Название: Verliebt in einen Engel
Автор: Barbara Cartland
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
isbn: 9781782139959
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„Sie sehen ganz bezaubernd aus, was immer Sie anziehen.“
„Aus Ihnen spricht der typische Mann, der glaubt, daß Kleider für eine Frau ohne Bedeutung sind“, spottete sie. „Jedenfalls denke ich, daß ich als Krankenschwester unauffällig genug wirke, damit niemand von mir Notiz nimmt.“
Sir Felix hielt das im Stillen für unwahrscheinlich, hütete sich aber, seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen, um Ancella nicht zu beunruhigen. Stattdessen erhob er sich.
„Ich muß leider wieder nach London“, erklärte er. „Da Sie Ihre nächsten Verwandten telegrafisch vom Ableben Ihres Vaters verständigt haben, dürfte der eine oder andere bereits heute Nachmittag hier eintreffen. Der hiesige Arzt hat von mir Instruktionen erhalten, sich um alle Arrangements für die Beerdigung zu kümmern, ohne Sie damit mehr als notwendig zu belästigen.“
Ancella stand ebenfalls auf.
„Nochmals vielen Dank für alles, was Sie für Papa getan haben“, sagte sie. „Und da ich weiß, daß Sie nur mein Bestes im Auge haben, werde ich Ihrem Rat folgen. Zumindest bedeutet diese Reise eine kleine Abwechslung nach dem täglichen Einerlei.“
„Falls Sie die Lage dort unerträglich finden, genügt eine Nachricht. Ich schicke Ihnen das Geld für die Rückreise, beziehungsweise hole Sie selber ab.“ Lächelnd setzte er hinzu: „Das würde mir wenigstens einen ausgezeichneten Vorwand liefern, der Riviera einen neuerlichen Besuch abzustatten.“
Drei Wochen später saß Ancella im Mittelmeerexpress, der sie weg vom kalten und schneidenden Wind des Nordens in das milde Klima der Côte d’Azur bringen sollte. Sie konnte es immer noch kaum glauben, daß es ihr tatsächlich gelungen war, sich gegen die Überredungskünste ihrer Tanten zu behaupten, die sie unbedingt zum Bleiben hatten bereden wollen.
Natürlich hatte sie sie über ihre Pläne im Unklaren gelassen, weil das unüberwindliche Schwierigkeiten nach sich gezogen hatte. Stattdessen gab sie vor, der Einladung von alten Freunden zu folgen, die in Südfrankreich lebten. Trotzdem hatte man auf jede erdenkliche Weise versucht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Angeblich schickte es sich nicht, während der Trauerzeit zu verreisen. Die Tanten hielten es zudem für völlig unpassend, daß ein junges Mädchen allein unterwegs war. Sie hielten die Begleitung einer Anstandsdame für unerläßlich. Sie meinten damit natürlich sich selber.
Die sich ständig im Kreise drehenden Argumente hatten Ancella nur noch in ihrem Entschluß bestärkt, so schnell wie möglich in den Süden zu fahren. Sie war mit Sir Felix übereingekommen, nicht unter ihrem wirklichen Namen aufzutreten. Die Familie Winn war sehr groß, und wenn auch der Graf von Medwin in den letzten Jahren zu krank gewesen war, sich in Gesellschaft zu bewegen, so mochte sie dort doch dem einen oder anderen entfernten Vetter oder Bekannten begegnen, in dem Ancella Winn gewisse Erinnerungen wachrufen wurde.
„Ich werde mich einfach Winton nennen“, teilte sie Sir Felix mit. „In einem solchen Fall ist es sicher am besten, sich eines Namens zu bedienen, der dem eigenen ähnlich ist. Ich würde sonst nie daran denken, darauf zu reagieren.“
Sir Felix hatte Dr. Groves darüber informiert, daß eine Miss Ancella Winton bereit sei, den Posten bei der Prinzessin Feodora Vesolovski anzunehmen. Sie würde am 7. Februar in Beaulieu eintreffen.
Die Mitteilung, daß ihre Freunde in der Nähe von Beaulieu lebten, hatte bei den Tanten einen wahren Entrüstungssturm verursacht.
„Aber das liegt ja dicht bei Monte Carlo“, ereiferte sich Tante Emily. „Ich will doch nicht hoffen, daß du auch nur im Entferntesten mit dem Gedanken spielst, einen Fuß in diesen Sündenpfuhl zu setzen.“
„So schlimm wird es schon nicht sein“, versuchte ihre Nichte sie zu beruhigen.
„Unser hochverehrter Bischof hat schon verschiedentlich Briefe an die Times gerichtet, um gegen die Sünde des Glücksspiels zu protestieren“, entgegnete Tante Emily. „Er hat dann auf das Elend hingewiesen, das über die Menschen hereinbricht, die sich diesem Laster hingeben.“
Ancella unterdrückte nur mühsam ein Lachen.
„Du hast wohl vergessen, daß Papa mich mittellos zurückgelassen hat und daß ich nur hundert Pfund im Jahr besitze, die noch von meiner Großmutter stammen. Ich glaube nicht, daß diese bescheidene Summe genügt, um dem Glücksspiel zu huldigen.“
„Du darfst diesen Ort nicht betreten. Hast du mich verstanden?“
„Jawohl, Tante Emily“, erklärte sie gehorsam.
„Und falls dich jemand zu einem Besuch auffordert, ist es deine Pflicht, dich zu weigern. Wenn der verehrte Bischof erfahren sollte, daß meine Nichte in Monte Carlo gesehen wurde, müßte ich vor Scham in den Boden sinken.“
„Ich werde versuchen, dir dieses Schicksal zu ersparen.“
„Das will ich hoffen“, erwiderte Tante Emily in scharfem Ton.
Ancella war sicher, daß sie es Sir Felix’ Einfluß zu verdanken hatte, daß sie erster Klasse reisen durfte. Voller Freude hatte sie die Nachricht aufgenommen, daß die Prinzessin ein Gehalt bezahlen wollte, das umgerechnet etwa 50 englischen Pfund im Jahr entsprach.
„Aber das ist ja ein kleines Vermögen“, rief sie überglücklich, als Sir Felix ihr das mitteilte.
„Dieser Meinung werden Sie nicht mehr sein, wenn Sie mit eigenen Augen feststellen, daß Monte Carlo zu den teuersten Orten Europas gehört“, entgegnete er. „Hüten Sie sich aber davor, Ihr eigenes Geld auszugeben. Sie dürfen voraussetzen, daß man für Sie bezahlt.“
„Ich sehe schon, daß es nicht leicht werden dürfte, sich wie eine unterwürfige Dienerin zu benehmen.“
„Allerdings, da Sie jedoch eine Angestellte sind, können Sie auch erwarten, daß Sie für Ihre Dienste entlohnt werden. Sie dürfen nicht aus der Rolle fallen, indem Sie aus der eigenen Tasche bezahlen, obwohl das Sache Ihrer Arbeitgeber wäre.“
Sie versprach ihm, seinen Rat zu beherzigen. Da sie sich aber reich fühlte, erstand sie ein paar neue Kleider, die sie dringend benötigte. Ohne extravagant zu sein, bemühte sie sich, mit Geschmack und Sorgfalt zu wählen, wie ihre Mutter es sie gelehrt hatte. Ihre Frage, ob sie Trauerkleidung tragen sollte, hatte Sir Felix verneint.
„Da ich den Süden kenne, weiß ich, daß Schwarz dort ungeeignet ist“, gab er zu bedenken. „Es ist zu heiß und düster, und da Sie dort von so vielen fröhlichen Farben umgeben sind, würde es Ihnen schwerfallen, sich davon auszuschließen.“
Im Vertrauen auf seinen gesunden Menschenverstand kaufte sie daher weiße und pastellfarbene Kleider. Sie hatte lediglich eine schwarze, ziemlich kostspielige Abendrobe mitgenommen, die sie nach dem Tode ihrer Mutter gekauft und kaum getragen hatte. Vielleicht ergab sich jetzt die Gelegenheit dazu, sei es auch nur, wenn man sie einlud, am hochherrschaftlichen Dinner teilzunehmen. Was sie im Übrigen in ihrer neuen Stellung erwartete, darüber konnte auch Sir Felix keine Auskunft geben. Es war sowohl möglich, daß sie wie eine etwas gehobene Dienerin behandelt wurde, die ihre Mahlzeiten allein einnahm, wie auch, daß man sie ins Speisezimmer bitten würde.
Aber darüber wollte sie sich im Augenblick nicht den Kopf zerbrechen. СКАЧАТЬ