das Gesicht von Agnes Heimhofer versteinerte, und sofort hob Gritli die Hände, um ihr Gesicht zu verbergen.

      Barbara sah sich in der unordentlichen Küche um. »Wo hat Gritli denn andere Kleidung? Sie kann doch nicht frieren, bis ihre Sachen trocken sind!«

      »Das kann sie schon. Dann lernt sie ’s wenigstens. Unsereins hat ’s auch nicht besser gehabt. Und das Gritli soll ja nicht anfangen, solche Ansprüche wie die Damen aus der Stadt zu stellen.«

      »Aber wenn sie sich erkältet, kann sie nicht zur Schule kommen. Und das gefällt mir nicht, Frau Heimhofer.«

      Sie erntete einen beleidigten Blick der Großmutter, bevor die mit dem Kinn zur Küchentür hinaus deutete. »Oben in ihrer Kammer hat sie ihr Kastl mit der Wäsche.«

      Gritli zuckte im ersten Moment erschrocken zurück, als Barbara sie kur zentschlossen auf ihre Arme hob. »Zeig mir dein Kämmerchen«, bat sie. »Du mußt was anziehen. Ich tu dir ja nichts.«

      Die schmale Brust des Mädchens hob sich in großer Erregung, aber schon auf der Treppe erhaschte Barbara einen erleichterten Blick ihrer kleinen Schülerin. Bevor sie in die düstere Kammer traten, glaubte sie sogar, Gritli habe sich einmal kurz und scheu in ihre Arme gekuschelt.

      Sie kramte zerrissene Strumpfhosen und einen verwaschenen Pulli aus der Truhe und sah zu, wie Gritli hineinschlüpfte. Kaum wurde ihr wärmer, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und schaute Barbara an.

      »Wollen Sie schimpfen, Frau Lehrerin?«

      Barbara unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte sich auf das schmale Bett gehockt und schüttelte den Kopf. »Ich bin nur gekommen, weil ich wissen möchte, was du mit dem Brief gemacht hast, den ich dir für deinen Onkel mitgab.«

      »O je!« entwischte es Gritli. »O je!« Dann rannte sie hinaus und kam Sekunden später mit dem grünlichen Umschlag zurück. »Unter der Madonna auf der Kommode hab’ ich ihn versteckt.« Sie schlug die Augen nieder.

      Der Umschlag war noch geschlossen, wie Barbara es geahnt hatte.

      »Warum hast du ihn denn versteckt?«

      »Wegen Clara.«

      »Wegen Clara? Das ist die Frau, die du heute gesucht hast?«

      »Ja. Und ich möcht so gern, daß sie für immer bleibt.«

      »Heißt das, dieser Brief hätte die nette Clara verscheucht?«

      Warum stieg nur ein Lachen in Barbara auf? Galt sie bei den Heimhofers nicht als humor- und verständnislose alte Jungfer?

      »Ich hab mich so gefürchtet, daß der Sepp tobt und krakeelt, wenn er den Brief liest. Der kann so grob werden, davor hab ich Angst.«

      »Und was hat Clara damit zu tun?«

      Gritli, die schon wieder mit hochgezogenen Schultern und niedergeschlagenen Augen vor ihr stand, schwieg eisern.

      »Du kannst dich mir ruhig anvertrauen, Gritli. Ich will nicht, daß du dich fürchtest. Hier oben hört uns ja keiner, und ich sag ’s keinem, wenn du mir was zu beichten hast.«

      »Beichten? Na, beichten net, Frau Lehrerin.« Ihre Brust hob sich. »Ich hab’ doch schon gebetet, damit Clara den Sepp recht liebgewinnt. Aber wenn der krakeelt, ist er schlimm. Das wird ihr nicht gefallen. Dann läuft sie fort, auf und davon.«

      »Und das willst du nicht? Hast du sie so gern?«

      Da begann Gritli heftig zu schluchzen. »Sie ist halt gar so gut zu mir, Frau Lehrerin. Gar nicht streng wie Sie und auch nicht mürrisch wie die Großmutter. Ich wollt’ doch nur…«

      Ein wenig Liebe wolltest du, dachte Barbara. Ein kleines Stück Geborgenheit, heitere Harmonie und einen Hauch mütterlicher Wärme.

      »Du wolltest, daß sie für immer bei euch bleibt und den Onkel Sepp heiratet?«

      »Ja, dann hätt’ ich doch eine Tante. So eine wie Tante Theres, nur nicht so alt.«

      Barbara СКАЧАТЬ