Название: Karin Bucha Staffel 5 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740930264
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»Ich glaube, sie liebt mich.«
»Hast du es endlich gemerkt«, unterbricht Reincke ihn erfreut.
»Sie braucht sich gar keine Hoffnungen zu machen«, sagt Karsten schroff und unnachsichtig gegen sich selbst, denn eine Stimme will sich in ihm erheben, die für Eva-Maria spricht.
»Ach, du lieber Gott«, stöhnt Reincke tief auf. »Wie können sich zwei Menschen das Leben so schwer machen.«
»Verzeih!« Diesmal ist Karstens Stimme kühl und abweisend. »Du vergißt, was hinter mir liegt.«
Reincke beugt sich vor. »Um so mehr müßtest du das reine Herz dieser Frau zu schätzen wissen«, sagt er eindringlich. »Darf ich dir ein Geständnis machen, da wir eben beim Großreinemachen sind: Auch ich habe Marion geliebt –«
»Du –?« unterbricht Karsten den Freund entsetzt.
»Ja – ich, alter Junge. Ich habe es ihr gestanden, als ich noch nicht ihre ganze Verworfenheit kannte. Später wurde das Gefühl für sie kälter und kälter. Aber ich gebe ehrlich zu, es hat mir auch sehr weh getan. Trotzdem versichere ich dir, ich werde die anderen Frauen nicht dafür büßen lassen, was eine einzige schlechte verbrochen hat. Ich gebe zu, daß ich beinahe auf dem Weg dazu war. Noch rechtzeitig habe ich das Ungerechte meiner Handlung erkannt.«
Reincke schweigt, sieht einen entzückenden rotblonden Wuschelkopf vor sich, der nichts von einem Kätzchen an sich hat, sondern von herzerfrischender Natürlichkeit ist, wenngleich er es ihr gegenüber als »Frechheit« bezeichnet.
»Und – was hat dich von dieser Liebe geheilt – außer die Erkenntnis, daß Marion schlecht war?« fragt Karsten beunruhigt.
»Eine neue Liebe!« Reincke erschrickt förmlich vor seinen Worten. Du lieber Gott. Liebt er diese kleine freche Person wirklich? Aber ja! Er liebt sie. Aber es ist ein ganz anderes Gefühl, als das was er für die schöne Marion empfand. Er hat das Gefühl, die ganze zierliche Person in den warmen Schutz seiner Persönlichkeit zu nehmen, sie zu verwöhnen.
»So ist das«, murmelt Karsten, und dann blickt er den Freund ratlos an. »Du meinst, eine neue Liebe wäre die beste Medizin?«
Reincke machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, so meine ich das nicht, lieber Uli. Du müßtest selbst lieben, aber, ich gebe zu, dazu bist du nicht mehr fähig.«
Warum nicht – mochte Karsten aufbrausen –, wenn ich schon ein neues Leben beginne, warum nicht an der Seite einer wertvollen Frau?
Entschlossen erhebt er sich. »Ich werde Eva-Maria um ihre Hand bitten«, sagt er mit der Miene eines trotzigen Kindes. »Warum soll sie nicht wenigstens glücklich sein?«
»Wenn sie dich nimmt«, wirft Reincke trocken hin. Aber darauf antwortet Karsten nicht. Der Gedanke hat sich in ihm festgefressen. Die Vorwürfe haben ihn bis ins Herz getroffen. Er kommt nicht mehr los davon.
*
Karsten verbringt eine Nacht, die mit zu den unruhigsten seines Lebens zählt. Er erwägt das Für und Wider dessen, was er zu tun beabsichtigt.
So steht er am nächsten Morgen in dem eleganten Geschäft Eva-Marias und läßt sich von der ältlichen Hilfe melden.
Er wird in einen gemütlichen Salon geführt, angefüllt mit Kostbarkeiten, ohne daß der Raum dadurch aufdringlich wirkt. Aber er ist das Spiegelbild des guten Geschmacks seiner Besitzerin. Schon das erwärmt Karsten für die Frau, die bei ihrem Eintritt leicht zusammenschreckt, so zerquält sieht sein Gesicht aus.
»Sie wünschen?« fragt sie geschäftsmäßig, denn sie glaubt, er wolle etwas fur seine Arbeiten erwerben.
»Sie allein sprechen, Eva-Maria.«
»Bitte nehmen Sie Platz.« Sie weist auf die Sessel mit der weichen Polsterung und den geschwungenen Beinen. Behutsam setzt er sich nieder. »Wir sind allein. Mein Onkel ist an die Luft gegangen. Er wird nicht sogleich zurückkehren.«
Wie verändert sie sich – sinnt er –, wo ist das Strahlen der schönen Blauaugen hingekommen?
»Ich habe sehr viel über Ihre Worte von gestern nachgedacht –«
Sie macht eine Bewegung, als wolle sie ihn unterbrechen, doch unbeirrt fährt er fort. »Lassen Sie mich aussprechen, Eva-Maria.
Schon oft habe ich beobachtet, wie sehr Sie zu helfen und zu trösten verstehen. Wollen Sie einen gemütskranken Mann heilen?«
»Ich verstehe – Sie nicht.« Alles Blut drängt ihr zum Herzen. Sie preßt die Hand darauf.
»Werden Sie meine Frau, Eva-Maria. Wenn Sie mich lieben, werden Sie mir beweisen können, daß die Liebe einer Frau nicht nur aus Berechnung und aus frevelhaftem Spiel besteht.«
»Ich soll –?« Sie bricht ab, weil die Stimme ihr nicht gehorchen will. Sie tritt an das breite Blumenfenster, starrt aus blinden Augen in den wunderschönen Sommertag. Sie fühlt seinen Blick förmlich in ihrem Rücken, ja, körperlich spürt sie ihn.
Warum Onkel Charly nicht da ist? Er würde ihr raten. Doch zugleich erkennt sie, daß sie hier ganz allein entscheiden muß. Nicht einmal der geliebte Onkel Charly würde ihr helfen können, vielleicht auch nicht wollen.
Auch ein kleiner Triumph steigt in ihr empor. Hat Onkel Charly nicht immer behauptet, es gäbe keinen Weg von ihm zu ihr. Und nun wartet er auf ein einziges Wort, ein »Ja«, und alles kann gut werden.
Langsam dreht er sich um. Sein leise mahnendes »Eva-Maria« hat sie völlig überhört.
»Gut, ich bin bereit, Ihre Frau zu werden, Ulrich Karsten. Nicht aus Berechnung, ich scheue nicht, Ihnen zu sagen, daß ich Sie liebe. Ich will Ihnen beweisen, was Frauenliebe, ehrliche Frauenliebe vermag.«
Er erhebt sich, und so stehen sie sich gegenüber. Ein merkwürdiges Brautpaar. Er küßt ihr die Hand, höflich und achtungsvoll, und sie sieht mit verträumten Augen auf das gesenkte Haupt und möchte am liebsten darüber hin streichen.
»Dann bitte ich dich, bleib’ hier, bis Onkel Charly kommt«, ohne Scheu fließt ihr das »Du« von den Lippen. Hat sie ihn nicht schon hundertmal, nein, tausendmal in Gedanken mit »du« angeredet?
»Ich danke dir, Eva-Maria.« Plötzlich drängen sich viele lieben Worte auf seine Lippen, aber er wagt nicht, sie auszusprechen.
Als Charly Harris heimkehrt, findet er ein Brautpaar vor, das sich nett unterhält, das weder Zärtlichkeiten tauscht, noch heimliche Händedrücke wechselt.
Mit Ulrich Karsten ist er allerdings einverstanden, denn er liebt ihn wie einen Sohn. Aber er glaubt einfach nicht daran, daß er seine Nichte glücklich machen wird.
»Sie wissen wohl«, sagt er, als Eva-Maria einmal das Zimmer verläßt, um nach dem kaltgestellten Sekt zu sehen, »daß Eva-Maria sehr reich ist? Sie hat nicht nur von ihren Eltern ein ordentliches Stück Geld geerbt. Sie wird auch meine Erbin sein.«
»Das weiß ich nicht«, wehrt Karsten bedrückt ab. »Das Gegenteil wäre mir lieber. Ich bin durchaus in der Lage, meiner Frau ein sorgloses Leben zu bieten.«
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