Название: Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten)
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788026822240
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»Diese verdammten Beverley-Morde!« brummte Downer ärgerlich.
Aber wenn er auch ärgerlich davon sprach, konnte er doch nicht verhindern, daß sich sein Geist fortwährend mit diesem Verbrechen beschäftigte. Wenn er auf seinem geflochtenen Stuhl saß und auf das Meer schaute, wenn er an der Küste entlangging und die Spitze seines Schirms bei jedem zweiten Schritt in den Boden bohrte, oder wenn er im Bett lag und auf den Spruch über der Tür starrte, den sein Vorgänger dort angebracht hatte, so durchbrach der Gedanke an die Morde in Beverley Green immer wieder alle anderen Betrachtungen.
Zwei Männer waren ermordet worden. Wahrscheinlich war Albert Selim der Täter, über den man so gut wie nichts wußte. Albert oder X – man konnte ihn nur als eine unbekannte Größe bezeichnen – konnte nicht gefunden werden, weil er praktisch nicht existierte. Downer hatte alle Gedanken an Stellas Schuld fahrenlassen. Er erkannte, daß der Verdacht nur auf sie gefallen war, weil Andy sie beschützen wollte.
Und hier war er nun und dachte wieder über diesen verteufelten Fall nach. Er legte sich auf die andere Seite, um noch eine Stunde zu schlafen, obwohl die Sonne schon am Himmel stand und die Wand mit leuchtenden Streifen vergoldete, die größer oder kleiner wurden, wenn die Brise die Jalousien bewegte. Schließlich erhob er sich, ging in die Küche und machte sich daran, sein Frühstück vorzubereiten. Nachdem er ein Bad genommen hatte, brodelte das Wasser, und der Schinken war knusperig geworden.
Er betrat das Wohnzimmer und zog die Jalousien hoch.
»Großer Gott!« entfuhr es Downer.
Im Korbstuhl auf der Veranda saß ein Mann, der ihm dem Rücken zukehrte. Er war gut gekleidet. Der eine Schuh, den Downer sehen konnte, war von einer weißen Gamasche bedeckt, eine behandschuhte Hand lag auf dem goldenen Knopf eines Malakkastocks. Downer zog den Riegel zurück, schloß die Tür auf und ging hinaus. Er hatte ziemlich strenge Begriffe über Eigentum und über widerrechtliches Betreten fremden Grund und Bodens.
»Entschuldigen Sie«, sagte er in einem Ton, der keinen Zweifel darüber zuließ, wer sich zu entschuldigen hatte. »Sie haben sich wohl geirrt … aber das ist ja Mr. Salter!«
Salter erhob sich mit liebenswürdigem Lächeln und streckte ihm die Hand hin.
»Werden Sie mir diesen Überfall vergeben, Mr. Downer? Er ist unverzeihlich, ich weiß. Aber ich erinnere mich, daß Sie mir bei Ihrem Besuch in Beverley Hall erzählten, Sie hätten ein Häuschen in Sea Beach. Ich fürchte, ich ließ Sie damals lange warten, aber es war einer meiner schlechten Tage.« Er folgte Downer ins Haus.
»Sie wissen nicht, wie ich mich freue, Sie zu sehen«, erwiderte der Journalist herzlich. »Ich muß mich nur wegen meiner Kleidung entschuldigen. Ich bin eben erst aufgestanden.«
»Aber ich bitte Sie!« Mr. Salter hob abwehrend die Hand. »Ich habe mich zu entschuldigen. Ihr grüner Pyjama harmoniert vollkommen mit diesem entzückenden kleinen Zimmer. Ich fürchtete, daß ich zu früh kommen würde, aber – es ist elf Uhr, und Sea Beach liegt nur eine Stunde von Beverley entfernt.«
Während sich Downer anzog, sah sich sein Gast im Raum um.
»Erst gestern dachte ich«, sagte Mr. Downer durch die halbgeöffnete Tür seines Schlafzimmers, »wie schade es sei, daß ich keinen Vorwand hatte, Sie noch einmal aufzusuchen. In meinem Beruf lerne ich viele Menschen kennen, aber nur wenige machen Eindruck auf mich. Das klingt, als ob ich Ihnen ein Kompliment machen möchte. Aber ich wäre nicht so töricht, einem Mann wie Ihnen, und, wenn ich so sagen darf, von Ihrem Alter, Schmeicheleien zu sagen.«
»Und ich versichere Ihnen, daß ich Sie in Ihrem reizenden Heim nicht gestört hätte …«
»Es ist ja eigentlich nur ein Kaninchenstall«, meinte Downer bescheiden. »Aber ich bin ein Freund des einfachen Lebensstils.«
»Ich wäre wirklich nicht gekommen, wenn mir nicht Ihre liebenswürdige Art bekannt wäre, Mr. Downer.«
Downer hatte in seinem Leben selten Schmeicheleien gehört. Das war etwas ganz Neues für ihn. Sein Beruf war es, in möglichst ausdrucksvollen Worten die Taten anderer zu beschreiben. Es war ihm fremd, daß sich nun jemand gewissermaßen um seine Gunst bewarb, und er war um so mehr interessiert, als dieser Besuch einen geschäftlichen Hintergrund hatte. Mr. Salter war trotz all seiner Liebenswürdigkeit nicht der Mann, der so früh am Tag nur zu seinem Vergnügen einen Besuch machte, um sich mit ihm unterhalten zu können.
»Sie sind sicher gespannt, warum ich gekommen bin?«
Mr. Downer nickte.
»In gewisser Weise ja. Hoffentlich kann ich Ihnen einen kleinen Dienst erweisen. Wenn das der Fall sein sollte, sind Sie mir doppelt willkommen.«
»Es ist kein Dienst, um den ich Sie bitten möchte, im Gegenteil. Ich fürchte nur, meine Bitte könnte Sie beleidigen.«
Mr. Downer lächelte verbindlich.
»Es dürfte Ihnen schwerfallen, mich zu kränken.«
Boyd Salter lehnte sich in den Stuhl zurück.
»Es handelt sich um folgendes«, sagte er schließlich. »Ich möchte Sie fragen, ob Sie einen Auftrag übernehmen würden, den man eigentlich einer Detektivagentur übertragen müßte. Nun habe ich Sie aber doch verletzt.«
»Nein, das haben Sie nicht. Bedenken Sie doch, daß meine berufliche Arbeit der Tätigkeit eines Privatdetektivs sehr ähnlich ist. Er berichtet seinem Auftraggeber, und ich berichte, vielleicht in etwas besserem Englisch und mit etwas mehr Ausführlichkeit der breiten Öffentlichkeit.«
»Und mit größerer Genauigkeit, möchte ich noch hinzufügen. Und deswegen habe ich Sie einem dieser vielen Detektive vorgezogen. Auch Sie waren seinerzeit damit beschäftigt, die Morde in Beverley Green aufzuklären. Aus beruflichen Gründen haben Sie Ihre Arbeit abgebrochen, als sich die Sache in die Länge zog. Wahrscheinlich hat sie sich nicht mehr genügend bezahlt gemacht. Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen derartig materielle Motive unterschiebe. Sie leben von Ihrer Arbeit, und ich nehme an, daß sich Ihr Aufenthalt und Ihre Tätigkeit nach den jeweiligen Wünschen Ihrer Auftraggeber richten.«
Mr. Downer nickte.
»Was würden Sie dazu sagen, wenn ich Sie bäte, wieder nach Beverley Green zu kommen und Ihre Nachforschungen fortzusetzen? Ich möchte gerne mehr erfahren, als ich augenblicklich weiß. Besonders möchte ich entdecken, was hinter dem Einbruch in Beverley Hall steckt. Was wollte der Mann in meinem Haus? War unser Freund, Doktor Macleod, eingeweiht in … in dieses … Verbrechen? Und was weiß Doktor Macleod? Hat er Anhaltspunkte über Albert Selim, die er seiner vorgesetzten Behörde noch nicht mitgeteilt hat? Wo ist Miss Stella Nelson geblieben?«
»Ich glaube, ich kann mit den Antworten gleich beginnen.«
Mr. Downer erzählte ihm von dem Haus in der Castle Street und von Stellas geheimnisvollem Besuch dort.
»Wer ist denn der Kranke?« fragte Boyd Salter, aber hierüber konnte Downer auch keine Auskunft geben.
»Ich glaube, Sie werden entdecken, daß es der Mann ist, der bei mir einbrach.«
Downer sah ihn erstaunt an.
»Natürlich! Warum habe СКАЧАТЬ