Название: Verliebt in einen Engel
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781782139959
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„Sie sind also doch noch gekommen“, begrüßte sie eine klagende Stimme in ausgezeichnetem Englisch, wenn auch mit unverkennbar fremdländischem Akzent. „Ich fing schon an zu glauben, daß Sie sich unterwegs verirrt hätten.“
Ancella trat an das Bett heran. Als sie die Frau aus der Nähe sah, konnte sie ihr Erstaunen kaum verhehlen. Prinzessin Feodora mußte uralt sein. Ihr Gesicht wirkte wie zerknittertes chinesisches Pergament. Beide Backenknochen trugen Rouge Tupfer, und auch die Lippen waren blutrot bemalt. Auf dem Kopf thronte allem Anschein nach eine Perücke, in der einige Brillantsterne funkelten.
Jede Bewegung der alten Frau hatte ein wahres Feuerwerk zur Folge, wenn die Sonnenstrahlen sich in den Brillanten an den Armen und Fingern spiegelten. Den faltigen Hals zierten zwei Reihen herrlicher Perlen. Um die knochigen Schultern lag eine kostbare Zobelstola. Am Fußende des Bettes war nachlässig eine Hermelindecke zurückgeschlagen.
So alt die Prinzessin auch sein mochte; ihre Augen blickten klar und durchdringend in die Welt.
„Sie sind also Ancella Winton“, stellte sie fest, nachdem sie sie neugierig von Kopf bis Fuß gemustert hatte. „Sie überraschen mich. Ich habe kein so junges Mädchen erwartet.“
Ancella spürte ein gewisses Schuldbewußtsein. Sir Felix hatte es mit voller Absicht unterlassen, Dr. Groves gegenüber ihr Alter zu erwähnen, um diesen nicht auf den Gedanken zu bringen, sie könne für eine so verantwortungsvolle Position nicht die genügende Reife mitbringen.
„Wir wollen eine direkte Lüge vermeiden, aber auch keine ungefragten Informationen erteilen“, hatte er gesagt. „Schließlich weiß ich, daß Sie eine tüchtige und erfahrene Krankenpflegerin sind, die sich auch unter schwierigen Umständen umsichtig verhalten kann.“
„Es tut mir leid, wenn Eure Hoheit unzufrieden sind“, erwiderte Ancella, nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.
„Habe ich das vielleicht behauptet?“ gab die Prinzessin zurück. „Ich umgebe mich gern mit jungen Menschen, sofern sie sich zu benehmen wissen.“
„Dann kann ich nur hoffen, Ihrer Vorstellung zu entsprechen.“
„Sie sind eigentlich viel zu hübsch für den Beruf, den Sie sich gewählt haben“, bemerkte die Prinzessin, die Ancella nicht aus den Augen ließ. „Wie kommt es, daß Sie noch nicht verheiratet sind?“
Ancella fiel es schwer, ein Lachen zurückzuhalten. So hatte sie sich das erste Gespräch mit ihrer Arbeitgeberin nicht vorgestellt.
„Vermutlich hat mich noch niemand darum gebeten“, erwiderte sie, wobei ihr nicht entging, daß es um die Mundwinkel der alten Frau amüsiert zuckte.
„Dann müssen Sie hinter Kloster- oder Gefängnismauern gelebt haben“, war die Antwort. „Haben Sie schon gefrühstückt?“
„Ich habe lediglich im Zug eine Tasse Kaffee getrunken.“
„In diesem Fall müssen Sie hungrig sein.“
Die Prinzessin setzte eine kleine goldene Glocke in Bewegung, die auf der Bettdecke lag.
Da sich die Tür fast sofort öffnete, und die Dienerin auf der Schwelle erschien, legte die Vermutung nahe, daß diese gelauscht hatte.
„Sieh zu, daß Mademoiselle Winton etwas zu essen bekommt“, befahl die Prinzessin. „Wenn sie ausgepackt und sich umgezogen hat, möchte ich sie wiedersehen.“
Die Dienerin nickte nur. Sie schien nicht viel vom Reden zu halten. Als Ancella nach einem Knicks den Raum verließ, spürte sie fast körperlich, daß die Augen der Prinzessin ihr folgten.
Die Dienerin führte sie durch einen langen Korridor bis ans andere Ende der Villa, wo sie eine Tür öffnete und Ancella eintreten ließ. Dahinter lag ein nicht allzu großer Raum, von dessen Fenster aus man einen weiten Blick bis zur Halbinsel von Villefranche hatte, die das blaue Meer teilte. Ancella konnte sich nur mit Mühe von der Aussicht losreißen.
„Wenn ich ausgepackt und mich umgezogen habe, soll ich also sofort wieder zu Ihrer Hoheit kommen?“ fragte sie.
Wieder nickte die Dienerin nur und verschwand. Sie muß eifersüchtig sein, dachte Ancella. Sie wußte aus Erfahrung, daß langjährige persönliche Zofen Pflegerinnen oder Gouvernanten haßten, die sie als Außenseiterinnen betrachteten, die ihre Autorität in Frage stellen konnten. Wenn sie mich erst besser kennenlernt, wird sie mich sicher mögen, tröstete Ancella sich und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Es dauerte nicht lange, da klopfte es und zwei Diener brachten ihr Gepäck herein. Mit ihnen kam ein älterer Mann, der schon auf den ersten Blick den Russen nicht verleugnen konnte. Er war ziemlich häßlich mit einem großen, haarlosen und eiförmigen Kopf, hohen Backenknochen und tief in den Höhlen liegenden Augen.
Während er den Dienern ein paar schnelle Anweisungen erteilte, ließ er Ancella nicht aus den Augen. Sein abschätzender Blick schien förmlich auf ihrer Haut zu kleben.
Nachdem die Diener die Riemen ihres großen Koffers geöffnet hatten und wartend dastanden, fragte er in französischer Sprache: „Haben Sie alles, was Sie brauchen, Mademoiselle?“
Seine heisere Stimme klang ihr höchst unangenehm in den Ohren.
„Vielen Dank, ja“, erwiderte sie kühl.
„Wenn Sie einen Wunsch haben, lassen Sie es mich wissen. Ich bin Boris.“
Sie wiederholte ihren Dank, wobei sie seinem starren Blick nicht auswich, mit dem er sie offensichtlich einschüchtern wollte. Ihre Augen maßen sich stumm ein paar Sekunden, dann wandte er sich um, scheuchte die Diener aus dem Raum und verschwand. Gleich darauf schloß sich leise von außen die Tür.
Ein unsympathischer Mann, schoß es ihr durch den Kopf. Etwas Zweifelhaftes, ja Gefährliches ging von ihm aus, was sie unbehaglich stimmte, weil sie keine Erklärung dafür hatte.
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