Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026822240
isbn:
»Verlassen Sie sich da nur auf mich.«
Boyd Salter nahm eine Banknote aus der Brieftasche und legte sie auf den Tisch. Es war eine beträchtliche Summe.
»Sie werden Ausgaben haben. Bitte betrachten Sie das als eine Anzahlung.«
Mr. Downer stand auf seiner Veranda und beobachtete, wie sein Besucher den Wagen bestieg, der draußen auf ihn gewartet hatte. Dann ging er schmunzelnd in sein Zimmer zurück.
Ich werde sofort in die Stadt zurückfahren, dachte er und schaltete das Bügeleisen ein. Er bügelte sich seine Hosen immer selbst auf.
26
»Mit dem Handwerk mache ich Schluß!« sagte Scottie entschieden.
»Du bist doch nicht etwa plötzlich fromm geworden?« fragte Big Martin ängstlich.
Scottie saß auf seinem Bett in dem kleinen Haus in der Castle Street. Big Martin war derselbe, der damals nach oben geeilt war, als Andy an die Haustür geklopft hatte.
Er hieß Big Martin, weil er ungewöhnlich klein war. Es hatte eine Zeit gegeben, in der in ganz London kein geeigneterer Mann zu finden war, wenn es galt, durch ein unglaublich kleines Kellerfenster zu schlüpfen.
Aber später hatte er zu gut gelebt, immer mehr zugenommen und war nun durchaus nicht mehr in der Lage, seinen Spezialberuf irgendwie auszuüben.
Scottie war er schon in vielfacher Hinsicht nützlich gewesen. Er war ein unermüdlicher Zeitungsleser, wußte alles und ersetzte ihm ein ganzes Auskunftsbüro. Er hatte eine unglaubliche Fertigkeit, ein Haus auszukundschaften. Scottie hatte während seines abwechslungsreichen Daseins noch keinen Mann kennengelernt, der dazu geeigneter gewesen wäre.
Gewöhnlich erschien Big Martin als Hausierer an Küchentüren, unterhielt sich mit den Dienstboten und wußte ihnen so interessante Geschichten zu erzählen, daß er immer gern gesehen war. Auf diese Weise konnte er sich viele Informationen verschaffen, die für seine Auftraggeber wertvoll waren.
Scottie war über eine solche Tätigkeit erhaben. Sein Spezialgebiet waren Juwelen, denn um hier auf der Höhe zu sein, mußte man mehr Verstand und Erfahrung besitzen als Big Martin. Trotzdem war ihm der Kleine von großem Nutzen. Er hielt das Haus in der Castle Street während seiner Abwesenheit in Ordnung, erledigte kleine Aufträge, machte die Betten und konnte zur Not auch ein einfaches Essen kochen.
»Nein, fromm bin ich nicht geworden, aber vorsichtig«, brummte Scottie, hauchte seine Brillengläser an und wischte sie mit einem Bettuchzipfel ab. »Hast du schon einmal etwas von dem Wasserkrug und dem Brunnen gehört?«
»Nein«, sagte Big Martin argwöhnisch. »Was ist denn los?«
»Ich habe jetzt genug Geld gemacht, um ein anständiges Leben führen zu können.«
Big Martin legte die Stirn nachdenklich in Falten.
»Wenn du das Ding nicht drehen willst, macht es ein anderer. Sie fordert es ja direkt heraus, sie läuft herum wie ein geschmückter Christbaum.«
Es ist mein Schicksal, dachte Scottie. »Du brauchst mir nichts von ihr zu erzählen«, unterbrach er sein Nachrichtenbüro. »Ich habe sie bereits kennengelernt. Sie heißt Mrs. Crafton-Bonsor, ist aus Amerika und wohnt jetzt in Zimmer 907 im ›Great Metropolitan Hotel‹.«
»Eine Bank hätte nicht genug Geld, um ihre Perlen zu kaufen«, drängte Big Martin. »Sie sind so groß« – er zeigte die Größe mit Daumen und Zeigefinger. »Und Brillanten! So etwas hast du noch nie gesehen.«
»Ich weiß, aber sie hat sie im Hotel-Safe einschließen lassen«, meinte Scottie.
»Nein«, sagte Big Martin, »das hat sie nicht getan. Meine Kusine ist dort in der Küche beschäftigt, die weiß es. Sie schält dort nämlich Kartoffeln.«
»Wer? Mrs. Bonsor?«
»Nein, meine Kusine.«
Scottie war nachdenklich geworden. Er trommelte mit den Fingern einen Marsch auf seinen Knien und schaute abwesend ins Leere.
»Nein, ich glaube, es geht nicht, Martin«, sagte er schließlich. »Macleod würde doch gleich wissen, daß ich es war, und außerdem…« Er vollendete den Satz nicht.
Big Martin hätte es doch nicht verstanden, wenn er ihm erzählt hätte, daß er es Stella Nelsons wegen nicht tun könnte. Es wäre nicht richtig gewesen zu sagen, daß Scottie sich gebessert hätte und ein ganz neuer Mensch geworden wäre oder daß er seine früheren Missetaten bereut hätte. Der einzige Beweggrund, sich zu ändern, lag in seiner persönlichen Sicherheit. Er hatte auch wirklich keinen Grund mehr, seine Haut weiter zu Markte zu tragen. Es ging ihm gut; die große Beute aus der Regent Street hatte er gut untergebracht – einer der Käufer war obendrein ein Zeuge, der ihm bei seinem Alibi geholfen hatte. Außerdem hatte er noch größere Reserven versteckt, so daß er verhältnismäßig gut und bequem bis an sein Ende leben konnte.
»Ich werde Mrs. Bonsor einmal besuchen«, sagte er. Big Martin rieb sich vergnügt die Hände. »Ich glaube nicht, daß sie so dumm ist, wie du sie dir vorstellst. Sie kommt aus Santa Barbara – vielleicht kennt sie einige meiner Freunde an der Westküste. Da wir gerade von Freunden reden, Martin, ich habe dich gestern abend mit einem fein gekleideten Herrn aus Finnagins Lokal herauskommen sehen.«
Big Martin machte ein dummes Gesicht.
»Es war ein Zeitungsmensch.«
»Welch eine Neuigkeit«, sagte Scottie ironisch. »Als ob ich nicht wüßte, wer es war. Was wollte er denn von dir?«
»Er fragte mich über eine Sache aus, die schon vier Jahre zurückliegt«, erwiderte Big Martin. »Ich bekam damals achtzehn Monate, du weißt doch – die Geschichte mit Harry Weston.«
»Wenn er sich nicht mehr darauf besinnen konnte, hätte er es doch leicht herausbringen können. Jeder Polizist hätte es gewußt.«
»Er war sehr nett und wollte wissen, was aus Harry geworden ist.«
Scottie runzelte die Stirn.
»Als ob er das nicht wüßte, daß Harry seine sieben Jahre in Parkhurst absitzt! Na, du altes Klatschweib, was hast du denn wieder ausposaunt?«
Big Martin wurde unruhig. Was hatte er eigentlich alles gesagt?
»Und wenn ich auf der Stelle sterben sollte, ich habe nichts von dir erzählt. Er wußte, daß du hier bist und fragte, wie es deiner Hand ginge.« Scottie brummte böse. »Aber ich habe es ihm nicht gesagt. Er mag dich gut leiden, СКАЧАТЬ