Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten) - Edgar Wallace страница 69

Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

isbn:

СКАЧАТЬ gefiel es wenig, daß er sofort eine Unterhaltung mit ihm begann.

      »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Mylord.«

      »Um Himmels willen, nennen Sie mich nicht Mylord!« erwiderte der alte Herr grimmig. »Sie zwingen mich sonst, unhöflich zu Ihnen zu sein!«

      Aber auch ein Mann von Verlonds Art konnte den Oberst, der stets so verbindlich lächelte und die Leute mit freundlichen Blicken zu fangen wußte, nicht kurz abspeisen.

      »Ich kenne einen Ihrer Freunde«, sagte Black in einschmeichelndem Ton.

      »Sie wollen wohl sagen, daß Sie Ikey Tramber kennen, was nicht dasselbe ist.«

      Oberst Black faßte die Äußerung als Scherz auf und lächelte.

      »Er erzählt immer –«, begann er.

      »Ich weiß schon, daß er immer sehr gut von mir spricht und sagt, was für ein feiner Mensch ich sei. Die ganze Erde verliert ihren Reiz für ihn, wenn er mich einen Tag lang nicht sieht.« Er sah Black spöttisch an. »Er erzählt Ihnen wahrscheinlich auch, was für ein guter Sportsmann ich sei, welch ein treues und edles Herz in dieser rauhen Schale stecke und daß die Leute mich alle gern haben würden, wenn sie das nur wüßten. Solche Redensarten führt er doch, nicht wahr?«

      Der Oberst verneigte sich leicht.

      »Na, nichts für ungut!« meinte Lord Verlond. Dann betrachtete er den anderen eine Weile. »Sie könnten eigentlich heute abend bei mir speisen – Sie werden eine Menge Leute treffen, die Sie auf den Tod nicht leiden können.«

      »Es wird mir ein großes Vergnügen sein«, entgegnete der Oberst höflich.

      Er hoffte, zu der Besprechung zugezogen zu werden, die Lord Verlond mit Sandford zu haben schien. Hierin täuschte er sich jedoch.

      Er hätte sich nun verabschieden können, doch zog er es vor zu bleiben und sprach mit May über Kunst, wovon er nicht viel verstand. Sie war aber zerstreut und dachte an andere Dinge.

      Am liebsten hätte sie die Unterhaltung auf die Polizei gebracht – in der Hoffnung, daß Oberst Black vielleicht einen gewissen jungen Polizisten erwähnen würde. Sie hätte ja selbst nach ihm fragen können, aber ihr Stolz war zu groß. Oberst Black wechselte jedoch das Thema nicht.

      Er sprach immer noch von verlorenen Gemälden, als Lord Verlond und Sandford aus dem Arbeitszimmer zurückkamen.

      »Lassen Sie doch Ihre Tochter auch kommen«, sagte Lord Verlond.

      Sandford zögerte. »Ich bin leider heute abend nicht mehr frei – und ich sehe es nicht gern, daß sie allein geht.«

      Oberst Black sah plötzlich eine Chance für sich.

      »Wenn es sich um die heutige Abendgesellschaft handelt«, meinte er scheinbar gleichgültig, »so werde ich mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen mit meinem Wagen zur Verfügung stehen darf.«

      Sandford konnte sich noch nicht entschließen. May sollte selbst entscheiden.

      »Ich denke, die Abwechslung wird mir guttun, Vater.«

      Sie war zwar nicht sonderlich erfreut über die Aussicht, sich von Oberst Black begleiten lassen zu müssen, aber die Fahrt war ja zum Glück nur kurz.

      »Es wird mir eine große Ehre sein, bei der jungen Dame Vaterstelle zu vertreten«, scherzte Black.

      Er fing einen eigentümlichen Blick Lord Verlonds auf, der ihn scharf beobachtete, und plötzlich überkam ihn eine unerklärliche Furcht.

      »Ausgezeichnet«, murmelte der Lord, der den Blick nicht von ihm wandte. »Es ist ja nicht weit, und ich glaube, daß Sie die Fahrt gut überstehen werden.«

      May lächelte, aber der harte Ausdruck im Gesicht des alten Mannes verschwand nicht.

      »Da Sie krank sind, meine junge Dame«, fuhr er fort, obgleich May lachend protestierte, »werde ich Sir James Bower und Sir Thomas Bigland bitten, auch bei mir zu speisen. Sie kennen doch diese beiden hervorragenden Ärzte, Oberst? Ihr Freund Doktor Essley kennt sie sicher. Sie sind beide Kapazitäten auf dem Gebiet der pflanzlichen Gifte.«

      Schweißtropfen traten auf Blacks Stirn, aber sein Gesicht blieb beherrscht. Angst und Wut mischten sich in seinen Augen, aber er begegnete dem Blick des Lords herausfordernd und trotzig, ja er lächelte sogar – ein langsames, gequältes Lächeln.

      »Dann wäre die Sache also beschlossen«, sagte er fast fröhlich. Lord Verlond verabschiedete sich und lachte auf dem ganzen Weg zur Stadt in sich hinein.

      Der Lord war die Pünktlichkeit selbst. Man sagte in der Gesellschaft, daß die Sturheit dieses Mannes sich in seinem Gesicht spiegele und daß man auch die Geschichte seines Lebens in seinen Zügen wiederfinden könne. Im übrigen hatte seine scharfe Zunge ihm auch bei seinen Freunden Respekt verschafft. Allerdings war es nicht immer wirkliche Achtung. Manchmal war es eher Furcht.

      ›Freunde‹ war im Grunde auch nicht die richtige Bezeichnung für die Bekannten des Lords, denn außer Sir Isaac Tramber besaß er offenbar keinen Freund.

      ›Es gibt Leute, mit denen ich ab und zu speise‹ hatte er einmal zynisch gesagt, als die Frage der Freundschaft in seiner Gegenwart aufgeworfen wurde.

      Am Abend wartete er in der großen Bibliothek seines Hauses am Carnarvon Place. Er gehörte zu den Menschen, die jeden Tag ihres Lebens nach einer bestimmten Einteilung verbringen.

      Er sah auf seine Uhr – in zwei Minuten würde er auf dem Weg zum Empfangssalon sein, um seine Gäste zu begrüßen.

      Eine merkwürdige Einladung, dachte Sir Isaac Tramber, als er Horace Gresham erblickte. Da er sich für einen Freund des Lords hielt, wagte er es sogar, zu dem Hausherrn eine diesbezügliche Bemerkung zu machen.

      »Wenn ich Ihren Rat für meine Einladungen wünsche, Ikey«, erwiderte Verlond bissig, »werde ich Ihnen vorher ein Telegramm mit Rückantwort senden.«

      »Ich dachte, Sie könnten ihn nicht ausstehen«, sagte der junge Baronet vorwurfsvoll.

      »Selbstverständlich nicht! Ich hasse ihn sogar. Ich hasse alle Menschen. Ich würde Sie auch hassen, wenn Sie nicht so ein unbedeutender armer Teufel wären. – Haben Sie jetzt Ihren Frieden mit Mary gemacht?«

      »Ich weiß nicht, was Sie damit sagen wollen«, entgegnete Sir Isaac beleidigt. »Ich habe versucht, liebenswürdig zu ihr zu sein, doch schien das nur den Erfolg zu haben, daß ich mich in ihren Augen lächerlich machte.«

      »Aha!« Der Lord lachte. »Sie hat Sie eben durchschaut.«

      Sir Isaac sah ihn böse an. »Sie wissen doch, daß ich die feste Absicht habe, Mary zu heiraten.«

      »Es ist mir bekannt, daß Sie gern Geld erwerben möchten, ohne dafür zu arbeiten. Sie haben mir das früher schon zweimal erzählt – ich vergesse das nicht. Über solche Dinge pflege ich nachts nachzudenken.«

      »Ich wünschte, Sie würden mich nicht immer zum besten haben«, murrte Sir Isaac. »Warten Sie noch auf andere Gäste?«

      »Nein«, СКАЧАТЬ