Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar Wallace
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Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026822240

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СКАЧАТЬ er auf der Straße so liebenswürdig mit ihr sprach, war er im geheimen böse auf sie und hatte nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, davonlaufen zu können. Sie wünschte, sie hätte Andy wieder hassen können. Sie hatte Scottie doch nur geholfen, weil sie dachte, damit ihm zu helfen! Ihre Freundschaft konnte doch nicht so enden! Sie würde ihm schreiben.

      Sie hatte eben ›Lieber Doktor Macleod‹ geschrieben, als sie das Mädchen die Haustür öffnen hörte. Sie war in Gedanken so mit dem Brief beschäftigt, daß sie das schwache Klingeln nicht gehört hatte, und als sie nun aufschaute, sah sie in das lächelnde Gesicht Andys. Ohne darauf zu achten, daß das Mädchen dabeistand, lief sie ihm entgegen und ergriff seine Hände.

      »Bist du doch gekommen? Das war aber nicht nett von dir, Andy! Warum hast du mich im Stich gelassen?«

      »Ja, es war recht unhöflich. Aber ich werde dir jetzt auch die lustigste Geschichte erzählen – du wirst lachen, Stella.«

      Sie schien ihn selbst köstlich zu amüsieren, denn er lachte laut auf.

      »Ich will aber gar nicht lachen«, erwiderte sie eigensinnig. »Ich wollte dir eben einen schrecklich bösen Brief schreiben. Nein, du darfst ihn nicht sehen!«

      Aber er hatte den Bogen schon genommen.

      »Lieber Doktor Macleod!« Er lächelte vergnügt. »Ich würde noch etwas förmlicher geschrieben haben.«

      »Nun erzähl deine amüsante Geschichte. Ich bin ja so froh, daß du wieder da bist. Warum bist du denn fortgelaufen, Andy?«

      »Weil ich gerade Artur Wilmot die Straße entlangkommen sah. Er war so geheimnisvoll. Ich wollte seinen Beruf ergründen. Kennst du die Firma Flora?«

      »Flora?« fragte sie erstaunt.

      »Hast du nie etwas von Flora gehört? Ich dachte, dieser Name wäre allen Frauen geläufig.«

      »Ich kenne ein Hutgeschäft Flora.«

      Er nickte.

      »Flora, die berühmte Modistin, ist Artur Wilmot!« sagte er feierlich.

      Sie war sprachlos.

      »Artur Wilmot! Aber das ist doch lächerlich! Artur versteht doch gar nichts von Hüten.«

      »Im Gegenteil, er ist eine Autorität auf diesem Gebiet«, erwiderte Andy lachend. »Als ich vor einiger Zeit zu ihm kam, sah ich einen halbfertigen Damenhut auf dem Tisch liegen. Ich habe damals recht böse Schlüsse daraus gezogen. Das also ist Arturs Geheimnis. Er ist Damenhutfabrikant! Und er ist wirklich die berühmte Flora. Er besitzt drei Geschäfte in der Stadt, ich bin ihm von einem zum anderen gefolgt. Anscheinend fährt er immer abends herum, um die Geldeingänge in Empfang zu nehmen. Aber warum sollte er denn auch kein Hutmacher sein?«

      »Warte einmal.« Sie ging zu ihrem Schreibtisch und kam mit einem Brief zurück.

      »Dieses Schreiben fand ich vor, als ich zurückkam.«

      Es war eine formelle, kurze Nachricht, in der Mr. Artur Wilmot Miss Stella Nelson bat, seinem Rechtsanwalt alle Einzelheiten über ihre Finanzgeschäfte mit dem verstorbenen Mr. Darius Merrivan mitzuteilen.

      Andy las das Schreiben durch.

      Sie begegneten Artur Wilmot am nächsten Morgen im Golfklub. Er grüßte sehr kühl mit einer kleinen Verbeugung.

      »Guten Morgen, Artur«, sagte Stella liebenswürdig. »Ich habe Ihren Brief erhalten.«

      Er wurde rot.

      »Vielleicht besprechen Sie die Angelegenheit mit Mr. Vetch«, erwiderte er etwas hochmütig und ging zur Abschlagstelle.

      »O Flora«, sagte sie halblaut, aber Artur Wilmot hatte es doch gehört. Er war an dem Tag ein schlechter Golfspieler.

      25

       Inhaltsverzeichnis

      Downer kam auf dem Weg zu seinem Haus an der Polizeistation in Sea Beach vorbei und wurde auf ein Plakat aufmerksam, das draußen angeschlagen war.

      Es war gut sichtbar unter anderen Bekanntmachungen über unaufgeklärte Leichenfunde, durchgebrannte Kassierer und steckbrieflich gesuchte Personen angebracht. Er hatte aber kaum die ersten Worte gelesen, als ihm einfiel, daß er diesen Anschlag schon in der Stadt gesehen hatte.

      ›Es werden genaue Angaben gesucht über Albert Selim (mit anderem Namen Jos. Wentworth). Der Betreffende wird gesucht in Verbindung mit den Morden an Darius Merrivan und John Albert Sweeny, die in der Nacht zum 24. Juni begangen wurden.

      Selim ist ein Geldverleiher im Alter von etwa fünfundfünfzig Jahren. Er geht etwas gebückt, trägt eine goldgeränderte Brille und ist glattrasiert. Er wird wahrscheinlich versuchen, Schecks mit der Unterschrift »Jos. Wentworth« einzuwechseln. Vermutlich ist er im Besitz großer Barsummen. Jede Angabe, die zu seiner Ergreifung führt, wird belohnt. Alle Informationen sind zu richten an Dr. A. Macleod, Scotland Yard, oder an die nächste Polizeistation.‹

      Downer war ärgerlich. Alles, was ihn an Beverley Green erinnerte, verstimmte ihn. Er hatte zuversichtlich geglaubt, die Lösung gefunden zu haben, als Artur Wilmot ihm damals im Vertrauen mitgeteilt hatte, daß Stella Nelson in der Mondnacht bei Merrivan gewesen war.

      Wenn sich die Dinge so entwickelt hätten, wie Downer gehofft hatte, so wäre er restlos glücklich gewesen, soweit ihm das überhaupt möglich war. Er stand Stella nicht feindselig gegenüber, in gewisser Hinsicht bewunderte er sie sogar. Er wußte ebensogut, was man an Frauen wie an Architektur zu schätzen hatte. Es hätte ihm auch keinerlei persönliche Genugtuung bereitet, Andrew Macleod zu ruinieren, denn er achtete ihn wirklich. Nur kannte er in beruflichen Dingen keine Freunde. Wenn Downers Braut – vorausgesetzt, er hätte eine gehabt, von seinem besten Freund ermordet worden wäre, hätte er zuerst den Nachrichtenwert dieses Ereignisses abgeschätzt. Er wäre zwar sehr unglücklich gewesen, aber er hätte dennoch das Begräbnis des Opfers und die Hinrichtung des Mörders wirkungsvoll schildern können. Er war der ideale Berichterstatter und ein Vorbild für alle jüngeren Kollegen.

      Sein Häuschen lag an der Küste und bestand aus einem Wohnzimmer, einem Schlafzimmer, Bad und Küche. Er hatte noch eine große Holzveranda mit Haken für eine Hängematte und einen winzigen ›Garten‹, in dem im Herbst wilde Chrysanthemen wuchsen.

      Wenigstens wurde ihm so erzählt. Er selbst kam nur im Sommer her, also wußte er es nicht. Er öffnete die Fenster und entzündete eine Gasflamme unter einem Wasserkessel. Die Zimmer waren einfach und behaglich möbliert. Zweimal in der Woche kam die Witwe eines Fischers und brachte die Wohnung in Ordnung.

      Mr. Downer nahm Papiere aus seiner Tasche, unter denen sich auch Fahnenabzüge befanden. Er war gerade dabei, sein neues Buch zu vollenden. ›Einige theoretische Lösungen unaufgeklärter Kriminalfälle‹ hatte er es genannt. Sein Verleger, der eine große Familie hatte und natürlich ängstlich darauf bedacht war, aus dem Buch Geld zu schlagen, hatte aber den Titel geändert in ›Enthüllung geheimnisvoller Morde‹.

      Bei dem Manuskript lag ein Brief des Verlegers, den Downer am Morgen erhalten hatte.

      ›Wenn СКАЧАТЬ